Es ist die letzte Ausgabe von Markus Lanz vor der Bundestagswahl. Und sie sollte es in sich haben.
Vor allem bei einem Thema entbrennt in der Runde bei Markus Lanz am Donnerstag eine hitzige Diskussion. Und um die Frage: Was wusste Olaf Scholz darüber?
Markus Lanz: „Scholz weicht dieser Frage seit Wochen aus“
Markus Lanz und Journalist Robin Alexander wollen es an diesem Abend wissen. Kannte der SPD-Spitzenkandidat den umstritten Wahlwerbespot der Sozialdemokraten, der gegen enge Vertraute von Armin Laschet austeilte, vor seiner Veröffentlichung?
+++ Olaf Scholz will Wähler ködern – doch sein Versuch geht in die Hose: „Das ist schizophren“ +++
Einer, der diese Frage beantworten können müsste, ist SPD-Chef Norbert Walter-Borjans. Er gibt in der ZDF-Talkrunde zu Protokoll, dass er den Spot gesehen und ihm seine Rückendeckung gegeben habe. Olaf Scholz hingegen „weicht dieser Antwort seit Wochen aus“, stellt Robin Alexander fest.
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Die Gäste bei Markus Lanz am 23.09.2021:
- Norbert Walter-Borjans (Co-Chef der SPD)
- Lucia Puttrich (CDU-Politikerin und Mitglied des Bundesrats)
- Robin Alexander (Journalist)
- Julius van de Laar (Strategieberater)
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Norbert Walter-Borjans will sich zunächst nicht festlegen. Man habe nicht im gleichen Raum gesessen, als der Spot den SPD-Vertretern von der Agentur vorgestellt worden sei. Das Ganze habe virtuell stattgefunden.
Deshalb könne er sich nicht zu hundert Prozent erinnern, aber: „Ich glaube sagen zu können, dass er an diesem Morgen nicht dabei war“, so Walter-Borjans vage. Später sollte er sich zu deutlich direkten Angriffen hinreißen lassen.
Markus Lanz: Dieses Video erhitzt die Gemüter
Hintergrund der Diskussion ist ein Wahlwerbespot, den die SPD vor Wochen veröffentlichte. Darin greifen die Sozialdemokraten einige Vertraute und Mitarbeiter von Armin Laschet wie Friedrich Merz und Hans-Georg Maaßen direkt an.
Zielscheibe der Kritik wird aber auch der NRW-Staatssekretär, also Mitarbeiter von Armin Laschet, Nathanael Liminski. Sein Bild findet sich wie das der anderen CDU-Politiker auf einer Matroschka-Figur wieder. Dazu heißt es in dem Clip: „Erzkatholische Laschet-Vertraute, für die Sex vor der Ehe ein Tabu ist“:
Als „Negative Campaigning“ bezeichnet Markus Lanz das Video, „etwas, was es so in Deutschland noch nicht oft gegeben hat.“ Dem widerspricht Norbert Walter-Borjans, bekommt jedoch sofort Gegenwind von Robin Alexander.
Markus Lanz: „Verstößt gegen ein Tabu, das man nie angekratzt hat“
Der Spot „verstößt gegen ein Tabu, das man in der Bundesrepublik nie angekratzt hat“, so der 46-Jährige und zwar, dass die Religion eines Mitarbeiters eines Kanzler-Kandidaten negativ thematisiert werde.
„Dass die SPD die Konfession von einem Menschen gegen einen wendet“, habe selbst in der SPD für Entsetzen gesorgt, erklärt der Journalist.
SPD-Chef schießt scharf bei Markus Lanz: „Steile These“
Norbert Walter-Borjans gibt zu, dass das Video innerhalb der Partei kontrovers diskutiert worden sei, kommt aber auch zu dem Schluss: „Hier geht es nicht um eine Person und ihre religiöse Bindung, sondern um eine Person an der Spitze der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, der diese Grundhaltung zu einer erzkonservativen politischen Grundhaltung der Staatskanzlei und der Landesregierung macht.“
„Das ist jetzt aber eine steile These“, entfährt es Robin Alexander. Doch Walter-Borjans geht noch einen Schritt weiter und spricht von Verbindungen zwischen Nathanael Liminski und des erzkonservativen und politisch rechts verorteten Religionseinrichtung „Opus Dei“.
Markus Lanz hält es dabei kaum mehr auf seinem Stuhl.
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Robin Alexander will es genau wissen: „Sie sagen gerade, der Chef der Staatskanzlei von NRW hat Verbindungen zu Opus Dei?“
Walter-Borjans will daran keinen Zweifel aufkommen lassen, spricht von „Äußerungen dazu, dass man sich davon nicht distanziert.“
Belege dafür nennt er keine, verteidigt jedoch die Entscheidung der SPD-Spitze für die Veröffentlichung des Videos. Der SPD-Chef warnt in diesem Zusammenhang vor einem konservativen Ruck, der durch eine Wahl von Armin Laschet in die Bundesregierung gelangen könnte.
CDU-Politikerin spricht bei Markus Lanz Klartext: „Skrupellos“
Lucia Puttrich wählt daraufhin drastische Worte in Richtung der SPD: „Es ist schlicht und einfach geschmacklos einen Menschen persönlich anzugreifen. Insbesondere jemanden, der nicht einmal kandidiert“, so die CDU-Politikerin und weiter: „Ich finde das skrupellos.“
Dass das Video produziert und unter anderem von der SPD-Spitze abgenickt wurde „lasse tief blicken“, so Puttrich.
„Diese Äußerung von Laschet ist genauso schlimm“
Das Video ist bei Markus Lanz nicht der einzige Tabubruch, über den die Runde diskutiert. Den Vorwurf des „Negative Campaignings“ richtet Walter-Borjans später an die CDU und beschwert sich darüber, dass Armin Laschet wiederholt im Wahlkampf behauptet, die SPD hätte schon immer auf der falschen Seite gestanden.
„Diese Äußerung von Laschet ist genauso schlimm“, gibt Robin Alexander ihm recht und weiter: „Das geht nicht. Das ist der alte Vorwurf: Sozialdemokraten sind nur halbe Patrioten.“
Als „unmöglich“ stuft der Journalist das Vorgehen ein. Es sind hitzige Worte kurz vor der Bundestagswahl. Einem Rennen, das enger kaum sein könnte. Wie eng es ist, kannst du hier verfolgen >>>