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Nazi-Symbolik auf Schalke-Trikots ist laut Verein „Einzelfall“

Nazi-Symbolik auf Schalke-Trikot laut Verein „Einzelfall“

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Foto: MDR / Exakt - Das MDR-Nachrichtenmagazin
Der Mitteldeutsche Rundfunk hat ausprobiert, wie leicht es ist, in den Fanshops deutscher Fußballvereine und des DFB Trikots mit Nazi-Symbolik zu bestellen. In sieben von neun Fällen war das kein Problem – unter anderem bei Schalke. Dort will man nun das Prozedere überprüfen.

Gelsenkirchen. 

Fremdenfeindlichkeit im Fußball ist ein sensibles Thema: Nicht wenige traditionsreiche deutsche Fußballvereine haben massive Probleme mit rechten oder rechtsradikalen Fans, der Deutsche Fußball-Bund und die Bundesliga engagieren sich mit Kampagnen gegen Rassismus – insofern war es eine aufsehenerregende Nachricht, die der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) da veröffentlichte: Fan-Shops liefern Trikots mit Neonazi-Symbolen.

Was war geschehen? Das MDR-Nachrichtenmagazin „exakt“ hatte testweise in den Online-Fan-Shops des Deutschen Fußballbundes und von Vereinen aus der Regional- und Bundesliga Trikots mit Nazi-Chiffren oder den Namen einstiger NS-Führer bestellt – und oft auch geliefert bekommen. So hatten nur wenige Vereine ein Problem damit, die Nummer 88 auf Trikots zu drucken, eine in rechten Kreisen gebräuchliche Übersetzung für „Heil Hitler“ – die 8 steht dabei für den achten Buchstaben des Alphabets. Auch Namen wie Fritz Sauckel (NS-Gauleiter Thüringen) und Reinhard Heydrich (Chef des Reichssicherheitshauptamtes) oder die der NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt wurden akzeptiert.

Von neun getesteten Fan-Shops von Vereinen hätten nur der FC Bayern und Borussia Dortmund die Bestellungen mit einem Hinweis auf den rechten Hintergrund abgelehnt. Zu den sieben Fanshops, die die Trikots bedruckten und auslieferten, zählte der des FC Schalke 04 – und der des DFB, wo man das Trikot der Nationalmannschaft sogar noch mit dem Schriftzug „White Power“ versah, einem Schlüsselbegriff einer in Szenekreisen gefeierten US-Rassistenbewegung.

Kritik aus der Politik, Widerspruch bei Schalke

„Das geht gar nicht“, kritisierte der Unionsvertreter im Bundestags-Sportausschuss, Dieter Stier (CDU): „Gerade nach der Debatte, die wir im letzten Jahr geführt haben, müssten die Funktionäre in diesem Spitzengremium für die Symbolik sensibilisiert sein“, sagte der CDU-Politiker. Auch Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, meinte, es dürfe nicht sein, dass der DFB „White Power“ gesellschaftsfähig mache.

Bei Schalke 04 kann man die Aufregung dagegen nicht ganz nachvollziehen: „Das wird ein bisschen sehr hoch gehängt“, sagt Pressesprecher Thomas Spiegel. Man wolle den Vorfall gewiss nicht kleinreden oder verharmlosen, aber nicht alle Chiffren oder Namen seien sofort als rechtsextrem identifizierbar: „Bei der 88 etwa muss man sicherlich sensibel diskutieren“, sagt Spiegel. „Sie wird eindeutig als Code von rechtsradikalen Kreisen wahrgenommen.“ Aber bei Namen wie Sauckel oder Heydrich würden nicht immer bei jedem Mitarbeiter im Fanshop sofort die Alarmglocken schrillen.

Die Beflockung von Trikots wird überprüft

Der „Einzelfall“ wird jetzt aber zum Anlass genommen, das Prozedere beim Trikotverkauf kurzfristig noch einmal zu überprüfen, um zu verhindern, dass in Zukunft derartige Trikots ausgeliefert werden – etwa mittels einer sogenannten „Blacklist“, auf der Nummern oder Namen stehen, die nicht auf Trikots gedruckt werden. „Wenn dann jemand die Nummer 88 bestellt, könnte man zum Beispiel das erst einmal ablehnen“, sagt Spiegel. Zumal Schalke ein Verein sei, der sich in seiner Satzung und seinem Leitbild klar gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit positioniere.

Alle möglichen Codes und Chiffren wird man aber auch in Zukunftnicht ausschließen können. Die Nummer 18 etwa – Szenecode für Adolf Hitler – ist auf Schalke ganz normal an einen Spieler vergeben, der eher unverdächtig ist, rechtes Gedankengut zu pflegen: an den Brasilianer Raffael.