Der Begriff „Schwarzfahren“ ist allseits bekannt – viele verwenden ihnen vermutlich ohne darüber nachzudenken. Doch nun gerät der Begriff in Bochum und anderen Städten in die Kritik.
Der Grund: Die Münchener und Berliner Verkehrsbetriebe haben sich entschieden, das Wort „Schwarzfahren“ aus dem Vokabular ihrer Unternehmen sowie aus den Bahnen und Bussen zu verbannen. Das Wort könne möglicherweise rassistisch aufgefasst werden (wir berichteten).
Doch wie sieht es im Ruhrgebiet aus? Wir haben bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn AG (Bogestra) nachgefragt: Spricht man hier noch vom „Schwarzfahren“?
Bochum: Vielfalt und Antidiskriminierung sind von großer Bedeutung
Tatsächlich ist das schon lange nicht mehr der Fall: „Wir verwenden den Begriff des Schwarzfahrens oder Schwarzfahrer*innen schon seit vielen Jahren nicht mehr“, schreibt die Bogestra. Stattdessen werde von „Kunden ohne gültigen Fahrausweis“ gesprochen.
Die Bogestra lege ohnehin großen Wert auf Gleichberechtigung und Antidiskriminierung: „Wir legen Wert auf Vielfalt in allen Bereichen und beschäftigen bereits seit vielen Jahren eine Diversity-Managerin. Für unser Engagement in Sachen Chancengleichheit und Diversity wurden wir schon 2018 ausgezeichnet mit dem Total E-Quality-Prädikat.“
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Das ist die Stadt Bochum:
- erste urkundliche Erwähnung im Jahr 890
- mit 365.587 Einwohnern (Stand: Dezember 2019) die sechstgrößte Stadt in NRW
- besitzt sechs Stadtbezirke
- Sehenswürdigkeiten unter anderen: Deutsches Bergbau-Museum, Kemnader See, Eisenbahnmuseum
- Oberbürgermeister ist Thomas Eiskirch (SPD)
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Die Debatte hatte sich unter anderem daran entzündet, dass der Berliner Senat bereits im September 2020 ein „Diversity-Programm“ beschlossen hatte. Dieses soll dazu beitragen, die Vielfalt in der Stadt zu fördern und Rassismus zu bekämpfen. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hatten daraufhin das Wort aus ihren Bahnen und Bussen verbannt und auch das Vokabular angepasst.
Bochum: Das Wort „Schwarzfahren“ kommt aus dem Jiddischen
Doch Kritiker bleiben nicht aus: Das Wort „Schwarzfahren“ sei kein rassistisches Wort, heißt es. Es stamme vom jiddischen Wort „shvarts“ ab. Das bedeutet Armut.
Doch ganz so einfach ist es nicht: Menschen mit dunkler Hautfarbe beklagen, dass sie immer wieder im Kontext des Wortes „Schwarzfahren“ Rassismus erleben. Etwa bei dem meist harmlos gemeinten Wortwitz, dass ein Mensch mit dunkler Hautfarbe „schwarzfahre“.
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Die mitschwingende Aussage: Der Mensch habe kein Ticket, sei kriminell. Gut fühle sich das nicht an.
Die Farbe „Schwarz“ ist dabei selten das Problem. Oftmals geht es um den Kontext. Denn im Gegensatz zu „weiß“ wird „schwarz“ häufig mit schlechten Verhaltensmustern in Verbindung gebracht. Etwa beim „Schwarz sehen“, „Schwarz malen“ oder der „Schwarzarbeit“.
Übrigens: Auch die Dortmunder Stadtwerke (DSW21), die für Bus und Bahn in Dortmund zuständig sind, nutzen das Wort „Schwarzfahren“ nicht mehr.
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