Allein in Deutschland gibt es laut dem Verband der zoologischen Gärten über 800 Zoos – einer davon ist der Zoo in Dortmund. Doch obwohl sich die Tierparks großer Beliebtheit bei den Besuchern erfreuen, gibt es von Tierrechtlern immer wieder heftige Kritik.
Die Tiere werden als Gefangene angesehen und die Tierhaltung sei nicht artgerecht, heißt es vielfach. Immer wieder sorgen Aktivisten mit Aktionen vor oder auch in den Zoos für Aufsehen. Im Gespräch mit DER WESTEN haben sich eine Tierpflegerin und ein Verantwortlicher aus dem Zoo Dortmund der Kritik gestellt.
Zoo Dortmund im Visier von Tierrechtlern
Elena Bald kommt fünf Mal die Woche in den Zoo Dortmund, um sich um ihre Zöglinge zu kümmern. Ihr Zuständigkeitsbereich ist das Südamerikarevier. Sie ist für die Verpflegung von Ameisenbären, Faultieren oder auch Tapiren zuständig. Mit den Jahren hat sie die Charakterzüge ihrer Pappenheimer gut kennengelernt. Ameisenbär-Oma Chakira gehört zu ihren Lieblingen. „Sie ist eine ganz Liebe und schläft auch gerne viel. Wir können zu ihr rein und sie streicheln, das ist gar kein Problem und sie hat auch noch nie etwas gemacht“, schwärmt die 26-Jährige gegenüber DER WESTEN.
Ein Tag im Leben von … ist der Titel unserer Reportage-Reihe bei DER WESTEN. Wir durften über einen bestimmten Zeitraum für einen Tag verschiedene Persönlichkeiten in ihrem (beruflichen) Alltag begleiten. Dabei haben wir erstaunliche Einblicke in den Job, die damit verbundenen Aufgaben, Schwierigkeiten und Chancen bekommen. Hier findest du alle Beiträge.
Dabei sei die Gefahr, die von Ameisenbären ausgeht, nicht zu unterschätzen. Mit ihren langen Krallen können die Tiere ihrem Gegenüber schlimme Verletzungen zuziehen. Im Zoo Dortmund leben die Ameisenbären in einem großen Gehege, das sie sich mit anderen tierischen Bewohnern teilen. Besucher können sie von außen durch eine riesige Fensterscheibe beobachten. Nach Bedarf haben die Tiere auch die Möglichkeit, auf das große Außengehege auszuweichen.
Wie in einem All-Inclusive-Hotel werden jeden Tag die Gehege gereinigt, das Futter mundgerecht serviert und Utensilien zur Unterhaltung bereitgestellt. Doch ist das artgerecht? Immerhin haben die Tiere in der freien Wildnis eine Fläche von mehreren Tausend Quadratmetern, auf denen sie sich frei bewegen können. Wenn es nach Tierrechtorganisationen wie Peta geht, dann nicht.
Gehören Tiere in den Zoo?
„Zoos geben vor, sie seien für den Artenschutz und die Vermittlung von Wissen über die Tiere notwendig. In Wahrheit befeuern sie durch das Zurschaustellen von Lebewesen jedoch eine speziesistische Denkweise und vermitteln vielmehr, der Mensch könne beliebig über Tiere verfügen und sie zum eigenen Vergnügen einsperren“, heißt es auf der Homepage. Tierpflegerin Elena Bald nimmt sich derartige Worte sehr zu Herzen, gibt jedoch zu bedenken: „Ich kann die Kritik zu einem gewissen Teil verstehen. Natürlich wäre es schöner, wenn die Tiere in Freiheit leben könnten, doch wir machen das, damit Arten nicht aussterben. Das Traurige ist ja, dass es Zoos wegen Menschen überhaupt geben muss. Denn in freier Wildbahn werden die Tiere gejagt und hier sind sie sicher.“
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Zoo-Sprecher Marcel Stawinoga ergänzt: „Tiere bewegen sich in der Natur, weil sie es müssen, um ihr Revier zu markieren, zur Nahrungs- oder Partnersuche. Im Zoo haben die Tiere alles, was sie benötigen auf einem begrenzten Bereich.“ Würden plötzlich alle Zoo-Tiere wieder in die Freiheit entlassen, dann hätte das laut Stawinoga dramatische Konsequenzen. „Wenn wir jetzt alle Käfige aufmachen und alle Tiere laufen lassen würden, würden alle sterben.“
Zoo Dortmund setzt sich für Artenschutz ein
Dennoch werde im Zoo Dortmund stetig daran gearbeitet, die Lebensbedingungen für die Tiere zu verbessern. Marcel Stawinoga verweist auf gelungene Artenschutzprojekte. Beispielsweise weise das Ameisenbär-Zuchtprogramm des Dortmunder Zoos laut eigener Aussage die weltweit erfolgreichste Quote auf. Bis heute habe es mehr als 60 erfolgreiche Nachzuchten gegeben. Das Herzensprojekt von Stawinoga sei aber das Plumporis-Projekt – dafür reist er sogar regelmäßig bis nach Bangladesch. „Hier nehmen wir in unserer Plumplori-Rehabilitationsstation aus illegaler Haltung beschlagnahmte und verwaiste Plumploris auf und päppeln diese, wenn nötig wieder auf, und bereiten sie auf ein erneutes eigenständiges Leben in der Wildnis vor.“
Aktivisten der Tierrechtsorganisation Peta können solche Aktionen jedoch wenig überzeugen. „Das beständige „Lagern“ von Tieren hinter Gittern hat mit Artenschutz nichts zu tun. Durch die Zucht in Gefangenschaft kommt es von Generation zu Generation zu Veränderungen in Körperbau, Genetik oder Verhalten. Die Tiere sind schließlich nur noch ein trauriges Abbild ihrer Artgenossen in Freiheit.“ Am Ende bleiben die Fronten wohl verhärtet.