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Mehr als 20.000 Autos mit neuen 'alten' Kennzeichen in NRW

Mehr als 20.000 Autos mit neuen 'alten' Kennzeichen in NRW

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neue/alte Autokennzeichen in Wattenscheid, Besuch bei den Schildermachern Foto: Gero Helm / WAZ FotoPool
Die Wiedereinführung früherer Autokennzeichen von Ahaus (AH) bis Witten (WIT) hat bereits über 20.000 Autohalter in NRW dazu gebracht, ihr Auto mit einem solchen Orts-Kürzel zu versehen. Vor allem im Kreis Wesel ist der Andrang vergleichsweise hoch.

Essen. 

Im Kreis Wesel sah man sich zu einem Wortspiel inspiriert: „Oft sind es die eMOtionalen DINge, die den nachhaltigsten Eindruck bei den Menschen hinterlassen“, heißt es in einer kürzlich verbreiteten Pressemitteilung zur Verbreitung der neuen Kennzeichen für Moers und Dinslaken. Die verkündete, dass man in der Zulassungsstelle des Kreises davon ausgehe, bis Ende Februar bereits 8500 Mal die neuen Nummernschilder MO und DIN ausgeben zu haben. In gut 3000 Fällen ließen Autohalter ihr bisheriges WES-Kennzeichen sogar eigens austauschen.

Wenn das tatsächlich Ausdruck von Heimatgefühl ist, dann ist der Kreis Wesel für immerhin einige Tausend Autohalter kein Ort, mit dem man sich identifiziert hat. Insgesamt 14 neue Orts-Kürzel sind mittlerweile in NRW wieder verfügbar – wobei „neu“ eigentlich „alt“ meint, denn das Kennzeichensystem mit Orts-Kürzeln wie LP, JÜL oder BOH war in Deutschland erstmals 1956 eingeführt worden; im Zuge verschiedener Gebietsreformen verschwanden zahlreich Orte von den Auto-Kennzeichen. Seit dem 1. November vergangenen Jahres kann man nun wieder bundesweit in Vergangenem schwelgen. Sofern die örtliche Politik ihr Okay dazu gibt.

Keine Lobby für BÜR – aber noch reichlich Altfahrzeuge

Das ist nicht überall der Fall. Der Kreistag in Paderborn beispielsweise hatte die Wiedereinführung mit Mehrheit abgelehnt. Das Kennzeichen BÜR für Büren findet sich aber trotzdem noch – auf „Altfahrzeugen“, überwiegend aus der Landwirtschaft, sagt Kreissprecherin Michaela Pitz. Von den etwa 215.000 Fahrzeugen im Kreis Paderborn tragen noch 726 das BÜR an Front und Heck. Auch der Hochsauerlandkreis mochte den Städten Arnsberg, Brilon und Meschede nicht zu eigenen Kennzeichen-Weihen verhelfen, die es mit AR, BRI und MES bis vor etwa 40 Jahren mal gegeben hat. Das Kürzel „HSK“, entschied der Kreistag dort bereits im vergangenen Juni, „ist eine von allen akzeptierte Marke“.

Anders im Kreis Recklinghausen. CAS und GLA prangt dort nun – Stand Mitte Februar – auf zusammen fast 4500 Fahrzeugen. Mit einem leichten Übergewicht für Castrop-Rauxel. Der Lokalpatriotismus ist dort offenbar etwas stärker ausgeprägt als in Gladbeck, wo 852 Autohalter ihr bisheriges RE-Nummernschild extra eingetauscht haben; in Castrop-Rauxel sind es bis dato 200 mehr. Insgesamt – also mit den Neuanmeldungen – werden dort aktuell zusammen 4461 CAS- und GLA-Kennzeichen gezählt.

Fast 4000-mal Wanne-Eickel auf dem Nummernschild 

Gemessen an der Gesamtzahl der Fahrzeuge ist den meisten Autohaltern in NRW ihr Nummernschild offenbar reichlich egal. Alleine im Kreis Recklinghausen sind 407.716 Autos gemeldet. Im Vergleich zur Gesamtzahl der Fahrzeug-An- und Ummeldungen seit dem 1. November liegt der Anteil der CAS- und GLA-Autos bei jeweils um die zehn Prozent. Gemessen am Gesamtbestand aller Autos, Last- und Lieferwagen und motorisierten Zweiräder kommt man in Bochum derzeit auf noch nicht mal zwei Prozent Fahrzeuge mit dem neuen – alten – Kennzeichen WAT. Das Kennzeichen WAN für Wanne-Eickel ist aktuell knapp 4000 mal vergeben, davon gar 3112-mal im Austausch für das bisherige HER für Herne.

In Bochums Nachbarstadt Witten werden aktuell 3409 Fahrzeuge mit Kennzeichen WIT gezählt, davon 65 aus dem „Altbestand“. 105 Fahrzeughalter haben sich das WIT auf die Schilder prägen lassen, obwohl sie gar nicht in Witten wohnen. In Lippstadt im Kreis Soest werden aktuell gut 2500 Fahrzeuge gezählt, die sich mit LP schmücken. Die Statistik zeigt: 77,5 Prozent der Halter wohnen auch in Lippstadt. Der Rest in anderen Kreisgemeinden – „nur in Wickede/Ruhr ist noch kein Auto mit LP-Kennzeichen zugelassen“, sagt Kreissprecheirn Franca Großevollmer. Vielleicht ein Ausdruck für regionale Rivalitäten. Oder einfach dafür, dass man in Wickede sein Geld nicht für Kennzeichen-Spielchen ausgeben mag. Im Kreis Unna trugen Anfang Februar bereits 2 Prozent der 52.000 in Lünen zugelassenen Fahrzeuge das wieder aufgelegte Kennzeichen LÜN.

Autovermieter Hertz hat kein Herz für Jülich

Im Münsterland sind die Menschen traditionell etwas zurückhaltend, das war auch in punkto Kennzeichen so. Der Kreis hatte die Nummernschilder AH für Ahaus und BOC für Bocholt erst am 7. Dezember dem Bundesverkehrsminister „nachgemeldet“. In der Zulassungsstelle sind den Zahlen nach bis dato keine keine Überstunden nötig: 1185 Autohalter haben das BOR mittlerweile gegen BOC getauscht, was manche auch als nachträgliche Rache interpretieren. Bocholt ist zwar die größte Stadt des Kreises, wurde aber 1975 bei der kommunalen Neugliederung von Borken als Sitz der Kreisverwaltung ausgespielt. In Ahaus fanden sich bis dato 800 Fahrzeughalter, mit Lust auf einen „AH“-Effekt am Auto.

Die Stadt Jülich im Kreis Düren hat seit dem 17. November wieder ein eigenes Kfz-Nummernschild. Bis dato wurde es für 2874 Fahrzeuge vergeben – von 14.758 Auto-Anmeldungen seit Mitte November. Die Zahl zeigt, der Autovermieter Hertz hat kein Herz für JÜL; das Unternehmen lässt seine Mietwagen traditionell mit Kennzeichen DN zu.

Ein BLB steht für den Altkreis Wittgenstein

In Bad Berleburg im Kreis Siegen-Wittgenstein hätte man auch in den vergangenen Jahre noch denken können, das Kennzeichen BLB sei aktuell: fast 880 Fahrzeuge trugen noch ein solches Nummernschild. Seit dem 1. November vergangenen Jahres sind 1022 Fahrzeuge hinzugekommen, sagt Kreissprecher Torsten Manges: „BLB war in der Vergangenheit das Kennzeichen für den Altkreis Wittgenstein mit den Kommunen Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück.“

Als bisher letzte Kommunen in NRW wird der Eifel-Ort Schleiden in Kürze zu Nummernschild-Ehren kommen, heißt es im NRW-Verkehrsministerium. „Mit der Freigabe wird bis Ende Februar gerechnet“ – dann ist auch das Kennzeichen SLE wiederbelebt. Bernhard Meier, Sprecher vom Kreis Euskirchen, zählte zuletzt 786 Reservierungen, bei 88.000 Fahrzeugen im Kreis, die allerdings ebenfalls großteils zu Autovermietern gehören (Avis und Budget). Meier geht davon aus, dass vor allem Autohalter aus der Eifel das neue Kennzeichen wählen. Aber für Autohalter aus Euskirchen, Weilerswist oder Zülpich sei das SLE attraktiv, meint Meier. Wobei es dabei nicht um die drei Buchstaben am Anfang gehe, sondern um die Zahl am Ende. „Das neue Kennzeichen ist die Chance, an eine der selten 1er-Nummern zu gelangen“, erklärt Meier: An solche Nummernschilder komme man normalerweise nicht ‚ran. „Die werden zum Teil in den Familien vererbt“.