Der Hype um die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris ist groß. Sei es in den sozialen Medien oder bei öffentlichen Auftritten: Harris kommt bei ihren Anhängern gut an.
Eine neue landesweite Umfrage sorgt nun aber knapp zwei Monate vor der US-Wahl für eine Überraschung: Zum ersten Mal seit Wochen liegt Donald Trump vor Kamala Harris! Ist der Hype um Harris etwa schon vorbei?
Trump in Umfrage wieder vorne
Die Umfrage, von der „New York Times“ und dem „Siena College“, zeigt ein knappes Rennen: Trump führt mit einem Vorsprung von einem Prozentpunkt bei den sogenannten „Likely Voters“. Den Wählern, die wahrscheinlich zur Wahl gehen werden. Zwar handelt es sich nur um eine Momentaufnahme, dennoch sorgte das Ergebnis für Aufsehen.
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Als Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin antrat, hofften viele, dass sie die Nachfolge von Joe Biden antreten und den ehemaligen Präsidenten Trump besiegen könnte. Harris präsentiert sich als dynamische und progressive Politikerin, die auch bei jungen Wählern gut ankommt.
Vor allem auf TikTok und in den sozialen Medien ist Harris beliebt, doch reicht das aus, um die breite Wählerschaft zu überzeugen? Julia Kastein vom ARD-Studio Washington spricht im Podcast der Tagesschau über Harris’ aktuelle Herausforderungen: „Ihre schwächste Flanke sind die Inhalte. Die bleiben bisher noch etwas wolkig.“
Unklare Positionen
Einer der wunden Punkte für Harris ist die Wirtschaftspolitik. Während der Amtszeit von Präsident Joe Biden sind die Lebenshaltungskosten in den USA deutlich gestiegen – um rund 20 Prozent. Viele Amerikaner machen dafür den US-Präsidenten verantwortlich, obwohl die Teuerung vor allem auf internationale Krisen zurückzuführen ist. Auch Harris hat sich zu diesen Themen bisher nur vage geäußert.
Sie macht zwar Vorschläge zur Ankurbelung der Wirtschaft, diese bleiben aber recht unkonkret. Ein Beispiel: Junge Leute sollen beim Hauskauf unterstützt werden, aber wie genau das finanziert werden soll, lässt Harris offen. In einer Zeit, in der viele US-Bürger unter steigenden Preisen leiden, fordern viele klare Antworten – Antworten, die Harris bisher schuldig geblieben ist.
Kamala Harris in der Kritik
Auch beim Thema Migration steht Harris unter Druck. Die Republikaner bezeichnen sie als „Grenzzarin“, die sich nicht ausreichend um die Sicherung der US-Grenzen kümmere. Obwohl Harris in ihrer Position für die Migrationspolitik zuständig ist, war sie selten an der Grenze zu sehen, wie ihr Kritiker vorwerfen.
Das kritisiert auch Kastein: „Sie war für das gesamte Thema zuständig, aber sie war selten an der Grenze. Und die Situation dort war über viele Monate hinweg dramatisch.“ Diese Kritik dürfte Harris im Wahlkampf wohl weiter belasten.
Kopf-an-Kopf-Rennen bei US-Wahl
Obwohl Trump aktuell vor Harris liegt, sind die beiden in den Umfragen oft nahezu gleichauf. Das Rennen um das Weiße Haus ist aber noch lange nicht entschieden. „Da ist noch nicht alles gelaufen. Sie muss schon noch ganz schön strampeln, um diese Wahl zu gewinnen“, so Kastein. Vor allem muss sich Harris auf die Angriffe von Trump vorbereiten, der für seine persönlichen Attacken bekannt ist.
Trotz der Herausforderungen stehen die Chancen für die Demokratin nicht schlecht – auch wenn der Hype vielleicht nachlassen könnte. So merkt auch Kastein an: „Ich bin skeptisch, was den Hype selber angeht. Ich denke, da wird sich etwas mehr Nüchternheit breit machen.“
Harris müsse nun auch inhaltlich punkten, um die Wähler zu überzeugen. Entscheidend wird sein, ob sie sich von den wirtschaftlichen Problemen und den Angriffen Trumps abgrenzen kann. Das TV-Duell in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch dürfte dafür ein erster Prüfstein sein.