In politischen Kreisen ist es längst kein Geheimnis mehr, wie wichtig soziale Medien im Wahlkampf sind. Es ist das einfachste Mittel, Ziele und Vorhaben an die Bevölkerung heranzutragen. In den richtigen Händen können sie ein machtvolles PR-Instrument sein, mit dem man seine Wähler enger an sich binden kann.
Markus Söder beherrscht diese Kunst besonders. Er konnte auf allerlei Plattformen wie Instagram oder TikTok eine große Schar an Followern gewinnen, denen er fast schon kumpelhaft von seinem Alltag erzählt. Dabei lässt er es sich auch nicht nehmen, Gewinnspiele zu veranstalten, sich zu verkleiden oder auch die größten ABBA-Hits zu singen. Doch wo ist die Grenze zwischen Unsinn und seriöser Unterhaltung mit politischer Botschaft?
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Söder gelingt Mega-Coup
Kaum ein Politiker hat eine solch große Fanbase wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Mit seiner neuesten Idee übertrafen er und sein Marketingteam sich sogar selbst: Der CSU-Politiker veranstaltete drei Gewinnspiele.
Beim Ersten verloste er unter seinen Followern ein gemeinsames Döneressen. Der Ansturm war jedoch so groß, dass er gleich eine zweite Runde veranstaltete. Wer dann noch immer leer ausging, hatte beim dritten Gewinnspiel die Möglichkeit, ein T-Shirt mit dem kreativen Aufdruck „Söder Kebab“ zu bekommen. Auch hier liefen seine Fans Sturm, sodass Tausende teilnahmen und ein Shirt ergattern wollten.
Eine so treue Internet-Gemeinschaft errichtet man aber nicht von heute auf morgen. Mit Formaten wie „#Söderisst“, Bilder in Kostümen und Videos, in denen er beispielsweise den ABBA-Song „Dancing Queen“ trällert, errichteten er und sein Social-Team eine große und enge Söder-Community.
Wird der CSU-Politiker zu unseriös?
Doch sind solche Aktionen wirklich für einen seriösen Politiker mit hohem Amt geeignet? „Beim ‚Söder Kebab‘ geht es um die Vermarktung seiner eigenen Person, insbesondere in Sozialen Medien. Das kann gut sein, wenn es mit der eigenen persönlichen Marke übereinstimmt“, erklärt der Kommunikationsberater Hendrik Wieduwilt unserer Redaktion.
Beim bayerischen Ministerpräsidenten scheinen die Aktionen allerdings überhandzunehmen. „Verschiedene Kommentatoren haben aber bereits über Markus Söder gesagt, ihm fehlt inzwischen ein bisschen der Ernst in der Politik und er scheint kein ernstes politisches Vorhaben mehr zu verfolgen“, so der Rechtsanwalt.
Was macht gute PR aus?
Unter bestimmten Bedingungen kann ein unterhaltsamer Social-Media-Auftritt gelingen. „Gute PR deckt sich mit dem, was eine Person politisch repräsentieren möchte. Das kann wiederum auch mit amüsanten Dingen funktionieren, das muss aber vor allen Dingen greifbar für die Menschen sein“, sagt Wieduwilt. „Das ist beim Döner zwar gegeben und auch bei den diversen Bratwurst-Fotos, die Markus Söder von sich machen lässt. Die Frage ist nur, welche politische Botschaft soll dahinter stecken?“
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Für einen gelungenen Social Media-Auftritt nennt der Kommunikationsberater Wirtschaftsminister Robert Habeck. „Unabhängig davon, was man über Robert Habeck denkt: Er bekommt es hin, seine Botschaften angepasst auf soziale Medien rüberzubringen. Er zeigt sich selbst vor der Kamera häufig als Reporter in eigener Sache. Das ist sehr kohärent und konsistent, mit dem, wie er sonst kommuniziert.“