Schalke hat viele Fragezeichen hinter der Baustelle Torhüter
Schalkes vierter Torwart Mathias Schober rückte nach der Verletzung von Timo Hildebrand mit fast 36 beim Europa-League-Spiel gegen Bilbao für 45 Minuten in den Blickpunkt. Doch mit welchen Torhütern geht Schalke in die kommende Saison? Diese Frage hat Manager Horst Heldt noch nicht beantwortet.
Gelsenkirchen.
In der vergangenen Saison bestritt Torwart Manuel Neuer alle 52 Pflichtspiele des FC Schalke 04. Alle! Für Mathias Schober blieb 52-mal nur der Platz auf der Ersatzbank. Er war aber trotzdem ein Rückhalt, ein Motivator in der Kabine, ein wichtiger Ratgeber. Er ist immer noch in der Mannschaft beliebt, gehört sogar zum Spielerrat. Und im Viertelfinal-Hinspiel gegen Athletic Bilbao (2:4) schlug noch einmal Schobers große Stunde.
36 Jahre alt wird „Schobi“ in einer Woche, und auf der Zielgerade seiner Karriere durfte er internationale Luft schnuppern. 45 Minuten lang. „Ich habe ja schon einiges auf dem Buckel. Es war natürlich eine schöne Sache, als ich reinkam. Aber es ist ärgerlich, in 45 Minuten dreimal hinter sich zu greifen“, sagte Schober, der es trotz der Niederlage sichtlich genoss, noch einmal im Mittelpunkt zu stehen. „So ist Fußball! Ich trainiere immer so, dass ich eine gute Leistung zeigen kann. Es kann immer etwas passieren“, ergänzte Schober, der sein letztes Pflichtspiel am 13. März 2009 bei der 3:4-Niederlage in Wolfsburg bestritten hatte. Vor über drei Jahren!
Mathias Schober ist ein Schalker „Eurofighter“
Schober ist der letzte noch aktive „Eurofighter“ auf Schalke. 1997 gehörte er als 21-Jähriger hinter Jens Lehmann zum legendären Aufgebot, das im Finale Inter Mailand schlug. In dieser Saison haben andere Torhüter Schober überholt. Zuerst kam Ralf Fährmann als neue Nummer eins und offizieller Neuer-Nachfolger von Eintracht Frankfurt. Dann hielt Lars Unnerstall und zuletzt der ebenfalls verpflichtete Timo Hildebrand. Schalke-Trainer Huub Stevens schob Schober trotz der gemeinsamen Eurofighter-Zeit aufs Abstellgleis. Schober als vierter Torwart ohne jegliche Perspektive – kein ruhmreiches Karriereende. Doch nun sind alle anderen verletzt und Schober kam im 43. Pflichtspiel der Saison 2011/2012 schon als vierter Torwart zum Einsatz – rekordverdächtig. „Das ist echt die Seuche, die unsere Torhüter haben“, kommentierte Mittelfeldspieler Jermaine Jones. Manager Horst Heldt meinte nur: „Langsam weiß ich nicht, wen wir überhaupt noch im Verein haben, der Handschuhe hat.“ Schalke und die schwierige Suche nach Neuers Nachfolger…
Ralf Fährmann (23) erwischte es zuerst. Nach einem zunächst durchwachsenen Comeback prallte er am 16. Oktober 2011 im Heimspiel gegen Kaiserslautern (1:2) mit FCK-Stürmer Dorge Kouemaha zusammen. Diagnose: Kreuzbandriss, Pause bis zum Saisonende.
Für Fährmann rückte Lars Unnerstall zwischen die Pfosten. Vor der Saison wollte Schalke den 21-Jährigen möglichst in die 3. Liga ausleihen und dem Duo Fährmann/Schober zu vertrauen. Doch schon Ralf Rangnick „beförderte“ Unnerstall auf die Ersatzbank und nach Fährmanns Kreuzbandriss nutzte der große Torwart seine Chance – bis zum 4:0 gegen den VfL Wolfsburg am 18. Februar. Erster Verdacht: Schlüsselbeinbruch. Doch Unnerstall erlitt eine Schultereckgelenksprengung. Prognostizierte Pause: vier bis sechs Wochen. Unnerstall kehrt bald ins Training zurück – doch ist er gleich danach wieder in bester Verfassung?
Verträge von Hildebrand und Schober laufen auf Schalke aus
Bleibt Ex-Nationaltorwart Timo Hildebrand (32), der bis zu seinem Fehler und der damit verbundenen Ellenbogen-Verletzung beim ersten Gegentor gegen Bilbao ansprechend hielt und außerhalb des Platzes sympathisch wirkt.
Doch wie geht es weiter?
Das ist eine schwierige Frage für Manager Horst Heldt. Eine verdammt schwierige. Längerfristig unter Vertrag stehen nur Fährmann (bis 2015) und Unnerstall (bis 2013). Schober und Hildebrand haben kein Arbeitspapier für die kommende Saison. Fährmann wird wohl nicht sofort Bestform erreichen. Übrigens die Bestform, die er seit seiner Rückkehr ohnehin noch nicht gezeigt hat. Nach einigen Patzern sind viele Schalker skeptisch. Unnerstall trauen auf Schalke immer noch nicht alle zu, über Jahre konstant zu bleiben. Hildebrand hat angedeutet, dass es wenig Sinn ergäbe, mit drei potenziellen „Nummer einsen“ in die Saison zu gehen. Hildebrand würde wohl nur mit der Gewissheit bleiben, dass Unnerstall und/oder Fährmann gehen. Oder sucht Schalke einen ganz neuen Torwart? René Adler, der mit Schalke flirtete, hat anscheinend beim HSV zugesagt. Auch für die 2. Bundesliga? Auch der talentierte Kevin Trapp, den Ralf Rangnick gern vom 1. FC Kaiserslautern nach Gelsenkirchen gelotst hätte, dürfte wenig Lust verspüren, nur noch zweitklassig zu halten.
Schalker Spieler vertrauen „Schobi“
Nur eins scheint klar: Schober kann gehen. Er selbst sieht das sportlich: „Ich warte ab und habe keine Eile. Ich lasse das alles auf mich zukommen.“ In Hoffenheim könnte er erste Wahl sein. Wird das sein letztes Bundesligaspiel? Auf die Unterstützung seiner Mitspieler könnte er bauen. „Wir vertrauen Schobi“, sagte Jones. Trotz der drei Gegentore in nur 45 Minuten.