Weil die Bevölkerung sinkt und das Geld nicht reicht, baut die Stadt Essen jeden zehnten Spielplatz ab: 45 Spielplätze zwischen Karnap und Kettwig werden so in den kommenden Monaten nach und nach von der Bildfläche verschwinden. Der Kinderschutzbund fürchtet: Dabei wird es nicht bleiben.
Essen.
Zuerst bauen sie die Wippe ab, dann ist die Schaukel an der Reihe, und zu guter letzt demontieren sie auch noch das Klettergerüst. 45 Spielplätze zwischen Karnap und Kettwig werden so in den kommenden Monaten nach und nach von der Bildfläche verschwinden. Kaputte Spielgeräte werden abgebaut und nicht mehr ersetzt. Jeden zehnten Spielplatz lässt die Stadt auf diese Weise „auslaufen“. Der städtische Eigenbetrieb Grün & Gruga hatte es schon vor mehr als einem Jahr angekündigt. Die letzten Entscheidungen, welcher Spielplatz wo als verzichtbar gilt, stehen in den Bezirksvertretungen dieser Tage an. Die Bevölkerungszahl sinkt, die finanziellen Mittel reichen nicht mehr aus – dem gelte es Rechnung zu tragen, heißt es bei Grün & Gruga.
Dass der Rat der Stadt auf Vorschlag der Verwaltung noch in diesem Monat für das laufende Jahr 1,25 Millionen Euro zusätzlich für Investitionen in Spielplätze freigeben soll, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stadt ihre Spielplätze über Jahre hinweg vernachlässigt hat. Von einem „deutlichen Investitionsstau“ ist die Rede. Kein Wunder, standen Grün & Gruga doch in den vergangenen Jahren durchgehend lediglich 500.000 Euro zur Verfügung, um Spielgeräte zu ersetzen – mit Ausnahme der Jahre 2009 und 2010, da war es jeweils eine Million. Den Erneuerungsbedarf beziffert der Eigenbetrieb aber auf jährlich 2,5 Millionen Euro. Mit einer einmaligen Finanzspritze wird die Stadt den Verfall also nicht aufhalten können.
Bestandsschutz für verbliebene Spielplätze gefordert
Dem Kinderschutzbund gibt dies Anlass zur Sorge, dass es bei der aktuellen Streichliste nicht bleiben wird. „Die Spielplätze, die nun aufgegeben werden, sind in einem solch’ unhaltbaren Zustand, dass sie von Kindern nicht mehr angenommen werden. Die übrigen Spielplätze sind aber nicht unbedingt viel besser“, beklagt Ulrich Spie, der Vorsitzende des Kinderschutzbundes und fürchtet: „In zwei Jahren stehen wir wieder hier und machen die nächsten 50 Spielplätze dicht.“
Dass Grün & Gruga hervorhebt, die aktuelle Streichliste sei im Konsens mit den Bezirksvertretungen, dem Kinderbüro und dem Kinderschutzbund erstellt worden, ringt Spie nur ein müdes Lächeln ab. Ursprünglich standen gar 75 Spielplätze zur Disposition. Auch solche, die von ehrenamtlichen Spielplatzpaten betreut werden. Dem Kinderschutzbund sei es zu verdanken, dass diese Spielplätze erhalten bleiben. Spie fordert Bestandsschutz für alle verbliebenen rund 400 Spielplätze. Ob es so kommt, bleibt fraglich. Immerhin: Aufgegebene Spielplätze sollen als „grüne Reserve“ erhalten bleiben.