Der FC Schalke 04 ist zwar Zweiter hinter dem FC Bayern, will aber kein Bayern-Jäger sein. Wenn die Münchener so weiterspielen, geht es für die Vereine dahinter darum, „best of the rest“ zu sein. Unser Kommentar zum Bundesliga-Samstag.
Gelsenkirchen.
Bayern
Erster, Schalke Zweiter, getrennt durch vier Punkte – ist Huub Stevens ein
Tiefstapler, wenn er behauptet: „Bayern ist Schalke meilenweit voraus“?
Natürlich nicht.
Das Bild der
Bundesliga-Tabelle nach knapp einem Drittel der Saison ist für Schalke eine
wunderschöne Momentaufnahme. Eine Momentaufnahme, die die Fans jetzt ein paar
Tage lang in vollen Zügen genießen können. Aber aus der man keine Hoffnungen
ableiten sollte nach dem Motto: Jetzt jagt Schalke die Bayern und kann
Deutscher Meister werden. Was die Aussichten auf den Titel betrifft, sind die
Bayern den Schalkern nämlich wirklich meilenweit voraus. So realistisch sollte
man sein.
Während
Bayern mit den Gegnern spielt und am Samstag mal eben locker auch den 1. FC
Nürnberg mit 4:0 abfertigte, muss sich Schalke jeden einzelnen Sieg hart
erarbeiten. Auch das 3:1 gegen Hoffenheim war nicht immer so klar, wie es am
Ende nach dem Doppelschlag des phänomenalen Torjägers Klaas-Jan Huntelaar in
der Schlussphase (73. und 76. Minute) aussah. Aber Schalke hatte sich diesen
Sieg ohne Wenn und Aber hoch verdient. Die Mannschaft hat hart und diszipliniert
dafür gearbeitet. Doch im Verlauf einer langen Saison wird das nicht immer
klappen.
Immer
deutlicher, und das sogar bemerkenswert früh, wird jedoch die Handschrift von
Huub Stevens. Schalke spielt jetzt viel kompakter und gefestigter als unter
Ralf Rangnick, der die Siege im Hurra-Stil einfahren wollte. Stevens hat Korrekturen
im Defensivverhalten vorgenommen, die Volltreffer waren. Die neue Abwehrkette
mit Benedikt Höwedes als rechtem Verteidiger, den jungen Innenverteidigern
Kyriakos Papadopoulos und Joel Matip sowie dem offensiver orientierten
Christian Fuchs steht viel enger zusammen als zuvor. Und davor war das Comeback
von Jermaine Jones genau der richtige Zug, um den jungen Nebenleuten wie Lewis
Holtby und Julian Draxler mehr Sicherheit zu geben. Stevens spricht in diesem
Zusammenhang gerne von der „Balance“ im Team, die nun besser sei. Er meint
damit die Ausgewogenheit zwischen Abwehr und Angriff. Denn dass Schalke vorne
mit Spielern wie Raúl, Farfan oder Huntelaar ein riesiges Potenzial hat, ist
ohnehin klar.
Trotzdem hat
Schalke nicht die Leichtigkeit, mit der Bayern die Gegner in den meisten Fällen
beherrscht. Und wenn die Münchner ihre fast unbegrenzten Möglichkeiten auch nur
annähernd weiter so ausschöpfen, geht es in der Bundesliga für die Vereine
dahinter darum, „best of the rest“, der Beste vom Rest hinter Bayern, zu
werden. Und in dieser Hinsicht war Schalkes Sieg gegen Hoffenheim ein absolutes
Richtungsspiel.
Dortmund, Bremen und Gladbach lauern hinter Schalke
Wie eng es
hinter Bayern zugeht, zeigt folgendes Beispiel: Hoffenheim ist durch die
Niederlage auf Platz neun zurückgefallen – mit einem Sieg in Schalke hätte das
Team von Holger Stanislawski jedoch an den Gelsenkirchenern vorbeiziehen
können. Oder am kommenden Wochenende: Schalke muss dann beim Tabellensiebten
Hannover antreten, der nur drei Punkte und sieben Tore zurückliegt.
Hinter Schalke (21 Punkte) lauern Dortmund, Bremen
und Gladbach (je 20 Punkte) sowie Stuttgart und Hannover (je 18) – alle in der
Schlagweite eines Sieges. Huub Stevens hatte schon zu Beginn seiner Amtszeit
gesagt, dass in diesem Feld für Schalke sehr viel möglich ist. Das ist eine von
Optimismus und Zuversicht geprägte Aussage. Ein Tiefstapler ist er nicht.