Das elektronische Rezept ist seit dem dem 1. Januar 2024 verpflichtend. Damit müssen Arztpraxen verschreibungspflichtige Arzneimittel zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen elektronisch verordnen. Die Versicherten können ihre Rezepte mit ihrer Versichertenkarte in der Apotheke abholen – einfach, schnell und problemlos. So zumindest der Plan.
Jedoch gibt es dabei ein ernsthaftes Problem: Die Apotheken und Arztpraxen in NRW haben mit einer enormen Häufung an Ausfällen im System zu kämpfen. Der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Apotheker Thomas Preis, hat dazu eine klare Meinung.
Apotheken in NRW: „Das System ist absolut instabil“
Die „Gematik“, die zentrale IT-Gesellschaft im Gesundheitswesen, bietet mit ihrer App die Erstellung von E-Rezepten in der Arztpraxis und das Einlösen in der Apotheke an. Sie beschreibt das System als „komfortabel“ und „einfach“. Mit dem Satz „Fehlerhafte oder schwer lesbare Papierrezepte gehören ab sofort der Vergangenheit an“, preist sie die digitale Lösung auf ihrer Website an. Doch der Schein trügt.
Das System sei absolut instabil, wie Apotheker Thomas Preis im Gespräch mit DER WESTEN erklärt. „Fast täglich gibt es Ausfälle der Server von Krankenkassen, von der „Gematik“ oder von anderen beteiligten Unternehmen. Oft über Stunden, sodass weder in Arztpraxen noch in Apotheken etwas geht. Arztpraxen können dann keine Rezepte ausstellen und in den Apotheken können keine Rezepte abgerufen werden“, äußert er sich klar.
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Mit den Worten „Es ist seit nunmehr über 10 Wochen ein nicht haltbarer Zustand“ beschreibt er die aktuelle Situation. Ärzte und Apotheken würden sowieso schon am Fachkräftemangel leiden. Digitalisierung soll eigentlich Zeit einsparen, das E-Rezept koste aber nur wertvolle Zeit, die dann in den Apotheken und Arztpraxen zur Versorgung der Patienten fehlt.
Patientenversorung in NRW in Gefahr
Durch die ständigen Ausfälle und Software-Updates können viele Patienten ihre Rezepte gar nicht einlösen und müssen warten. „Bei Medikamenten, die ja lebenswichtig sein können, ist das nicht akzeptabel. Oft geht es bei den Medikamenten ja um Stunden oder sogar Minuten“, so Apotheker Preis. Dabei müsse Digitalisierung doch eigentlich entlasten und darf nicht belasten. In Notarztpraxen würde sogar dazu geraten werden, grundsätzlich Papierrezepte zu nutzen, weil die einfach patientenfreundlicher und sicherer seien. Die Zahl der E-Rezepte gehe jetzt schon immer weiter zurück. „Das E-Rezept-System der Bundesregierung ist nicht zu Ende gedacht.“
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Es muss sich etwas ändern
In NRW wurde das Aktionsbündnis aus Apothekern, Hausärzten und weiteren Fachkräften aus Gesundheits- und Pflegeberufen gegründet, dem auch der Apothekerverband Nordrhein angehört. Die Stellung des Bündnisses ist deutlich: Das E-Rezept der „Gematik“ hätte noch längst keine Marktreife erreicht. „Wir fordern, dass das unfertige Produkt ganz schnell betriebsfertig gemacht wird oder wieder vom Markt genommen wird“, so Preis. Für den Fall, dass sich nichts ändert, wurde bereits angekündigt, kurzfristig wieder auf das Papierrezept umzustellen, um die Versorgungssicherheit für die Patienten wiederherzustellen.