Gelsenkirchen.
Mitte der zweiten Halbzeit des Revierderbys, der FC Schalke 04 führt 1:0 gegen Borussia Dortmund.
In der Schalker Coaching-Zone trampelt ein Mann den Rasen platt. Domenico Tedesco in seinem Element: Er läuft hin und her, er rudert mit den Armen, er klatscht, er faltet die Hände, er reißt die Arme hoch, er schreit, er lacht.
FC Schalke 04 – Borussia Dortmund: Gegensätzliche Trainertypen
Ein paar Meter weiter in der Dortmunder Coaching-Zone: niemand zu sehen. Peter Stöger sitzt mal wieder. Muss ja vielleicht auch mal sein, es gibt sicher Wichtiges zu besprechen. Dann steht er auf und schaut dem Spiel zu. Regungslos. Mit beiden Händen in den Hosentaschen.
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Wie die Trainer, so die Teams
Der eine Trainer lebte das Derby mit, er schwitzte sein Polohemd klatschnass. Der andere Trainer konnte seine gelbe Jacke nach dem Spiel mit Bügelfalte zurück in den Schrank legen.
Und man denkt unwillkürlich: Wie die Trainer, so die Teams. Das Revierderby am Sonntag gewann die Mannschaft, die es wollte. Der BVB hatte von Anfang an nicht die nötige Haltung und verlor am Ende trotz einer kurzen Drangphase in der zweiten Halbzeit verdient gegen einen kämpferisch deutlich überlegenen FC Schalke 04. Die Königsblauen festigten damit Platz zwei und verschafften sich eine vielversprechende Ausgangsposition im Saison-Endspurt um die Champions-League-Ränge, während der BVB darum bangen muss.
Tedesco feierte mit den Fans
Als es geschafft war, atmete Domenico Tedesco kräftig durch. “Wir sind sehr erleichtert, dass wir nach der Niederlage in Hamburg eine so positive Reaktion gezeigt haben”, analysierte Schalkes Trainer.
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Er konnte auch froh darüber sein, dass er nach Spielende nicht erdrückt worden war. Denn was er persönlich nach diesem Derby erlebte, wird er sein Leben lang nicht mehr vergessen. Die Fans in der Nordkurve forderten, dass er zum Feiern zu ihnen in den Block kommen sollte.
Er zierte sich, wollte lieber Naldo hochschicken. “Aber ich hatte Sorgen, dass die Ultras dann das Stadion abgebaut hätten”, erklärte Tedesco augenzwinkernd. Also nahm er das Vollbad in der Menge und genoss es: “Derbysieger, Derbysieger” – Tedesco hüpfte ausgelassen, während sein Dortmunder Kollege Stöger schon in ersten Interviews das schwarz-gelbe Drama beschrieb.
Großes Lob für Tedesco
Als Tedesco von den Fans zurückkam, warteten schon Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies, Sportvorstand Christian Heidel und dessen rechte Hand Axel Schuster auf den Trainer. Tönnies schnappte sich Tedesco und riss ihn in die Luft. “Er ist heute geadelt worden”, sagte Tönnies im Gespräch mit dieser Zeitung. “Als er im Block war, hatte ich Gänsehaut.” Tedesco freute sich zwar (“Es ist ein Privileg, da oben bei den Fans stehen zu können”), doch Lob reichte er direkt weiter: “Eigentlich hätte da die ganze Mannschaft stehen müssen, jeder einzelne Spieler hätte es verdient gehabt.”
Die Schalker waren schon in der torlosen, spielerisch mäßigen, aber durchaus schon intensiven ersten Halbzeit die aktivere Mannschaft. Die gefährlichste Chance des BVB war ein direkt geschnibbelter Freistoß von Marco Reus, den Ralf Fährmann aus dem Winkel fischte.
Tedesco: “Das war gigantisch”
In der zweiten Hälfte machte Schalke sofort Druck – und profitierte davon, dass sich BVB-Kapitän Marcel Schmelzer einen kapitalen Patzer leistete, als er den Ball weiter stoppte als andere schießen können. Daniel Caligiuri schaltete sofort, zog los und passte im perfekten Moment auf Yevhen Konoplyanka – 50. Minute, 1:0.
Dortmunder Leidenschaft war nur zwischenzeitlich zu erkennen. In der 82. Minute zertrümmerte Abwehrchef Naldo, Schalkes Bester, alle Hoffnungen des BVB: Einen indirekten Freistoß donnerte er dermaßen hart in die Maschen, dass auch ein quer stehender Lkw umgefallen wäre. “Das war gigantisch”, sagte Tedesco. “Schon beim 1:0 ist das Stadion ja förmlich explodiert, beim 2:0 war es dann ganz vorbei.”
Für ihn, für seine Spieler, für ganz Schalke gibt es jetzt keine Pause. Denn schon am Mittwochabend steht das nächste bedeutende Spiel an, das DFB-Pokal-Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt. “Jetzt gibt es ein bisschen was zu feiern”, sagte Schalke-Chef Clemens Tönnies, “aber am Mittwoch geht es im Pokal weiter. Und Hurra schreien wir erst, wenn wir in der Champions League sind.”