Berlin/Essen/München.
Ein runder Tisch soll nun die sexuellen Missbrauchsfälle in Deutschland aufarbeiten. Die Federführung hat die frühere Familienministerin Christine Bergmann. Derweil bestätigt das Bistum Essen, dass es neue Missbrauch-Vorwürfe gegen einen ehemaligen Kaplan gebe.
Die Bundesregierung hat die frühere Familienministerin Christine Bergmann mit der Aufarbeitung von sexuellen Missbrauchsfällen beauftragt. Die 70-jährige SPD-Politikerin soll Vorschläge machen, wie den Opfern geholfen werden kann und ihnen mit Rat und Tat zur Verfügung stehen.
Mit der Anlaufstelle zieht die Regierung eine erste praktische Konsequenz. Die vielen Fälle von sexuellem Missbrauch, überwiegend in katholischen Einrichtungen, sollen außerdem an einem „Runden Tisch“ diskutiert werden. Die Ministerinnen für Familie (Kristina Schröder, CDU), für Bildung (Annette Schavan, CDU) und Justiz (Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, FDP) wollen alle Beteiligte zusammenbringen: Politik, Kirchen, Wohlfahrts-, Schul- und Sportverbände, Rechtsexperten und Opfervertreter. Am 23. April wird die Runde erstmals tagen, bis Jahresende Konsequenzen empfehlen.
Unterdessen gibt es einen neuen Vorwurf gegen den wegen Missbrauchs vorbestraften ehemaligen Essener Kaplan, der 1980 nach Bayern versetzt worden war. 1998 soll der Priester einen damals Minderjährigen in Garching/Alz missbraucht haben, teilte das Erzbistum München gestern mit. Der Fall sei noch nicht verjährt und der Staatsanwaltschaft übergeben worden.
Vertrauen gesunken
Zudem bestätigte das Bistum Essen NRZ-Informationen über Vorwürfe, der Priester habe auch als Kaplan in der Bottroper St. Cyriakus-Gemeinde Kinder missbraucht. Dort war er bis 1978 im Einsatz. Die Vorwürfe seien erst unlängst bekannt geworden und in den Bistums-Akten nicht ersichtlich gewesen, sagte ein Bistums-Sprecher.
Derweil ist das Vertrauen der Deutschen in die katholische Kirche stark gesunken. Laut einer „Stern“-Umfrage haben 17 % Vertrauen in die katholische Kirche verloren und 24 % in den Papst.