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Wie falsch verstandener Tierschutz dem Grugapark schadet

Wie falsch verstandener Tierschutz dem Grugapark schadet

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Foto: WAZ FotoPool
Die Gänse-Plage soll nun mit den Mitteln der Jagd bekämpft werden, was überfällig ist. Dennoch gibt es wieder Morddrohungen fanatischer Tierschützer.

Essen. 

Wer sich hochmoralisch im Recht sieht, verliert in der Auseinandersetzung mitunter jedes Maß. Das gilt in besonderer Weise für einige fanatische Tierschützer. Wieder erhielten Grugapark-Mitarbeiter Morddrohungen, als sie ankündigten, nun tatsächlich mit den Mitteln der Jagd die Kanadagänse-Plage in Essens Vorzeigepark bekämpfen zu wollen. Abgesehen davon, dass Morddrohungen durch wirklich gar nichts zu rechtfertigen sind, ist die dahinterstehende Philosophie einer dogmatischen Gleichsetzung von tierischem und menschlichem Leben schlicht absurd.

Kein Tier soll unnötig leiden – das ist unstrittig und gilt selbstverständlich auch für die Kanadagänse. In einer von Menschen gestalteten und genutzten Kulturlandschaft und erst recht in der künstlich geschaffenen „Natur“ eines Stadtparks ist aber nun einmal eine Regulierung der Tier-Populationen unabdingbar. Ein Stadtpark dient dem Menschen – und dann kommt lange gar nichts. Tiere gehören dazu, solange sie die Erholungsfunktion für die Parkbesucher nicht ernsthaft stören, was hier aber eben der Fall ist. In Naturschutzgebieten und erst recht in großen zusammenhängenden Nationalparks gelten andere Prioritäten. Hier hat im Zweifel der Mensch zurückzustehen, was ebenfalls unstrittig ist.

Die Gruga-Verantwortlichen haben es sich nicht leicht gemacht und vieles versucht, um die Verkotung durch die Gänse auf andere Weise zu stoppen. Wie zu erwarten war, hat nichts gefruchtet, ganz im Gegenteil. Man muss leider sagen: Aus Angst vor Ärger mit den Tierschützern wurde schon viel zu lange gewartet und Schaden für den Park in Kauf genommen. Auf den Hauptwegen, Bänken, Holzstegen lauern Tretminen in rauen Mengen, auf die Wiesen mag man sich vor lauter Kot kaum noch setzen und die Teiche ähneln Kloaken. Ästhetisch ist das eine Zumutung für die zahlenden Besucher, aber auch für die Gruga-Mitarbeiter. Sie hätten wahrlich Wichtigeres zu tun, denn der Pflegerückstand ist an vielen Stellen unübersehbar. Stattdessen sind sie gezwungen, hinter den Gänsen herzuputzen und so Geld und Arbeitskraft zu verschwenden.

Der Grugapark ist nicht der einzige Bereich der Stadt, in dem Handlungsbedarf besteht. Fast noch schlimmer sind die Zustände im Univiertel, wo die Kot-Schäden sogar noch augenfälliger sind. Ausgerechnet Essens erfolgreichste städtebauliche Neuplanung wird durch falsch verstandenen Tierschutz massiv beeinträchtigt. Im Grunde ein Witz – aber Realität.