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Zwischen Mom-Bloggern und Pädophilie: Mangelhafte Kinderrechte auf Instagram

Influencer posten hemmungslos Fotos ihrer Kinder auf Instagram, verdienen Geld damit und ignorieren dabei grundlegende Kinderrechte.

Sind Eltern zu unvorsichtig mit den Kinder-Rechten ihrer Kleinen? Immer mehr Babybilder tauchen auf Instagram auf – oft ohne dass der Nachwuchs ein Mitspracherecht hat. Experten fordern schärfere Regeln.
© IMAGO / Cavan Images / / Thales Antonio / IMAGO / Future Image / Silas Stein

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Sind Talahons nur ein lustiger TikTok-Trend oder eine problematische Stigmatisierung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund? Wir haben nachgefragt.

Das Kind spielt im Planschbecken, es hat die neue Badehose von der Oma an. Schnell ein Foto gemacht und der glücklichen Schenkerin geschickt. Da ist doch nichts dabei, oder? Aber es ist so niedlich, dass man das Foto auch auf Instagram posten könnte, das sehen da ja nur hundert Leute, die kenne ich ja alle, oder vielleicht doch nicht?

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Das Zeitalter der Digitalisierung hat uns vor verschiedene Herausforderungen gestellt. Wer hätte ahnen können, dass eine davon sein würde, wie man mit seinen Familienfotos umgeht? Doch genau das ist ein echtes Problem. Vermeintlich harmlose Kinderfotos landen im Darknet, werden missbraucht. Kinder werden im jungen Alter zu Werbeprofis, ohne Arbeitszeitbegrenzung, aus dem eigenen Zimmer heraus. Und für all das gibt es so gut wie keine Regelung vom Gesetzgeber.

Kinderrechte: Sind unsere Jüngsten genug geschützt?

Wenn ein Mensch fotografiert und das Foto dann veröffentlicht wird, muss er einverstanden sein. Das regeln die Persönlichkeitsrechte und das Recht am eigenen Bild. Kinder haben natürlich die gleichen Rechte, in der UN-Kinderrechtskonvention ist zum Beispiel festgehalten, dass Kinder ein Recht auf Freizeit und auf Schutz vor Gewalt haben. Soll das Foto eines Kindes veröffentlicht werden, so bestimmen die Eltern, ob das geschehen darf.

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Aber was ist, wenn die Eltern unvorsichtig mit den Bildern ihrer Kinder auf Instagram und Co. umgehen oder sogar Geld damit verdienen? Die einfache Antwort: nichts. Eltern werden bislang kaum darin kontrolliert, was sie mit den Fotos und Videos ihrer Kinder veranstalten. Es gilt zwar die Sorgfaltspflicht gegenüber ihren Schutzbefohlenen, inwiefern das aber im Internet umgesetzt werden muss, das ist bislang weitestgehend ein rechtsfreier Raum.

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Groß geworden ist die Debatte über Kinder im Internet durch die sogenannten Mom-Blogger. Influencerinnen wie Sarah Harris, Luisa und Nader Jindaoui und viele andere stellen nicht nur intimste Szenen ihrer Kleinen ins Netz, sie nutzen sie auch aktiv für Werbung und ihre Reichweite. Passbilder, Wutanfälle, Wehwehchen und Schwimmen im Babybecken werden gefilmt. Ob diese Kinder damit einverstanden sind, ist nicht ganz leicht zu beantworten, schließlich sind sie oft unter vier Jahre alt.

Zwischen Familienglück und digitalem Missbrauch

Im Nachhinein löschen, wenn die mittlerweile vierzehnjährige Tochter das Bild von sich auf dem Töpfchen nicht mehr auf Instagram haben will, geht nur bedingt. Das Internet vergisst nicht. Ab vierzehn können die Kinder entscheiden, ab acht Jahren theoretisch in die Entscheidung mit einbezogen werden.

Ansonsten gibt es wenig Regularien. Unsere Redaktion hat nachgefragt, wie Eltern und erwachsene Kinder das so finden. Eine Mutter, die eine Elfjährige und ein Krabbelkind hat, sagt über die Mom-Fluencer auf Instagram: „Ich finde, das geht in Ordnung, wenn man online austauschen kann. Jeder hat seinen Erziehungsstil, und in dem Sinne finde ich das wirklich in Ordnung.“ Anders sehe es aus, wenn Kinder leicht bekleidet im Internet zu sehen seien.

Ein frischgebackener Vater erklärt, lese man sich die AGB von Instagram und Facebook durch, stehe da: „Man gibt jegliches Recht an diesem Bild an die Plattform ab. Die könnte dann damit machen, was sie möchten. Wenn man das für sich selbst beurteilt, okay. Wenn das Kind seinen Willen aber noch nicht äußern kann, finde ich das bedenklich.“

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Er findet, da gehört vom Gesetzgeber durchgegriffen. Die Regularien sollten seiner Meinung nach aber nicht an die Eltern gerichtet sein, sondern an die Plattformbetreiber.

Eltern posten bedenkenlos auf Instagram

„Da kann die Regierung die Datenschutzrechte besser schützen, indem sie die Organisation dazu verpflichtet, Anonymisierung von Minderjährigen vorzunehmen.“ Unsere Redaktion hat eine anonyme Leserbefragung zu dem Thema vorgenommen. Von 1184 Befragten waren 7 Prozent der Meinung, dass man seine Kinder bedenkenlos im Internet zeigen dürfen sollte.


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17 Prozent fanden, dass das nur für Privatpersonen gelten sollte. 77 Prozent waren für ein gänzliches Verbot von Kinderfotos auf Instagram, TikTok und so weiter.