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Gelsenkirchener Klinik setzt neue Therapie bei Tumoren ein

Gelsenkirchener Klinik setzt neue Therapie bei Tumoren ein

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Linearbeschleuniger am EvK Gelsenkirchen Foto: Martin Möller
Beim Linearbeschleuniger passt sich der Behandlungsstrahl exakt an den Tumor an, kleinste Atem- und Körperbewegungen können einbezogen werden. Ein wichtiges Einsatzgebiet dieser Behandlung sind Tumore an der Wirbelsäule. Eine 75-jährige Patientin aus Kamp-Lintfort berichtet von ihren Erfahrungen.

Gelsenkirchen. 

Die Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen (EVK) beschreiten neue Wege der Tumorbehandlung. Superlative sind in diesem Zusammenhang angebracht: Die Behandlung ist effektiver, schneller und weniger belastend für den Patienten. Seit Oktober setzen sie als erste Klinik in Deutschland einen Linearbeschleuniger zur Bestrahlungstherapie bei Tumorerkrankungen ein. Das Gerät ermöglicht die Bestrahlung vor allem tiefliegender Körper- und Hirntumore mit größtmöglicher Präzision und höchstmöglicher Dosierung.

Privat-Dozent Dr. Razvan Galalae, Chefarzt der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie und Lehrbeauftragter an der Uni Kiel, beschreibt die Vorteile des neuen Gerätes so: „Für die Patienten der Evangelischen Kliniken bedeutet dieser hochmoderne Linearbeschleuniger gleich drei Vorteile: kürzere Behandlungszeiten, präzise Bestrahlungen und einen besseren Schutz der umliegenden gesunden Organe.“

Patienten risikoärmer bestrahlen

Darüber hinaus ist das Gerät zur wiederholten Bestrahlung (Re-Bestrahlung) und bei Bestrahlungen von Tumor-Patienten einsetzbar, die als nicht operabel gelten. Mit der neuen Technik können sie risikoärmer bestrahlt werden. Das ist bei Lungen-, Brust-, Prostata- und Darmtumoren der Fall.

Ein wichtiges Einsatzgebiet dieser Behandlung sind Hirntumore und Tumore an der Wirbelsäule. Eine Patientin aus Kamp-Lintfort ist der beredte Beweis für den Erfolg der neuen Technologie. Die 75-Jährige hatte bereits vier Krebserkrankungen und 22 Bestrahlungen überstanden.

„Das war für mich wie ein Todesurteil“

Nachdem Metastasen an ihrer Wirbelsäule diagnostiziert wurden, bezeichnete sie ein Arzt in einem Oberhausener Krankenhaus wegen ihrer vielzähligen Bestrahlungen als „ausgereizt“. „Das war für mich wie ein Todesurteil“, sagt die 75-Jährige, die für zehn Jahre jünger durchgehen könnte. Ein Mediziner machte sie auf die neue Behandlungsmethode in Gelsenkirchen aufmerksam. Jetzt, nach der Bestrahlungstherapie im EVK, sagt sie: „Toi, toi, toi, ich habe keine Beschwerden.“ Die Krankenstation sieht sie jetzt nur noch alle vier Woche für Infusionen zum Knochenaufbau.

Inzwischen wurden in den EVK rund 50 Patienten mit dem Linearbeschleuniger behandelt. Um für die Patienten im eigens für das Gerät geschaffenen „Strahlenbunker“ eine angenehme Behandlungsatmosphäre zu schaffen, schaut der Patient gegen beleuchtete Deckenelemente, die das Gefühl vermitteln, er liege unter einem sonnigen Frühlingshimmel. Auch das Gefühl von Geborgenheit ist für Dr. Razvan Galalae unabdingbar für den Gesundungsprozess. Denn: „Wer Angst hat, dessen Immunabwehr funktioniert nicht.“