Dortmund.
Herr Schild, rund um das Spiel von Borussia Dortmund gegen RB Leipzig kam es im Februar zu einigen sehr unschönen Szenen. Wie nehmen Sie als Vorstandsvorsitzender der BVB-Fanabteilung vor dem Wiedersehen die Stimmung unter den BVB-Fans wahr?Torsten Schild: Die Stimmung gegenüber Leipzig und vor allem Red Bull hat sich nicht verändert, sie ist eher noch kritischer geworden. Aber auf Fanseite weiß man natürlich, dass das, was vor der Roten Erde geschehen ist, nicht okay ist. Natürlich ist Kritik angebracht und absolut gerechtfertigt, auch wegen der starken Medienresonanz nach dem Spiel, die von Red Bull auch mitinitiiert wurde. Aber das darf natürlich nicht in Gewalt ausarten – und das haben die meisten Fans begriffen.
Rückblickend scheint es, als hätten die Ereignisse von damals und insbesondere die Sperrung der Südtribüne durch den DFB für einen Solidarisierungseffekt unter den BVB-Anhängern gesorgt.
Schild: Wenn die Süd gesperrt ist, ist das zweifelsohne eine graue Stunde für die Borussia. Da sind alle zusammengerückt. Die Offiziellen des Vereins, die natürlich die Kritik nicht ganz so deutlich geäußert haben – aber zwischen den Zeilen konnte man ja herauslesen, dass diese Strafe zwar angenommen wurde, man aber damit gar nicht einverstanden ist. Und die Fans, die das angenommen haben, ohne am Tag der Sperrung große Proteste oder Ausschreitungen zu initiieren. Auch die Fanabteilung war natürlich beteiligt und hat gesagt: Gewalt geht gar nicht. Wir hatten ja dieses Banner: „Hömma! Gewalt is einfach kacke!“ Das steht. Aber die Strafe ist natürlich absurd, wegen dieser Vorfälle 25.000 auszuschließen. Das soll aber keine Schönung der Vorfälle sein. Ich nehme das ernst, aber man muss das auch differenziert betrachten: Das, was da passiert ist, hat im Fußball grundsätzlich nichts zu suchen. Aber genauso wenig sollte man alle BVB-Fans und auch nicht alle 25.000 Fans auf der Süd unter Generalverdacht stellen.
Muss man dieses Spiel nun anders vorbereiten? In dem man etwa besonders auf den eigenen Anhang einwirkt? Oder ist es eine ganz normale Partie?
Schild: Das ist kein Spiel wie jedes andere, es ist schon ein gewaltiger Druck da. Aber im Vorfeld irgendwelche Szenarien zu erstellen, wäre noch gekünstelter als das Produkt RB Leipzig an sich. Wenn irgendwas schiefgeht, wovon ich nicht ausgehe, muss man im Einzelfall reagieren. Aber jetzt als Fanabteilung zu sagen „Benehmt euch“ – das wäre absurd und würde auch genau das Gegenteil bewirken.
Zum Schluss: Was erhoffen Sie sich vom Samstag?
Schild: Ich hoffe auf drei Punkte und dass wir dann einfach wieder über den Sport reden. Dass alles andere endlich in den Hintergrund tritt.