Die Grill-Branche boomt. In Deutschland werden jährlich rund 3,7 Millionen Geräte verkauft. Das hat die Gesellschaft für Konsumforschung ermittelt. Der starke Trend bietet auch neue Jobchancen – wie für den Mietgriller Axel Kähne.
Essen.
Am Anfang, da ist das Feuer. Nicht irgendeins, sondern die lodernde Flamme in seinem Grill. Axel Kähne hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Er schmeißt für andere Fleisch auf den Rost. Und Fisch und Gemüse. „Egal, eigentlich lässt sich ja fast alles darauf zubereiten“, sagt der 36-Jährige. Mietgriller nennt Kähne seine Jobidee. Das Geschäft brummt. „Mein Terminkalender für die Saison ist bereits gut gefüllt.“ Der deutsche Vizemeister im Grillen bedient eine neue Leidenschaft. Grillen liegt im Trend. 2011 gingen 3,7 Millionen Geräte über die Ladentheke – vom günstigen Dreibeiner von der Tanke bis zur luxuriösen Gasküche in Edelstahloptik.
Kohle oder Gas?
Aber was ist denn nun besser? Kohle oder Gas? Und sind Elektrogrills wirklich nur was für Mädchen? „Mit dem Grillen ist es so wie mit BMW und Mercedes. Zwei Männer, drei Meinungen“, sagt Thomas Brinkmann, Sprecher der Barbecue Industry Association Grill (BIAG). Der Verband ist die deutsche Interessenvertretung namhafter Hersteller. „Die einen schätzen das Archaische, die anderen wollen einfach bequem grillen.“
Brinkmanns Firma BBQ-Scout verkauft Smoker. Grills, die aussehen wie Dampfmaschinen, wie Relikte aus einer längst vergangenen Zeit. Ein Trend aus USA, der langsam über den Teich schwappt. „Wir haben mit Import angefangen, mittlerweile produzieren wir selber“, sagt Brinkmann. Ab 300 Euro sind seine Grills zu haben. „Smoking Star“, rauchender Stern, heißt ein Modell. Die Kohle liegt wahlweise unter dem Rost oder in der separaten Feuerbüchse, die an die Hauptgrillkammer angeflanscht ist. Das Fleisch wird dann indirekt gegaart. So wird es schön zart – und rauchig.
Kohle mit Whiskey-Geschmack
Noch so ein Trend, sagt Axel Kähne. „2012 werden meine Grills rauchen. Da mach ich viel mit Holzchips.“ Die werden vorher angefeuchtet, damit es ordentlich qualmt. Die Chips gibt es übrigens auch im Fachhandel. Zum Beispiel von Jack Daniel’s. Das Holz wird unter die Kohlen gemischt. Whiskey-Flavour, USA-Import, die Tüte für zehn Euro.
Und überhaupt: Beim Zubehör bleiben kaum Wünsche offen. Dicke Grillhandschuhe für 35 Euro, das sprechende Funkthermometer, das sagt, wenn das Fleisch durch ist. Und spezielle Holzbrettchen für die Lachszubereitung, der Doppelpack für knapp 15 Euro. „Die halten so drei bis vier Durchgänge“, sagt Levent Köksal von Stellfeld & Ernst. Der Dortmunder Fachhändler vertreibt hochwertige Grills namhafter Hersteller. Und die Kundschaft ist bereit, dafür richtig Geld in die Hand zu nehmen. 2000 Euro für einen Gasgrill? „Keine Seltenheit“, sagt Köksal. Es geht aber auch billiger. Den Kugelgrill gibt’s schon ab 69 Euro. „Die meisten greifen aber zum besser ausgestatteten Modell.“ Dann werden rund 250 Euro fällig.
Grillkurse und Showgrillen
Damit die Kunden wissen, wie ihre Neuanschaffung funktioniert, bietet Stellfeld & Ernst Grillkurse dazu an. Jeden Samstag lädt der Händler außerdem zum Showgrillen ein – Verkostung kostenlos. In der ladeneigenen Grillküche – und draußen auf dem Parkplatz, wo die Smoker rauchen.
Grillkurse, die gibt’s auch bei Axel Kähne. Macht man sich so nicht das Geschäft als Mietgriller kaputt? „Nö, das passt bestens zusammen. Wer ihn buche, wolle danach auch selber mehr ausprobieren, als nur einen Klumpen Fleisch aufs Rost zu werfen, sagt der Mann aus Wetter. Bei Kähne kommt auch das Dessert vom Grill. „Und wie das geht, bringe ich den Leuten bei.“
Wer Kähne bucht, der bezahlt pro Gast einen vorher vereinbarten Preis. „Der richtet sich nach der Art der Speisen. 20 Euro seien das im Schnitt. Hinzu kommt noch eine Anfahrtpauschale. Und wie kommt ein Mietgriller über den Winter? „Ich werde jetzt auch oft für Weihnachtsfeiern gebucht.“ Glühwein und Grill, passt das zusammen? „Warum nicht? Ist doch mal was anderes als Essen vom Catering-Service.“