Wuppertal. Manche Leute sehnen sich schon am Morgen nach dem Feierabend. Sie haben die Freude an ihrem Job verloren, sind unmotiviert und erledigen ihre Arbeit nur noch widerwillig. Wichtig ist, nicht in der Resignation zu verharren. Manchmal hilft schon ein Gespräch mit dem Chef.
Manche Leute sehnen sich schon am Morgen nach dem Feierabend. Sie haben die Freude an ihrem Job verloren, sind unmotiviert und erledigen ihre Arbeit nur noch widerwillig. Die Gründe für so einen Durchhänger können vielfältig sein. «Wir beobachten, dass vor allem einseitige Tätigkeiten, bei denen man wenig Handlungsspielräume und wenig Mitbestimmungsrecht hat, zu Frustration führen», sagt Rainer Wieland, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Bergischen Universität Wuppertal. Aber nicht nur Langeweile kann dazu führen, dass man die Lust am Arbeiten verliert. «Manchmal liegt auch ein Gefühl der Überforderung zugrunde. Wenn die Fähigkeiten dauerhaft geringer als die Anforderungen sind, führt das ebenfalls zu Resignation», sagt Wieland.
Was auch immer das Motivationstief ausgelöst hat – oft entwickelt es sich zum Selbstläufer. «Je weniger Freude man an seiner Arbeit hat, desto weniger setzt man sich dafür ein. Und je weniger Einsatz man im Job bringt, desto weniger Spaß macht er», beschreibt Wieland den Teufelskreis. Hinzu komme, dass ein berufliches Motivationstief sich meistens auch negativ auf das Privatleben auswirke. «Es ist daher wichtig, dass man nicht in seiner Resignation verharrt, sondern aktiv wird», sagt der Psychologe.
Was stört mich?
Um ein Motivationstief zu überwinden, sollte man sich erst einmal darüber klarwerden, was einen stört. «Man sollte herausfinden, ob es vielleicht die Tätigkeit selbst, ein Kollege oder das Verhältnis zum Vorgesetzten ist, was einem den Spaß verdirbt. Wenn man das erst einmal weiß, ist schon viel gewonnen», sagt Wieland.
Karrierecoach Hermann Refisch aus Frankfurt am Main empfiehlt, auch die eigenen Anteile an der unbefriedigenden Situation kritisch zu beleuchten. Wer täglich mit einem Regenwettergesicht im Büro auftauche und seine Arbeit lustlos erledige, müsse damit rechnen, dass auch sein Umfeld auf diese Stimmung reagiere. «Dann bekommt man vielleicht auch keine spannenden neuen Projekte mehr, weil die Kollegen den Eindruck haben, dass man darauf ohnehin keine Lust hat», gibt Refisch zu bedenken.
Wichtig sei zudem zu überlegen, warum man diesen Job überhaupt noch macht, wenn man ihn so furchtbar findet. Meistens stoße man so auf Argumente, die die Stelle in einem anderen Licht erscheinen lassen, wie beispielsweise ein festes Gehalt oder ein kurzer Arbeitsweg. «Um sich solche Gründe in Durchhängephasen immer wieder in Erinnerung zu rufen, hilft ein kleiner Talisman. Arbeitet man beispielsweise für seine Familie, könnte man ein Familienfoto oder ein selbst gemaltes Bild der Kinder auf seinem Schreibtisch platzieren», schlägt Refisch vor.
Der Karrierecoach empfiehlt Betroffenen, Eigeninitiative zu zeigen. Bekomme man beispielsweise von seinem Vorgesetzten kein ausreichendes Feedback, könne man selbst die Initiative ergreifen und um ein Mitarbeitergespräch bitten. «Dadurch wird der Chef auch dafür sensibilisiert, dass er mehr Rückmeldung geben muss – und man selbst fühlt sich meistens besser, wenn man eine Einschätzung der eigenen Leistung bekommen hat», sagt Refisch. Zudem sollte man prüfen, ob im eigenen Unternehmen berufliche Veränderungen möglich sind. Im Gespräch mit dem Vorgesetzten oder dem Personalentwickler könnten sich möglicherweise naheliegende Alternativen finden lassen.
Positive Ausstrahlung
Doch die Arbeitszufriedenheit lässt sich auch außerhalb des Arbeitsplatzes verändern. «Man kann sich das so vorstellen: Wenn man frisch verliebt ist, dann ist es überhaupt nicht mehr wichtig, ob der Job besonders spannend ist. Man wird trotzdem mit guter Laune zur Arbeit gehen, und weil man so eine positive Ausstrahlung hat, werden auch die Kollegen und Vorgesetzten positiv auf einen reagieren», sagt Refisch. Wer sein Herz bereits verschenkt hat, könne in einem Ehrenamt, einem Hobby oder einem kleinen Nebenjob positive Erlebnisse und Bestätigung suchen.
Manchmal scheint allerdings auch eine neue Stelle der beste Ausweg aus dem Motivationstief. «Auch in Krisenzeiten gibt es durchaus Bewegung auf dem Arbeitsmarkt und man findet Möglichkeiten, sich beruflich zu verändern», sagt Refisch. Dennoch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass in einer neuen Firma nicht unbedingt alles besser wird. «Wer einen Neuanfang wagen möchte, der muss außerdem auch bereit sein, sowohl mit dem Erfolg als auch mit dem Misserfolg dieses Versuchs zu leben», mahnt Refisch. (ddp)