Who run the World? Girls. Das wusste schon Beyoncé vor 13 Jahren. Und sie sollte Recht behalten: Angela Merkel prägte ihre eigene Ära, Kamala Harris könnte es ihr in den USA bald gleichtun. Weibliche Macht ist dabei aber keineswegs nur auf demokratische Länder beschränkt. In Nordkorea sieht gerade alles danach aus, als wäre das nächste Staatsoberhaupt weiblich.
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Kim Ju Ae ist zwischen 10 und 15 Jahren alt, so sicher ist man sich da nicht – sie war auf einmal einfach da, an der Hand ihres Vaters, dem Diktator Nordkoreas, Kim Jong Un. Bei Empfängen, Treffen mit Generälen und bei dem Start einer Interkontinentalrakete im letzten Jahr – die junge Frau war dabei und wirkt bereit, ihren Platz in der Politik einzunehmen.
Die neue Nordkorea-Diktatorin
Nordkorea wählt seine Staatsoberhäupter nicht, der Titel wird vererbt. Kim Jong Un ist seinem Vater Kim Jong Il nachgefolgt, wahrscheinlich also, dass er nun seine Nachfolgerin etablieren will. Zumal seine Gesundheit, so die Informationen, die in den Westen durchdringen, nicht die beste ist. Das mit Nordkorea verfeindete Südkorea hatte Anfang des Jahres erklärt, dass die totalitäre Führungsfamilie aktuell in „schwierigen Umständen“ nun „in Eile“ ihren Fortbestand sichern und eine Nachfolgerin präsentieren wolle.
Ähnlich der Art, wie traditionelle Monarchien ihre Kronprinzessinnen präsentieren, wird Kim Ju Ae der Öffentlichkeit präsentiert. Mit dem Unterschied, dass ihr Verantwortungsbereich nicht nur Rote Bänder durchschneiden, Tennis gucken und hübsche Hüte tragen sein wird. Vielmehr geht es bei ihr um Atomwaffen, Arbeitslager und Hinrichtungen. Dass sie diese Aufgaben tatsächlich eines Tages übernehmen könnte, zeigt auch die Weise, wie sie in den Medien dargestellt wird.
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Dort ist sie nicht mehr nur die „geliebte“ Tochter des Diktators, sondern die „respektierte“ Tochter. Diese Bezeichnung ist nur ganz besonderen Mitgliedern der Familie, wie Kim Jong Un selbst und der „geachteten Ersten Dame“ Nordkoreas, Kim Ju Aes Mutter, vorbehalten.
Kim Ju Ae trotz Patriachat an der Macht?
Alles Anzeichen dafür, dass die neue Kim erwählt wurde. Und das obwohl sie, soweit bekannt, mindestens einen Bruder hat, der in die Fußstapfen des Vaters treten könnte. Laut Südkoreas Nachrichtendienst ist Kims Sohn wegen einer Behinderung nicht in der Lage dazu und wird deshalb von der Öffentlichkeit ferngehalten.
Ist Kim Ju Ae also die Notlösung? Kann schon sein. Zwar ist in der ursprünglichen Form des Sozialismus, nach Marx, eine Gleichberechtigung und Gleichbefähigung von Frauen und Männern angestrebt, in der konfuzianischen Prägung in Nordkorea ist das Patriarchat jedoch bislang unbestritten.
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Michael Madden, Gründer der auf Nordkorea spezialisierten Analyseplattform NK Leadership Watch, glaubt, Ju Ae könnte diese Hindernisse überwinden. In einem Aufsatz über dieses Thema schreibt er: „Kim Ju Ae ist eine von nur vier lebenden Nachkommen von Kim Il Sung, die über die vergangenen fünf Jahre in Staatsmedien aufgetaucht sind.“ Die ganze Inszenierung des Mädchens lässt darauf schließen, dass sie die erste Diktatorin Nordkoreas werden wird. (mit dpa/Tagesspiegel)