Neues Buch stellt die 100 luxuriösesten Traumreisen vor
Traumreisen sind teuer und bleiben häufig Träume. Jochen Müssig, Reisejournalist und Autor kennt dieses Problem und hat ein Buch darüber geschrieben: „Was kostet die Welt – Die 100 exklusivsten Reisen, die man sich leisten können müsste“.
Traumreisen bleiben ganz oft vor allem eines: ein Traum. Viel zu selten kann man sie sich leisten, Luftschlösser zerplatzen an den Kanten der Scheckkarte, die einfach nicht genug Geld aus dem Automaten ziehen kann. Wir sprachen mit Jochen Müssig, Reisejournalist und Autor des Buches „Was kostet die Welt – Die 100 exklusivsten Reisen, die man sich leisten können müsste“, über eine Nacht für 61.000 Euro, ein Bad mit Riffhaien und eine Herzensangelegenheit.
Die Welt kostet 3,5 Billiarden Dollar – das haben, so können wir in Ihrem Buch lesen, Astrophysiker berechnet. Seien Sie ehrlich, Sie mussten bestimmt auch erst einmal nachschlagen, wie viele Nullen diese Zahl hat.
Jochen Müssig: Das musste ich, ja (lacht). Ich bin auf die überraschende Zahl von 14 Nullen gekommen, hinter der 3,5.
Wie kommt man auf 3,5 Billiarden Dollar?
Müssig: Da bin ich nicht der Experte. Die Zahl diente als Aufhänger für das Buch und wurde von einer Forschungsgruppe rund um den Astrophysiker Greg Laughlin von der kalifornischen Santa-Cruz-Universität veröffentlicht, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Welt zu vermessen. Nicht geopolitisch, sondern eben monetär. Heraus gekommen ist diese Zahl, die natürlich komplett jenseits der menschlichen Vorstellungskraft liegt.
Deswegen wenden wir uns dem schönen Thema Reisen zu. Damit kann jeder etwas anfangen.
Müssig: Gerne. Ich glaube übrigens nicht, dass diese Branche in den 3,5 Billiarden Dollar überhaupt enthalten ist. Professor Laughlin hat sich dann doch eher mit Bodenschätzen, Industrie und menschlichem Wissen auseinandergesetzt.
Dabei kann man doch viel Geld ausgeben, wenn man sich die Welt anschauen will. Sie stellen in Ihrem Buch die 100 exklusivsten und luxuriösesten Reisen vor, die man sich leisten können müsste. Wie kam es zu dieser Idee?
Müssig: Ich bin als Reisejournalist seit rund 30 Jahren in der Weltgeschichte unterwegs, da sammelt sich dann schon ein kleiner Erfahrungsschatz an. Und dann überlegt man, was man den Leuten vielleicht noch nicht erzählt hat. Ich war in einem hoch exklusiven Hotel untergebracht, als die Idee aufkam, einen Führer zu machen rund um Reisen, die sich ein Normalbürger wohl nie, nie wird leisten können. Wir wollen mit Hilfe des Buchs einfach mal durchs Schlüsselloch schauen.
Was war denn Ihre spektakulärste Reise?
Müssig: Das war ein Segeltörn über den Indischen Ozean zur Insel Aldabra. Dieses Atoll gehört politisch zu den Seychellen, liegt aber unglaublich weit abgelegen. Es ist kaum zu bereisen, weil es dort keinen Flughafen gibt. Man muss einen mehrtägigen Segeltörn in Kauf nehmen, um dorthin zu gelangen.
„Viele Dinge oder Momente kosten nichts – oder sind unbezahlbar“
Aber es lohnt sich.
Müssig: Es lohnt sich auf jeden Fall. Es war eine Reise in die vorzeitliche Geschichte der Erde. Aldabra ist Weltnaturerbe, dort gibt es die größte Population von Riesenschildkröten. Wenn man ins Wasser geht, kommen in Nullkommanichts Riffhaie, die aber völlig harmlos sind. Man kann mit ihnen schwimmen. Trotzdem ist es erst mal ein mulmiges Gefühl, wenn man die ganzen Flossen um sich herum sieht, wie in diesen Horrorfilmen (lacht). Das war meine spektakulärste Reise, aber nicht die teuerste. „Spektakulär“ hat für mich nichts mit Geld zu tun, es gibt viele tolle Dinge und Momente, die nichts kosten – oder einfach unbezahlbar sind.
„Spektakulär“ – das ist eher ein subjektives Empfinden.
Müssig: Das sehe ich genauso. Und jeder Mensch hat da ja ganz unterschiedliche Vorlieben.
Sprechen wir über Geld: Ich bin noch nicht so wahnsinnig alt, habe Zeit. Was müsste ich an Kleingeld in der Portokasse haben, um alle 100 Reisen zu machen?
Müssig: Das wären knapp acht Millionen Euro.
Oh, das wird dann doch eng bei mir. Ich war im Sommer an der Nordsee im Urlaub. Es war total klasse, kommt aber in Ihrer Liste wohl nicht vor, oder?
Müssig: Es tut mir leid, aber: Nein.
Waren Sie manchmal selbst überrascht, welch’ exklusive Touren es gibt und wie viel Geld man ausgeben kann?
Müssig: Das kann man wohl sagen. Im Laufe der Recherche konnten wir es manchmal selbst nicht fassen. Ein Beispiel. Wir haben irgendwann gedacht: Okay, ein Zimmer in einem Hotel für unter 5000 Euro wird es wohl nicht ins Buch schaffen. Diese Marke ist aber sehr, sehr schnell nach oben gerutscht.
Was muss man denn für die teuerste Nacht bezahlen?
Müssig: 61.000 Euro im Hotel President Wilson in Genf in der Schweiz.
Was macht denn eine exklusive und luxuriöse Reise aus?
Müssig: Im Gegensatz zu „spektakulär“ kann man diese Begriffe sicher enger fassen. Exklusivität bedeutet ja allein schon, dass etwas nicht für alle bestimmt ist. Und das ist für sich genommen ja auch schon eine Art Luxus. Hinzu kommt: Geld ist der Türöffner, um solche exklusiven Dinge erleben zu können. Und Menschen, die Geld haben, sind bereit, für exklusive Dinge viel, viel Geld zu bezahlen. Das ist übrigens ja nicht nur beim Reisen so: Einen Rolls-Royce kann sich auch nur ein sehr kleiner, exklusiver Kreis leisten. Das muss man mal so brutal sagen.
Andersherum gefragt: Kann man für Luxus auch zu viel bezahlen? Ich denke gerade an die Hotelnacht für 61.000 Euro. Da traue ich mich ja gar nicht, ein Auge zu zu machen. Ich kann doch nicht so viel Geld verschlafen.
Müssig: Man kann für Luxus tatsächlich zu viel bezahlen. Fast immer. Es gibt einfach eine Preisgrenze, da sagt man dann: Das lohnt sich nicht mehr.
Was bekomme ich denn für die 61.000 Euro, was diesen Preis rechtfertigt?
Müssig: Exklusivität. Schusssichere Scheiben, Panorama-Fenster zum Genfer See, einen mannshohen Safe. Viele Dinge, die ein normaler Bürger nicht braucht.
Auf welche Reise aus Ihrem Buch würden Sie denn gerne noch gehen?
Müssig: Eine Herzensangelegenheit wäre eine Tour, die über zwei Jahre zu allen über 1000 Weltkulturerbestätten führt. Ein britischer Reiseveranstalter bietet das an. Das würde ich gerne machen, man kommt in fast alle Gebiete dieser Welt. Die Zeit wäre nicht das große Problem, das sehe ich dann als Sabbatjahre. Da ich aber gerne meine Freundin mitnehmen würde, bräuchte ich 1.234.594,55 Euro. Ohne Taschengeld.