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Trinkraum für Innenstadt in Essen „keine so berauschende Idee“

Trinkraum für Essener Innenstadt „keine berauschende Idee“

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Foto: WR/Franz Luthe
Sozialdezernent Peter Renzel sieht einen Trinkraum für die Essener Innenstadt kritisch. Beispiele aus anderen Städten hätten bislang keine nachhaltigen Erfolge aufgezeigt. Eine Investition sei daher kaum zu rechtfertigen. Seit dem Wegfall der Maßnahmen zur Joborientierung werden die zentralen Treffpunkte immer beliebter. Welche Maßnahmen muss die Stadt nun ergreifen?

Essen. 

An einem sonnigen Montag im Juli zählte das Café Berta 49 Gäste. An einem nicht weniger warmen Freitag waren es 42, die den Dortmunder Trinkraum dem Saufen unter freiem Himmel vorzogen.

Der fußläufig 550 Meter entfernte Nordmarkt war dennoch voll. Die meisten von den Menschen, die es gewohnt sind, ihren Tag mit Alkohol zu vertreiben, zogen das Draußen dem Drinnen vor. Wie eh und je.

Was Essener Beobachtern, die sich vor Ort umtaten, durchaus nicht entgangen ist: Die erhoffte Wirkung des auf zwei Jahre befristeten Experiments in der Nordstadt, das auch für Essen ein Thema werden könnte, ist für Sozialdezernent Peter Renzel zumindest bislang fraglich.

Ernüchternde Betrachtung

Seine Betrachtung der Dinge fällt nach Besuchen in Dortmund und anderen Städten eher ernüchternd aus.

Denn so berauschend wirkte die Idee mit einem Trinkraum für Essen, um die Szene von der Straße zu holen, im Nachhinein offenbar nicht: „Das ist nicht die Lösung. Jedenfalls nicht nach jetzigem Erkenntnisstand“, heißt Renzels trockenes Zwischenfazit.

Die erhoffte „Entspannung im öffentlichen Raum“ sei in Dortmund bisher nicht eingetreten. Deshalb sei es wohl auch nicht zu rechtfertigen, „ein paar hunderttausend Euro“ in die Hand zu nehmen, um der Alkoholiker-Szene vom Willy-Brandt-, vom Kopstadt- und vom Weberplatz vor Ort ein vergleichbares Angebot wie in Dortmund zu schaffen.

Entwicklungen werden beobachtet

Die Menschen, die sich an den bekannten Treffpunkten in der Innenstadt aufhielten, seien den Mitarbeitern der Suchthilfe und anderen Anlaufstellen zum großen Teil bekannt, übrigens auch aus Maßnahmen zur Joborientierung, für die es bekanntlich kein Geld mehr gibt von der Agentur für Arbeit.

Mit einer sichtbaren Folge: Statt einer Beschäftigung in einer der betreuten Werkstätten nachzugehen, um zu einer Art Tagesstruktur zurückzufinden, treffen sich die Betroffenen nun wieder auf der Straße.

Man werde die Entwicklung nach der warmen Jahreszeit weiter beobachten. Bis zum Ende des Jahres, so Renzel, soll es dann eine endgültige Bewertung geben, ob ein Saufraum Sinn macht für Essen.