Experten halten automatische Verkehrsschilder für sinnvoll. Auf der A40 in Essen sorgt eine dieser Streckenbeeinflussungsanlagen allerdings für Verwirrung. Im Zusammenspiel mit einer Blitzbatterie hemmt sie eher den Verkehrsfluss, anstatt ihn zu fördern.
Essen.
Sie sollen eigentlich den Verkehrsfluss auf den Autobahnen harmonisieren, doch auf der A40 behindert eine dieser Streckenbeeinflussungsanlagen eher den Strom der Autos. Zwischen Gelsenkirchen und Essen kommt es immer wieder zu abrupten Bremsmanövern, weil die Anlage fehlerhaft ist und außerdem noch in unmittelbarer Nähe einer Blitzbatterie steht.
Schnell von Tempo 100 auf 60
Die Einfahrt nach Essen könnte so schön sein. Seit dem die Bauarbeiten auf dem Teilstück der A40 zwischen Wattenscheid und Essen-Kray beendet sind, bieten drei Spuren den Autofahrern genügend Raum für eine zügige Fahrt in Richtung Duisburg. Mit Tempo 100 geht es in einer geschwungenen Linkskurve über die Stadtgrenze nach Essen. Doch plötzlich staut sich der gerade noch fließende Verkehr auf, Bremslichter leuchten rot. Die digitalen Verkehrsschilder über der Autobahn, so genannte Streckenbeeinflussungsanlagen, zeigen Tempo 60. Da sich nur wenige Meter hinter der Schilderbrücke eine Radaranlage befindet, befürchten die Autofahrer ein teures Foto und treten aufs Bremspedal. Was sie nicht wissen: die Anlage ist defekt und laut Aussage der Stadt Essen auch nicht an die Kameras gekoppelt.
„Es gab bereits entsprechende Rückmeldungen von Autofahrern. Wir haben einen Anpassungsfehler bei der Anlage festgestellt. Sie zeigt nicht immer die dem Verkehr angemessene Geschwindigkeit an. Wir arbeiten an dem Problem“, sagt Petra Rahmann von Straßen.NRW. Tatsächlich pendelt die Anzeige zwischen 60 und 100 Stundenkilometern hin und her. Nach Erklärung der Stadt Essen, die für die Blitzanlage zuständig ist, hat dieser Fehler jedoch keine Auswirkungen auf den Auslöser der Kameras. „Die sind auf die maximal erlaubte Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometer eingestellt und nicht an die Beeinflussungsanlage gekoppelt“, sagte eine Sprecherin gegenüber der WAZ-Mediengruppe.
„Kamera nicht an Anlage gekoppelt“
Auch wenn den Autofahrern im Ruhrgebiet somit offenbar die Sorge genommen werden kann, an dieser Stelle geblitzt zu werden, wenn sie nicht schnell genug von Tempo 100 auf 80 oder 60 Stundenkilometer herunterbremsen, zeigt der Defekt der Anlage ein anderes Problem: „Streckenbeeinflussungsanlagen sind sinnvoll und haben einen positiven Effekt auf den Verkehrsfluss. Aber, dort wo sie zusammen mit Blitzanlagen stehen, wird der positive Effekt aufgehoben“, sagt Justin Geistefeldt, Professor für Verkehrswesen an der Ruhr-Universität Bochum. Die Autofahrer sehen die Blitzanlage und bremsen automatisch ab. Der harmonische Verkehrsfluss, der durch die Anlage erreicht werden soll, wird gestört.
Nach Ansicht des Verkehrsexperten Justin Geistefeldt wäre es sinnvoll, auf Autobahnen, an denen digitale Beeinflussungsanlagen stehen, die Geschwindigkeitskontrolle auf einem längeren Abschnitt durchzuführen und nicht nur auf eine Stelle zu konzentrieren, um nicht den verkehrshemmenden Effekt wie in Essen zu erhalten. Die „Section Control“ genannte Methode ermittelt die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen zwei Punkten und wird bereits in Österreich angewendet. In Deutschland wird diese Messweise kontrovers diskutiert, da sie mit automatischer Erkennung der Nummernschilder arbeitet und die Daten – auch derjenigen Autos, die nicht zu schnell unterwegs gewesen sind – nicht sofort gelöscht werden müssen.