Conni Sandmann kennt sich mit dem Leben und dem Sterben aus. Am Theater Freudenhaus kämpft die Geschäftsführerin um die Ruhrgebietskomödie.
Essen.
Ihr Vater führte ein Geschäft für elektrische Kachelöfen und war sehr auf Sicherheit bedacht. „Er wollte immer, dass ich in die Stadtverwaltung gehe. Mein Bruder hat das dann gemacht. Meine Schwester wurde Lehrerin. Ich habe gemacht, was ich wollte“, erzählt Conni Sandmann von dem Start in ihr Berufsleben, das nach einem abgebrochenen Studium der Kunstgeschichte und einer Ausbildung als Theaterpädagogin lange wechselhaft verlief. „Ich hatte einfach keine Existenzangst“, sagt die gebürtige Bochumerin. Sie gab Workshops für Jugendliche und Erzieher und fuhr zum Geldverdienen Taxi. „Das konnte man gut kombinieren.“
Mit ABM-Stellen und freier Arbeit war sieben Jahre lang die Zeche Carl ihr Betätigungsfeld. Es folgten das Kultursekretariat Wuppertal, für das sie Straßentheaterfestivals organisierte, das Kultur- und Fremdenverkehrsamt Hamm und das Maschinenhaus Essen, wo sie sich um Performance und bildende Kunst kümmerte.
Stammgast im Freudenhaus
Der Übergang zum Theater Freudenhaus war fließend. „Ich war dort schon Stammgast, als ich 2003 neben dem künstlerischen Leiter Volker Koopmanns Geschäftsführerin wurde“, erinnert sie sich, ebenso wie an die guten Zeiten mit Theatergründer Thomas Koppelberg, Autor Sigi Domke, Regisseur Markus Andrae und der Schauspielerin Inge Nagierski. „Aus heutiger Sicht ging es dem Theater blendend“, meint sie. Nicht nur, weil es von jeher in das Kulturzentrum Grend eingebunden war. Die Familie Kopleck aus „Freunde der italienischen Oper“, die mit dem Theater 1996 aus der Taufe gehoben wurde, „war unsere sichere Bank. Bei ,Koplecks gehen am Stock’ wollte das Publikum dann nicht mehr“, obwohl zwei Stücke der Erfolgsserie immer noch gut laufen.
„Pott sei Dank“ und „Gutes Essen – Schlechtes Essen“
Die Auslastung der Steeler Bühne ist gesunken. „In den letzten Jahren ist es schwer geworden, die 99 Plätze immer wieder zu füllen. Das Alleinstellungsmerkmal Ruhrgebietskomödie gibt es heute nicht mehr. Die wird auch in Dortmund und Wanne gespielt. Also suchen wir nach einem zeitgemäßeren Format für unser Aushängeschild“, so Conni Sandmann. An der Seite ihres Kollegen Markus Beutner-Schirp wurde das trashige „Pott sei Dank“ auf die Bühne gebracht, dann die Soap „Gutes Essen – Schlechtes Essen“ ausprobiert. Die Lösung des Problems ist für Conni Sandmann noch nicht in Sicht. Erst mal hat sie die Spieltage auf Freitag bis Sonntag reduziert und für die verbleibenden Tage die Bühne zur Miete angeboten. „Das wird langsam angenommen. Die Amateurtheater bringen ihr eigenes Publikum mit. Darum muss ich mich nicht kümmern.“
Der Druck bleibt, für das freie Theater ständig Fördergelder auftreiben zu müssen. Aber Conni Sandmann hat einen Ausgleich für sich gefunden. Die Geschäftsführerin macht ehrenamtlich Hospizarbeit für das Krupp-Krankenhaus. „Ich finde es wertvoll, Menschen bei ihrem letzten Lebensabschnitt begleiten zu dürfen. Da relativiert sich einiges. Und man überprüft sein eigenes Leben, ob es in Ordnung ist“, stellt die 55-Jährige fest, die in Steele-Horst wohnt und in ihrem Gemeinschaftsgarten ab und an zur Ruhe kommt. Bei ihr sei alles okay, sagt sie. „Ich war noch nie so lange irgendwo beschäftigt wie im Theater Freudenhaus. Ich fühle mich da sehr wohl.“
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