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Mutmaßlicher „Uni-Vergewaltiger“ von Bochum – was wir jetzt über Ziyad K. und seine Lebensgeschichte wissen

Mutmaßlicher „Uni-Vergewaltiger“ von Bochum – was wir jetzt über Ziyad K. und seine Lebensgeschichte wissen

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Der Angeklagte Ziyad K. mit Anwalt Egbert Schenkel und seinem Übersetzer. Als das zweite Opfer die Folgen der Tat schilderte, blieb er auch diesmal völlig regungslos. Foto: Jürgen von Polier
  • Am Donnerstag hat in Bochum die erste Gerichtsverhandlung im Fall des sogenannten „Uni-Vergewaltigers“  stattgefunden
  • Ziyad K. wird verdächtigt, im vergangenen Jahr zwei chinesische Studentinnen auf extrem brutale Art und Weise vergewaltigt zu haben
  • Wer ist dieser Mann?

Bochum. 

Am Donnerstag hat in Bochum eine Gerichtsverhandlung begonnen, die mit Spannung erwartet worden war. Der Prozess gegen Ziyad K., der im vergangenen Jahr zwei chinesische Studentinnen auf extrem brutale Art und Weise vergewaltigt haben soll.

Aber wer ist dieser Mann, dem die schrecklichen Taten zur Last gelegt werden? Sein Bruder hat bei seiner Aussage mit Hilfe eines Dolmetschers ausführlich über die Geschichte Ziyads berichtet.

Ziyad K. (32) wurde demnach im Januar 1985 in Sindschar geboren. Einer Stadt im Nordwesten des Irak – 130 Kilometer entfernt von der IS-Hauptstadt Mossul. In dieser Region lebt die religiöse Minderheit der Jesiden.

Großfamilie am Rande des Sindschar-Gebirges

Auch Ziyad K. ist Jeside. Bevor er nach Deutschland kommt, wohnt er mit seiner großen Familie in Khana Sor. Einem kleinen Ort am Rande des Sindschar-Gebirges im Irak.

Er hat sechs Brüder und drei Schwestern. Drei seiner Geschwister sind älter als er. Ziyad K. geht nicht zur Schule, besucht keine Universität – kann nicht lesen und schreiben. Ziyads Vater ist über 60 und ehemaliger Grenzbeamter, seine Mutter über 50 und Hausfrau.

Ziyads Eltern wissen von den Vorwürfen

Beide leben momentan in einem Flüchtlingscamp im Irak. Sie wissen von den Vorwürfen, die einem ihrer Söhne gemacht werden.

Seine Frau heiratet Ziyad im Jahr 2002. Mit ihr hat er zwei Söhne. Einer ist fünf, einer ist neun Jahre alt. Auch sie leben mit im zweistöckigen Haus der Großfamilie.

Kein Wehrdienst, keine Bedrohung

Wehrdienst hat er nie geleistet. Direkte Bedrohungen hat er nicht erlebt. Ihm wurde nie eine Waffe an den Kopf gehalten. Laut Bericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge ist er nach eigener Aussage auch kein Opfer oder Täter von Völkermord, Übergriffen, Folter, Misshandlungen oder Hinrichtungen.

Psychische Erkrankungen soll er laut Aussage seines Bruders nicht gehabt haben. Das gebe es insgesamt nicht in der Familie. Magenprobleme zwar. Aber das sei recht normal in der Heimat, sagt der Bruder. Ansonsten keine Drogen, keinen Alkohol. Nur geraucht hat er. Etwas weniger als eine Schachtel am Tag.

Hilfsarbeiter auf dem Bau – 2.000 Euro Gehalt

Als Hilfsarbeiter auf dem Bau verdient Ziyad im Irak mit etwa 2.000 Dollar pro Monat recht gut. Diese Zahl nennt der Angeklagte dem deutschen Amt für Migration und Flüchtlinge, als er sich als Flüchtling registrieren lässt. Auch als Friseur soll er im Irak kurz gearbeitet haben, sagt sein Bruder.

Aber wenn doch alles verhältnismäßig gut war – großes Haus, gutes Verhältnis mit der Familie, gute Bezahlung – warum dann die Flucht nach Deutschland?

Flucht vor dem Völkermord

„Wir hatten keine Lebenssicherheit mehr. Der IS hat angegriffen, deswegen sind wir geflüchtet“, sagt Ziyads jüngerer Bruder vor Gericht.

Dieser Angriff auf die Jesiden ist nachgewiesen. Am 3. August 2014 überfällt der Islamische Staat Sindschar. Auch Khana Sor, der ehemalige Wohnort von Ziyads Familie ist Schauplatz des Angriffs, der mittlerweile als Völkermord anerkannt ist.

13 Tage im Gebirge

5.000 Frauen und Kinder werden dabei vom IS entführt, 7.000 Menschen werden ermordet. Als Kampfgeräusche des IS näherkommen, flüchtet Ziyad mit zwei Brüdern und einem Cousin zu Fuß ins nahegelegene Sindschar-Gebirge.

13 Tage bleiben sie dort. Täglich müssen sie drei Kilometer laufen, um Wasser zu holen. Nichts zu essen. Irgendwann kommen auch die Eltern dazu. Von dort geht die Reise weiter nach Syrien. In einem dortigen Flüchtlingslager trifft Ziyad seine Frau und Kinder wieder.

Schlepper organisiert die Flucht

Illegal reist die Gruppe dann in die Türkei ein. Eine griechische Insel ist das nächste Ziel, das mit einem Schlauchboot erreicht wird. Die Überfahrt hat ein Schlepper organisiert. Kosten: 1.700 Euro. Weitere durchquerte Länder kann der Bruder vor Gericht nicht nennen. Vorzugsweise reiste man nachts, erklärt er über seinen Dolmetscher. Irgendwann habe jemand gesagt, man sei gerade in Kroatien.

Die komplette Reise hat etwa 5.500 Euro gekostet. Aber woher kamen die 5.500 Euro? 3.500 Euro hat Ziyad durch seine Arbeit auf dem Bau gespart. 2.000 Euro hat er sich von einem Schwager geliehen, der bereits in Deutschland lebt.

„In Deutschland musst du dich an die Regeln halten“

Am 14. Dezember 2015 reist er dann in Deutschland ein. Am 15. Dezember ist er in Bielefeld – zehn Tage später kommt auch Ziyads Bruder in Deutschland an. Auch er weiß nicht viel über dieses Land. Hat Schwierigkeiten, sich einzuleben.

Doch sein Bruder Ziyad hat eine wichtige Information für ihn. In Deutschland musst du dich sehr stark an die Regeln halten, soll er gesagt haben.

Etwa acht Monate später wird in Bochum eine 21-jährige Chinesin vergewaltigt. Weitere drei Monate später eine 27-Jährige. Verdächtigt wird Ziyad K.

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