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Die „eiserne Faust in Samthandschuhen“

Die „eiserne Faust in Samthandschuhen“

Paris. 

In der Seine-Metropole, so knurrte ein bürgerlicher Abgeordneter, habe die Stunde der Spanier geschlagen. Das kann man in der Tat so sehen. Nicht nur, dass Manuel Valls, den die Nationalversammlung gestern als neuen Premierminister bestätigte, ein gebürtiger Katalane ist. Bereits vor drei Tagen ist mit der aus Andalusien stammenden Sozialistin Anne Hidalgo die erste Frau als Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt vereidigt worden. Ihren Sieg bei den Pariser Kommunalwahlen sieht die 54-Jährige als Beweis dafür an, dass „keine Feste für Frauen uneinnehmbar ist“.

Hartnäckigkeit und Tatkraft

Die entsprechende Hartnäckigkeit und Tatkraft vorausgesetzt, denn für das Arbeiterkind Hidalgo war der Weg an die Spitze der Zwei-Millionen-Metropole besonders steil. Noch im jüngsten Wahlkampf ist die dreifache Mutter wegen ihrer ärmlichen Herkunft von Gegnern als „Hausmeisterin“ verspottet worden. Zusammen mit ihrer Familie floh Hidalgo 1961 vor dem Franco-Regime nach Frankreich und wuchs in dem Lyoner Vorstadt-Ghetto La Duchère auf.

Nach ihrer Einbürgerung machte sie eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin, 1982 wurde sie erst in Lyon, dann in Paris Arbeitsinspektorin. In Paris sammelte sie auch ihre ersten politischen Erfahrungen, unter anderem als Beraterin von Arbeitsministerin Martine Aubry, der „Mutter der 35-Stunden-Woche“.

In das Parier Rathaus zog Hidalgo übrigens schon 2001 ein – als Nummer 2. Doch Bertrand Delanoë, dem damals das Kunststück gelang, den Konservativen ihre alte Hochburg abzujagen, machte sie nicht nur zu seiner Stellvertreterin. Er hielt so große Stücke auf seine ebenso unprätentiöse wie resolute Genossin, dass er sie seit 2007 ganz gezielt als Nachfolgerin aufbaute.

Keine Überraschung

Dass die elegante Brünette die Einwohner der Seinemetropole mit ihrem stets freundlichen Auftreten für sich einnehmen konnte, ist keine Überraschung. Von ihrem Traum, Pariser Bürgermeisterin zu werden, hat sie sich jedenfalls nie abbringen lassen. Im Juni 2012, nach der Wahl von François Hollande zum Präsidenten, schlug sie sogar einen Ministerposten aus. Hidalgo hat versprochen, Paris grüner zu machen und den sozialen Wohnungsbau voranzutreiben, um den horrend hohen Mieten entgegenzuwirken. Viele Bürger sind überzeugt, dass sie beides durchsetzen kann. Das glauben auch ihre grünen Koalitionspartner, in deren Kreisen Hidalgo als „eiserne Faust in Samthandschuhen“ beschrieben wird.