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Deutsch-Russin fällt allen bei Nawalny-Gedenkfeier auf: „Mein russischer Pass ist mir peinlich“

Am 4. Juni wäre Alexej Nawalny 48 Jahre alt geworden. Beim Gedenkgottesdienst in Berlin fiel besonders die Russin Irina Revina Hofmann auf.

Die Russin Irina Revina Hofmann lebt seit über 30 Jahren in Deutschland und ist eine entschiedene Gegnerin Putins.
© Nele Ritter/DER WESTEN

Nawalny Geburtstag: Gedenkgottesdienst in Berlin

Zum Geburtstag von Alexei Nawalny fand in Berlin ein Gottesdienst statt, bei dem auch Nawalnys Witwe zu Gast war. Unsere Reporterin war vor Ort.

Alexej Nawalny wäre an diesem Tag – dem 4. Juni 2024 – 48 Jahre alt geworden. Der berühmteste Putin-Gegner ist jedoch Anfang dieses Jahres im Alter von 47 Jahren im Straflager „Polarwolf“ in Sibirien gestorben, nachdem er zusammengebrochen war. Die Todesursache wurde bislang nicht unabhängig geklärt.

Es ist der erste Geburtstag des Kreml-Kritikers seit seinem Tod am 16. Februar. Zu diesem besonderen Anlass wurde in Berlin ein Gendenkgottesdienst veranstaltet, an dem auch seine Witwe Julija Nawalnaya zugegen war. Unser Partnerportal BERLIN LIVE war in der Marienkirche am Alexanderplatz in Berlin dabei.

Nawalny: Eine Person der Hoffnung

Zu Beginn der Gedenkfeier machte Bischof Stäblein deutlich, wie sehr Tod, Trauer und Hoffnung beieinander liegen. Er zitiert Nawalny, der 2021 sagte: „Früher oder später werden die Menschen, die auf der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit sind, diese auch bekommen.“ Diese Hoffnung sei sein Geburtstagsgeschenk an die Menschen.


Am 4 Juni ist Alexej Nawalnys Geburtstag. Es ist der erste nach seinem Tod im Februar 2024.
Am 4 Juni ist Alexej Nawalnys Geburtstag. Es ist der erste nach seinem Tod im Februar 2024. Foto: Sarah Fernández/DER WESTEN

Das sieht auch Irina Revina Hofmann so. Die gebürtige Russin fällt in der Menschenmenge in der Kirche sofort auf. Gekleidet in den Farben Gelb und Blau trägt sie eine blaue Handtasche, die Putin mit einem Krönchen zeigt. Sein Gesicht ist in roter Farbe durchgestrichen. Auf ihrem Rücken die Worte: „No Putin. No War.“

„Wir alle vermissen ihn“

„Er war unsere Hoffnung, er war unsere Erleuchtung.“ Wegen dem derzeitigen Hochwasser in Süddeutschland gestaltete sich ihre Reise nach Berlin komplizierter als gedacht. „Obwohl es wahnsinnig schwer war für mich aus München hierher zu kommen – alle Züge, Busse und Flüge wurden abgesagt – konnte ich nicht nicht kommen. Weil ich wahnsinnige Schmerzen habe seit seinem Tod,“ sagt die seit 30 Jahren in München lebenden Russin gegenüber unserer Reporterin und greift sich dabei ans Herz.


„Ich vermisse ihn so sehr. Nicht nur ich, ich glaube wir alle vermissen ihn.“

Irina Revina Hofmann

Über Skandinavien fand sie schließlich über Umstände doch noch den Weg nach Berlin. „Obwohl ich Atheistin bin, dachte ich mir, vielleicht wird es mir ein bisschen leichter fallen, seinen Tod hinzunehmen.“ Irina trägt Ohrringe in Form von Friedenstauben und eine auffällige Kette um den Hals. „Das sind getötete Journalisten, die bekannteste ist wahrscheinlich Anna Politkowskaja. Vor vielen Jahren – das ist über 15 Jahre her – habe ich diese Kette gemacht. Nach und nach kamen mehr Journalisten dazu und jetzt auch Nawalny.“

Irina Revina Hofmann bei dem Gedenkgottesdienst für Alexej Nawalny am 4. Juni in Berlin.
Irina Revina Hofmann bei dem Gedenkgottesdienst für Alexej Nawalny am 4. Juni in Berlin. Foto: picture alliance/dpa

Anna Politkowskaja war eine russisch-amerikanische Journalistin, die 2006 vor ihrer Wohnung in Moskau ermordet wurde. Sie hatte zuvor mehrfach widersprüchlich zum Kreml über den Tscheschenien-Krieg und Korruption im Verteidigungsministerium berichtet.

„Wünsche meinem eigenen Land nichts Anderes als diesen furchtbaren Krieg zu verlieren“

„Ich trage seit 2,5 Jahren nur noch Blau und Gelb, weil es mir peinlich ist, zu erklären: ‚Ja, ich besitze einen russischen Pass, aber ich stehe für die Ukraine und ich wünsche der Ukraine den Sieg. Und eigentlich wünsche ich meinem eigenen Land nichts anderes, als diesen furchtbaren Krieg zu verlieren.“


„Den Menschen in Russland, die Kraft haben, würde ich sagen – wie Nawalny es gesagt hat: Habt keine Angst und steht auf!“

Irina Revina Hofmann

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Wie Irina haben viele andere Menschen an diesem Tag in Berlin eine Kerze für den verstorbenen Alexej Nawalny angezündet. Viele von ihnen hatten dabei Tränen in den Augen – einige weinten um den Mann, in den sie so viel Hoffnung gesetzt hatten.


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Bei unserem Partnerportal „BERLIN LIVE“ liest du, welche bewegenden Worte die Witwe an die versammelte Gemeinde richtete.