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Stadt repariert an Essener Schulen nur das Nötigste

Stadt repariert an Essener Schulen nur das Nötigste

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Foto: WAZ FotoPool
25 Millionen Euro pro Jahr für Arbeiten, die keinen Aufschub dulden und gesetzlich vorgeschrieben sind. Dabei wäre das dreifache der Summe nötig, um die Schulgebäude im Essener Stadtgebiet dauerhaft in Schuss zu halten – und zwar als Investition über 40 Jahre lang.

Essen. 

Man könnte meinen, jetzt kommt ein PR-Gag von Gegnern des Messe-Umbaus. Ist es aber nicht, denn die Zahl ist älter als die Baupläne der Messe: Die Stadt benötigt genau 123 Millionen Euro, um ihre Schulgebäude zu sanieren – exakt dieselbe Summe, mit der der teilweise Neubau der Messe veranschlagt ist, über den am 19. Januar ein Bürgerbegehren entscheidet.

123 Millionen Euro für die Schulgebäude – dieses Geld hat die Stadt aber nicht, Messe hin oder her. Eingeplant sind für die Jahre 2014 und 2015 nur jeweils rund 25 Millionen Euro für unaufschiebbare Reparaturen und Arbeiten, die nötig sind, damit einigermaßen gefahrlos Unterricht stattfinden kann.

Entsprechend dramatisch entwickelt sich die Lage an den rund 570 Schulgebäuden im Stadtgebiet: Die Stadt – man muss das so klar formulieren – ist so arm, dass sie ihre Gebäude im Grunde weiter verfallen lassen muss. „Die Finanzmittel reichen voraussichtlich aus“, heißt es nüchtern in einer Vorlage, die zuletzt dem Bauausschuss vorgelegt wurde, „um die Verkehrssicherheit der Gebäude zu gewährleisten.“

Stadt Essen kann nur noch dafür sorgen, dass Decken nicht runterkommen

Heißt: Die Stadt kann nur noch dafür sorgen, dass Schüler, Lehrern und Sekretärinnen keine Decken auf den Kopf fallen. Und selbst das ist nicht mal sicher. „Bauunterhalt zur Substanzerhaltung“ jedoch, also alles, was langfristig wichtig wäre, um Gebäude zu erhalten, „findet nicht statt.“ Das war in diesem Jahr übrigens auch schon so.

Und so ist fürs Jahr 2014 geplant, dass eine Grenzmauer, die an der Bardeleben-Grundschule in Holsterhausen einzustürzen droht, aufzuarbeiten – zum Beispiel. Andernorts werden Wasserrohre neu gemacht, oder es findet „Mängelbeseitigung Elektro“ statt. Ganz zu schweigen vom Thema „Brandschutz“: Die Stadt ist rechtlich verpflichtet, das Nötige zu tun – und auch das schafft sie, wie es in der Vorlage heißt, nur „mit Verzögerung“. Ob die Brandschutz-Auflagen sinnvoll sind oder überzogen – das steht auf einem anderen Blatt.

Rechnet man alle bekannten Schäden und Sanierungebedarfe zusammen, die an Essener Schulen erkannt worden sind, also auch jene, die nicht direkt einer „Verkehrssicherheitspflicht“ unterliegen, kommt man auf die berühmten 123 Millionen Euro – für die nächsten vier oder fünf Jahre.

Und selbst diese Zahl ist relativ niedrig angesetzt: Denn wollte man die Schulen – neben allen nötigen Reparaturen – tatsächlich so modernisieren und energetisch sanieren, sodass alles langfristig gut in Schuss ist, bräuchte man noch viel mehr Geld: 52 Millionen Euro. Jährlich. Und zwar in den nächsten 40 Jahren. Die Summe, die dafür nötig wäre: Zwei Milliarden Euro. Und da sind die 25 Millionen, die jetzt tatsächlich ausgegeben werden, noch gar nicht drin.