Hannover. Schaeffler hat die Führungsriege beim Autozulieferer Continental komplett ausgewechselt. Am Mittwoch musste der Vorstandsvorsitzende Karl-Thomas Neumann seinen Stuhl räumen. Sein Nachfolger wurde bereits bestimmt. Damit ist der Machtkampf bei Continental entschieden.
Acht Monate nach der Übernahme der Mehrheit bei Conti hat Großaktionär Schaeffler bei dem Autozulieferer einen Führungswechsel durchgesetzt. Der Conti-Aufsichtsrat bestellte am Mittwoch im zweiten Anlauf den Schaeffler-Manager Elmar Degenhart zum neuen Vorstandvorsitzenden. Vor zwei Wochen war Schaeffler am Widerstand der Arbeitnehmerbank mit dem Versuch gescheitert, den bisherigen Conti-Chef Karl-Thomas Neumann durch Degenhart zu ersetzen.
Der mit sofortiger Wirkung ausgeschiedene Neumann soll nach elfmonatiger Amtszeit eine Abfindung von 7,4 Millionen Euro erhalten. An der Abfindung werde sich Firmenpatriarchin Maria-Elisabeth Schaeffler persönlich beteiligen, sagte der stellvertretende Conti-Aufsichtsratsvorsitze Werner Bischoff von der Industriegewerkschaft BCE nach der Sitzung. Wie viel die Unternehmerin besteuern will, sagte er nicht. Der 48-jährige Neumann war der letzte Topmanager aus dem alten Conti-Führungstrio vor der Übernahme durch Schaeffler.
Personalpaket für Vorstand beschlossen
Die Bestellung von Degenhart zum neuen Conti-Chef ist Bestandteil eines Personalpaketes, das die Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat in den vergangenen Tagen mit Maria-Elisabeth Schaeffler und ihrem Sohn Georg ausgehandelt hatte. Demnach wird der Schaeffler-Berater und Conti-Aufsichtratschef Koerfer den Vorsitz in dem Gremium niederlegen, sobald ein neuer Finanzvorstand für die Conti bestellt ist. Man werde «in naher Zukunft einen neuen externen CFO an Bord holen», sagte der Degenhart nach der Sitzung.
Allerdings gibt es Unklarheit über den Termin. Laut Bischoff legt Koerfer sein Amt zum 29. September nieder. Aus mit der Sache vertrauten Kreisen hieß es dagegen, ein Datum sei nicht festgelegt worden.
Neben dem 50-jährigen Degenhart, der bislang die Autosparte bei Schaeffler leitete, berief der Aufsichtsrat drei weitere neue Vorstände, die alle direkt von Conti kommen.
Politik und Gewerkschaften loben Kompromiss
Bischoff bezeichnete das Personalpaket als «tragfähige Lösung». Er erwarte, «dass künftig in den Entscheidungsgremien wieder vertrauensvoll zusammen gearbeitet wird». Bischoff bedankte sich ausdrücklich bei Commerzbank-Chef Martin Blessing und Altbundeskanzler Gerhard Schröder für «ihre Unterstützung im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung».
Auch der hannoversche IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine sprach von einem tragfähigen Kompromiss zur Beilegung des Konfliktes zwischen Continental und der Familie Schaeffler. Positiv zu den Personalentscheidungen äußerten sich auch die Ministerpräsidenten von Niedersachsen und Bayern, Christian Wulff (CDU) und Horst Seehofer (CSU). Seehofer sprach von einem «wichtigen Sieg der Vernunft», durch den Conti und Schaeffler gemeinsam zu einem international führenden Zulieferkonzern werden könnten. Wulff drang auf den Austausch des Schaeffler-Mannes Koerfer als Aufsichtsratsvorsitzende.
Schaeffler hält an integrierten Unternehmen fest
Schaeffler nannte die Personalentscheidung eine neue Grundlage für eine «vertrauensvolle Zusammenarbeit beider Unternehmen». «Wir setzen darauf, dass der neue Vorstand konstruktiv und sachorientiert zusammenarbeiten wird», sagte Geschäftsführer Jürgen M. Geißinger. Koerfer solle künftig als Mitglied des Aufsichtsratspräsidiums die Zusammenführung von Schaeffler und Continental weiter vorantreiben. Er genieße weiterhin das uneingeschränkte Vertrauen der Schaeffler Gruppe, erklärte das Familienunternehmen. (ap)