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Hundehalter sollten bei Tierpensionen genau hinsehen

Halter sollten bei Tierpensionen genau hinsehen

Zwei Wochen Karibik: Die Reise ist gebucht. Wer seinen Hund in die Tierpension gibt, hat meist eine Urlaubssorge weniger. Aber wie unterscheidet sich ein seriöses Angebot von einem „Freudenhaus für Parasiten?“

Essen. 

10 oder 60 Euro pro Nacht, das ist hier die Frage. Fußbodenheizung, Swimmingpool und Clubanimation oder Zwingerpazelle und Einheitsfraß? So breit wie sich die Angebotspalette bei Hotels für Menschen darstellt – vom romantischen Fünf-Sterne-Beachressort zum abgerockten Hauptstadt-Hostel – ist sie inzwischen auch bei Tierpensionen.

Da gibt es die Luxus-Herberge. Weil Herrchen nicht überall schläft, darf es auch für den anspruchsvollen Zuchtpudel nur das Beste sein. Klimaanlage und Fußbodenheizung sorgen für eine angenehme Raumtemperatur, durch die Lautsprecher in den Zimmern säuseln sanfte Melodien und bei den Mahlzeiten wird „à là carte“ das serviert, was der Edelrüde am liebsten verspeist. Eine Livecam sendet 24 Stunden am Tag Bilder ins menschliche Urlaubsparadies, die beweisen, wie kuschelwohl sich die tierischen Lieblinge in ihrem Traumressort fühlen.

Einzelzimmer mit Aufschlag

In der Komfort-Tierpension „Pfötchenhotel“ in Hilden bei Düsseldorf beispielsweise kostet die Sommernacht für einen mittelgroßen, langhaarigen Hund im Einzelzimmer 55 Euro. Der „Late-Check-Inn“ und ein Besuch im Pfötchensalon sind da noch nicht mit drin. Verreist Herrchen für 14 Tage, können locker 700 Euro anfallen.

„Gegen all das ist absolut nichts einzuwenden“, findet Dr. Ralf Unna, Tierarzt und Vizepräsident des Landestierschutzverbandes NRW. „Wer bereit ist, so viel auszugeben, soll das gerne tun.“ Ob es unbedingt nötig sei, stehe auf einem anderen Blatt. Für Wolfgang Goerges, Inhaber der Pfötchenhotels ist die Entscheidung eine simple. „Wer sich selbst einen tollen Urlaub gönnt, sollte überlegen, ob ihm das Wohl seines Tieres nicht genau so viel wert ist.“

Ein bisschen Liebe statt Design

Tierschützer Dr. Unna stimmt zu – mit einer Einschränkung: Das Streben nach Exklusivität dürfe nicht auf Kosten der Betreuungsqualität gehen. Worauf es bei Vierbeinern weitaus stärker ankomme als auf Designmöbel sei die artgerechte Pflege und Betreuung. Die attraktive Blondine an der Hotelrezeption solle eben nicht nur elegant den Zimmerschlüssel herüberreichen können, sondern auch stets parat haben, was Hunde an Impfungen brauchen, damit sie in die Pension aufgenommen werden können. „Bei uns arbeiten nur ausgebildete Tierarzthelferinnen und Tierpfleger“, betont Goergens.

Die Impfpflicht, so Unna, sei generell eines der Kriterien, an denen Tierhalter seriöse Pensionen erkennen können. Weise der Anbieter nicht darauf hin, dass die Hunde einen aktuellen Impfpass und Entwurmungsnachweise benötigen, sei das ein schlechtes Zeichen. „Dann sind die Pensionen reine Freudenhäuser für Parasiten.“

Der Begriff Tierpension ist nicht geschützt. Wer sicher gehen will, an kompetente Hundesitter zu geraten, sollte nach einem „Sachkundenachweis nach Paragraf 11 Tierschutzgesetz“ fragen, rät der Tierarzt weiter. Der bestätige, dass der Pensionsbesitzer sich fachlich auskenne und menschlich geeignet sei, Tiere zu pflegen. Hundehalter, die eine günstige Unterkunft für ihren Vierbeiner suchen, sollten zumindest an diesen beiden Grundvoraussetzungen nicht sparen.

15 bis 18 Euro solle man bereit sein, in eine passable Pension zu investieren, sagt Erika Scheffer, Vorsitzende des Tierschutzvereins Gross-Dortmund. Anbieter, die sehr viel weniger nehmen, machten logischerweise Abstriche bei der Betreuung. Wichtig sei, so Scheffer, dass die Tiere Auslauf auf einem Gelände bekommen, das beobachtet wird, dass sie mehrfach täglich ausgeführt werden und regelmäßige Futterzeiten haben. Um sich zu überzeugen, dass das Haustier in der favorisierten Pension gut aufgehoben ist, sollten sich Halter die Anlage unbedingt vorher ansehen, gibt Erika Scheffer als Tipp.

Kein Mangel an Alternativen

Kurz vor den Sommerferien häuften sich stets die Anfragen nach Unterbringungsmöglichkeiten für Haustiere, berichtet die Tierschützerin. Weil Hunde nun Identifikationschips unter der Haut tragen müssen, werde die Zahl der ausgesetzten Tiere zur Urlaubszeit im Vergleich zu früher deutlich zurückgehen. „Der Bedarf an Pensionen ist enorm.“

Es gibt aber auch Alternativen zum kommerziellen Hunde-Hotel. Der deutsche Tierschutzbund hat die Aktion „Nimmst du mein Tier, nehm’ ich dein Tier“ ins Leben gerufen. Tierhalter betreuen ihre Tiere gegenseitig. Die örtlichen Verbände organisieren die Vermittlung. Noch besser für den geliebten Vierbeiner sei nur noch die einfachste aller Varianten, findet Erika Scheffer. „Nehmen Sie das Tier mit mit in den Urlaub. Die meisten Hunde lieben Abenteuer.“ Listen mit tierfreundlichen Hotels und Ferienwohnungen sind bei Tierschutzvereinen einsehbar.