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Absturz des Germanwings-Flugs 4U9525 – Was wir bisher wissen

Absturz des Germanwings-Flugs 4U9525 – Was wir bisher wissen

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Germanwings A320 crashes over French Alps Foto: dpa
Der Germanwings-Flug 4U9525 ist am Dienstag auf dem Weg nach Düsseldorf in Frankreich abgestürzt. 150 Menschen, darunter 75 Deutsche, sind bei der Katastrophe ums Leben gekommen.

Paris/Düsseldorf. 

Bei einem der schwersten Abstürze in der deutschen Luftfahrtgeschichte am Dienstag, 24. März, sind in Südfrankreich alle 150 Menschen an Bord des Germanwings-Flugs 4U9525 ums Leben gekommen. Was wir bisher wissen:

Was ist passiert?

Eine Maschine vom Typ Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings ist am Dienstagvormittag nahe des Ortes Digne in den französischen Alpen abgestürzt. Das Flugzeug war auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf. Vor dem Unglück war die Maschine nach Angaben von Germanwings in einem achtminütigen Sinkflug.

Wie viele Opfer gibt es?

An Bord waren laut Germanwings insgesamt 144 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder. Das sagte Germanwings-Chef Thomas Winkelmann am Mittwoch in Köln. Bei dem Absturz der Germanwings-Maschine in Südfrankreich sind nach Informationen des Auswärtigen Amtes vom Donnerstag 72 Deutsche ums Leben gekommen.

Ist genau bekannt, wer an Bord war?

Die Herkunft der Passagiere steht nach Angaben von Germanwings noch nicht endgültig fest. Unter den Opfern waren 75 Deutsche, zahlreiche Spanier sowie Reisende aus Großbritannien, Australien, Israel und Mexiko. Im Auswärtigen Amt hieß es am Dienstag, die Identifizierung der Opfer in dem schwer zugänglichen Gebiet werde vermutlich längere Zeit dauern.

Sicher ist, dass 16 Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrerinnen aus Haltern am See zu den Opfern zählen. Die Gymnasiasten waren auf dem Rückweg von einem Austausch in der Nähe von Barcelona. Am Mittwochnachmittag gab die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bekannt, dass mehr als 50 der Absturzopfer aus NRW stammen.

Gibt es die Hoffnung, dass jemand überlebt hat?

„Es gibt keinen Überlebenden“, zitierte die Zeitung „Le Figaro“ den französischen Verkehrsstaatssekretär Alain Vidalies bereits kurz nach der Katastrophe. Bei dem Absturz rund 100 Kilometer nordwestlich von Nizza wurde die Maschine völlig zerstört. „Ich habe keinen Zweifel, dass das Flugzeug gegen die Felswand geprallt ist“, zitierte die Zeitung „La Provence“ einen Augenzeugen, der Trümmer von einem Gebirgspass aus gesehen habe.

Die Wucht des Aufpralls mache wenig Hoffnung auf Überlebende, sagte Innenministers Bernard Cazeneuve am Dienstag. „Entsetzliche Bilder in dieser Berglandschaft. Es bleibt nichts außer Trümmern und Körpern“, twitterte Christophe Castaner, Abgeordneter der Region Alpes-de-Haute-Provence, der die Unfallstelle überflogen hatte.

Am Mittwoch bestätigte der französische Präsident François Hollande, dass es keine Hoffnung auf Überlebende gebe.

Haben die Piloten vor dem Absturz einen Notruf abgesetzt? 

Die Besatzung der abgestürzten Maschine setzte nach Behördenangaben keinen Notruf ab. Das berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die für zivile Luftfahrt zuständige Stelle DGAC am Dienstag. Es habe keinen Kontakt mehr zwischen Crew und Bodenkontrolle gegeben. Auch während des achtminütigen Sinkflugs habe es keine Kommunikation gegeben, sagte der Leiter des Flugbetriebs bei Germanwings, Stefan-Kenan Scheib.

Wie alt war die Unglücksmaschine?

Die Maschine mit dem Namen Mannheim war 24 Jahre alt. Germanwings betonte allerdings, das abgestürzte Flugzeug sei mit aktuellster Computertechnik ausgestattet gewesen. Ein Technik-Problem, wie es kürzlich bei einer Lufthansa-Maschine aus derselben Airbus-Familie bekanntgeworden war, sei daher bei dem Unglücksflieger nicht zu erwarten, sagte der Leiter des Flugbetriebs, Stefan-Kenan Scheib. Der Airbus A320 ist das erfolgreichste Airbus-Modell. Von dem Mittelstrecken-Jet sind weltweit fast 3700 Maschinen im Einsatz.

Gab es Probleme mit der Maschine?

Nach Darstellung von „Spiegel online“ hat der abgestürzte Airbus am Montag wegen technischer Probleme den ganzen Tag in Düsseldorf am Boden gestanden. Es habe ein Problem an der „Nose Landing Door“ gegeben, bestätigte die Lufthansa-Sprecherin der dpa. Die „Nose Landing Door“ ist „Spiegel online“ zufolge eine Klappe, die sich am Rumpf öffnet und schließt, wenn das Bugrad aus- und eingefahren wird. Dieses Problem sei behoben worden, sagte die Lufthansa-Sprecherin.

Die Reparatur am Tag vor der Katastrophe hat nach Überzeugung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr nichts mit dem Absturz zu tun. Spohr schloss nach seiner Rückkehr vom Unglücksort nach Frankfurt am Dienstagabend aus, dass die Wartung der Germanwings-Maschine am Montag in Düsseldorf etwas mit der Absturzursache zu tun haben könnte. Dabei sei es nur um die Geräuschbelastung gegangen, nichts sicherheitsrelevantes.

Wie erfahren war der Pilot des Flugs 4U9525?

Der Pilot hatte nach Angaben von Germanwings 6000 Flugstunden auf diesem Airbus-Typ. Er flog seit zehn Jahren für die Lufthansa.

Was passiert an der Absturzstelle? 

An der Absturzstelle ist die Bergung der Leichen und Wrackteile am Mittwoch fortgesetzt worden. Helfer haben am Nachmittag erste Opfer des Flugzeugabsturzes geborgen. Sterbliche Überreste der Getöteten seien am späten Mittwochnachmittag von der Unglücksstelle weggebracht worden, bestätigte ein Polizeisprecher in Digne.

Hunderte Polizisten und Feuerwehrleute vor Ort

Zentraler Ausgangspunkt in die schwer zugängliche Absturzregion ist Seyne-les-Alpes. Von dem Ort mit rund 1200 Einwohnern sollten die mehr als 300 Polizisten und 380 Feuerwehrleute operieren. Am späten Mittwochnachmittag waren Hunderte Einsatzkräfte und rund ein Dutzend Hubschrauber und Militärflugzeuge an der Unglücksstelle nahe des kleinen Ortes Prads-Haute-Bléone im Einsatz, wie die französische Zeitung „Le Monde“ berichtete. Eine Sporthalle des Bergortes Seyne-les-Alpes wurde nach einem TV-Bericht für die Aufbahrung von Opfern eingerichtet.

Die französischen Behörden befürchten schwierige Bergungs- und Ermittlungsarbeiten in den Bergen. „Man muss vermeiden, dass wichtige Indizien zerstört werden“, sagte ein Sprecher des französischen Innenministers Bernard Cazeneuve und betonte, es sei wichtig, Schaulustige fernzuhalten. „Man muss auch eine Art morbiden, makaberen Tourismus vermeiden“, sagte er.

Wie schon am Dienstag wurden die Sucharbeiten an der Absturzstelle des Airbus‘ am Mittwoch mit Einbruch der Dunkelheit für die Nacht eingestellt worden. Das berichtete „Le Figaro“ am Mittwoch auf seiner Internetseite. Erneut wurden fünf Gendarmen zur Sicherung des Geländes zurückgelassen.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat sich nach einem Flug über den Absturzort entsetzt gezeigt: „Vor Ort zeigt sich ein Bild des Grauens“, sagte er am Dienstagabend. „Die Trauer der Familien und Angehörigen ist unermesslich. Wir müssen Ihnen jetzt gemeinsam beistehen. Wir sind alle in großer Trauer vereint.“

Wie war die Lage am Zielflughafen Düsseldorf?

Am Flughafen Düsseldorf löste die Nachricht vom Absturz am Dienstag Schock, Entsetzen und Trauer aus. An der Vip-Lounge, die der Flughafen für Angehörige und Seelsorger zur Verfügung stellte, kamen Angehörige mit völlig verweinten Augen an. Von einem „rabenschwarzen Tag für den Flugverkehr“ sprach Airport-Sprecher Thomas Kötter.

Am späten Abend kümmerten sich weiterhin Betreuer um Hinterbliebene der tödlich verunglückten Fluggäste des Germanwings-Flugs. Ein Sprecher des Flughafens sagte, zeitweise seien etwa 45 bis 50 Menschen, die auf Angehörige oder Freunde warteten, gleichzeitig betreut worden. Insgesamt 150 Mitarbeiter unter anderem von Airport, Airline und Feuerwehr hätten sich um die Betroffenen gekümmert. Laut der Evangelischen Kirche im Rheinland waren auch 15 Mitarbeiter der Flughafenseelsorge und der Notfallseelsorge im Einsatz.

Am Mittwoch hielten sich rund 50 Angehörige von Todesopfern im Düsseldorfer Flughafen auf. Die Hinterbliebenen werden von der Öffentlichkeit und dem normalen Airport-Betrieb abgeschirmt. Sie seien von rund 60 Notfall-Seelsorgern und Psychologen betreut worden, sagte ein Airportsprecher. Mehrere Angehörige waren über Nacht geblieben, einige erst am Mittwoch eingetroffen.

In der Abflughalle des Airports wurde am Mittwoch eine provisorische Gedenkstätte aufgebaut und ein Kondolenzbuch ausgelegt, vor dem sich rasch eine Schlange bildete. Unter den Trauernden waren viele Flugbegleiter. Airport-Besucher brachten Kerzen, Blumen und Gedenkbotschaften in verschiedenen Sprachen.

Wie ist die Lage in Haltern?

In Haltern am See wurde das Joseph-König-Gymnasium, wo 18 der Unglücksopfer zur Schule gingen und arbeiteten, am Dienstagmittag geschlossen. In der Schule wurde ein Krisenstab gebildet, Polizei und Feuerwehr fuhren vor. Notfallseelsorger waren im Einsatz, Schüler legten Blumen nieder.

Die Schüler wollten mit der abgestürzten Maschine nach einem Spanien-Aufenthalt wieder in die Heimat zurückkehren. Vor dem Joseph-König-Gymnasium in Haltern erinnerte am Mittwoch ein Lichtermeer an die 16 Schüler und 2 Lehrerinnen. „An unserer Schule wird nichts mehr so sein, wie es vorher war“, sagte Schulleiter Ulrich Wessel. „Gestern waren wir viele. Heute sind wir allein“, stand auf einem Schild auf dem Schulhof.

Wie reagiert Bundeskanzlerin Merkel? 

Angela Merkel zeigte sich tief betroffen: „Der Absturz der deutschen Maschine mit über 140 Menschen an Bord ist ein Schock, der uns in Deutschland – und der Franzosen und Spanier – in tiefe Trauer stürzt“, sagte die Bundeskanzlerin.

Sie betonte, es gebe noch nicht viele Informationen über die Ursache des Absturzes: „Jetzt ist die Stunde, in der wir alle große Trauer empfinden.“ Das Ausmaß des Leides sei unermesslich.

Merkel reiste am Mittwoch zur Absturzstelle, die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft begleitete sie. Nachdem sich die Politikerinnen mit dem französischen Präsidenten François Hollande ein Bild vom Ort der Katastrophe gemacht hatten, versicherte die Kanzlerin, dass mit Hochdruck nach den Ursachen für den Absturz gesucht werde.

„Es wird alles hier getan, um zu versuchen, das, was geschehen ist, das Unfassbare, soweit wie möglich aufzuklären“, sagte Merkel in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Hollande und dem spanischen Regierungschef Mariano Rajoy. Allerdings werde dies noch Zeit dauern, „weil es eine Katastrophe in einer ganz schwierigen geografischen Region ist“.

Wie ist das Unglück einzuordnen?

Es ist einer der schwersten Abstürze in der deutschen Luftfahrtgeschichte. Französische Kommentatoren sprachen vom schwersten Flugunglück in Frankreich seit dem Concorde-Absturz am 25. Juli 2000. Auf dem Air-France-Flug 4590 war das Überschallflugzeug damals kurz nach dem Start vom Flughafen Paris-Charles de Gaulle abgestürzt, wobei alle 109 Insassen sowie vier Menschen am Boden ums Leben kamen.

Was wir nicht wissen 

Warum ist das Flugzeug abgestürzt?

Die Ursache für den Absturz dürfte erst in einigen Wochen geklärt sein, wie Luftfahrt-Analyst Thomas Saquer von der Unternehmensberatung Frost & Sullivan sagte. Die Maschine scheine schnell an Höhe verloren zu haben, sagte Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt dem Sender N-TV. Die Auswertung von Radardaten zeige, dass es „vielleicht“ ein technisches Problem gegeben habe. „Was das aber im Einzelnen ist, da gibt es überhaupt keinen Hinweis.“ Am Wetter wird es wahrscheinlich nicht gelegen haben: Meteorologen zufolge herrschte in der Region zum Absturzzeitpunkt gutes Wetter.

Einer der Flugschreiber der Unglücksmaschine war am Dienstag gefunden worden. Die französische Untersuchungsbehörde BEA hat auswertbare Daten aus diesem Flugschreiber sicherstellen können. Es sei aber noch nicht möglich, die geringste Erklärung für den Absturz zu geben, teilte die BEA am Mittwoch in Paris mit.

In ihrem letzten Kontakt hätten die Piloten des Airbus 320 eine Routine-Mitteilung gemacht. Vorrang habe neben der weiteren Auswertung jetzt, dass der zweite Flugschreiber gefunden werde, erklärte BEA. Bergungskräfte fanden zwar den Behälter des Flugdatenschreibers, die eigentliche Blackbox mit gespeicherten Flugdaten blieb zunächst aber verschollen, wie der französische Präsident François Hollande bei seinem Treffen mit der Bundeskanzlerin sagte. Zudem dauerte die Auswertung der Geräusche aus dem Cockpit des Airbus A320 länger als erwartet.

Klar war nach Angaben der französischen Untersuchungsbehörde BEA zunächst nur, dass es keine Explosion an Bord des Airbus A320 gegeben hat. „Das Flugzeug ist bis zum Schluss geflogen“, sagte BEA-Direktor Rémi Jouty in Paris.

Könnte der Absturz durch einen Terrorakt ausgelöst worden sein?

Deutschen Sicherheitsbehörden zufolge gibt es keinen Hinweis auf einen terroristischen Anschlag. Auch das Weiße Haus geht von einem Unfall aus: „Es gibt derzeit keine Anzeichen für einen Zusammenhang mit Terrorismus“, sagte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats am Dienstag in Washington. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) betonte am Mittwoch in Berlin, es gebe keine weiter belastbaren Hinweise dafür, dass Dritte den Absturz herbeigeführt hätten.

War nur ein Pilot im Cockpit?

Kurz vor dem Crash des Airbus A320 sollen sich offenbar dramatische Szenen in dem Flugzeug abgespielt haben. Das jedenfalls geht aus übereinstimmenden Berichten hervor, die die „New York Times“ und die französische Nachrichtenagentur Agence France Press (AFP) am Donnerstag veröffentlicht haben. Nach Angaben der mit den Untersuchungen vertrauten Ermittler soll einer der Piloten vor dem Sinkflug das Cockpit verlassen und anschließend vergeblich versucht haben, die Tür zu öffnen, um wieder ins Cockpit zu kommen. Im Netz kursiert dazu ein Video, in dem der Flugzeugbauer Airbus den Mechanismus der Cockpit-Tür erklärt. (mit dpa)

Die Chronik der Ereignisse vom Dienstag:

Die Chronik der Ereignisse vom Mittwoch: