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Mitarbeiter sollen mit Weihnachtsgeld-Verzicht Klinik retten

Mitarbeiter sollen mit Weihnachtsgeld-Verzicht Klinik retten

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Foto: WAZ
Die Katholische Kliniken Emscher-Lippe GmbH (KKEL) reagiert auf ihre kritische Finanzlage. Mit Hilfe der Belegschaft sollen rund 3,6 Millionen Euro eingespart werden, indem die rund 1500 Mitarbeiter 2013 ohne Weihnachtsgeld auskommen. So will es zumindest die Klinikleitung.

Gelsenkirchen. 

Der Brief an die Mitarbeiter ist zwei Seiten lang. Und er ist deutlich. Er schreibe, weil ihm die „wirtschaftliche Entwicklung der KKEL Sorge bereitet und Entscheidungen gefordert sind“, wendet sich Geschäftsführer Berthold Grunenberg an die rund 1500 Beschäftigten der Katholischen Kliniken Emscher-Lippe GmbH.

Die Situation der Häuser – unter anderem das St. Josef Hospital in Horst und das Resser Seniorenzentrum St. Hedwig – ist angespannt, die finanzielle Delle dramatisch. 2012 summierte sich der Gesamtverlust laut Grunenberg auf 2,2 Mio Euro. Kein einmaliger Einbruch, wie eine Zwischenbilanz Mitte Juli zeigte: Ohne Gegenmaßnahmen, rechnet der Geschäftsführer, „werden zum Jahresende 4 Mio Euro fehlen.“

In enger Abstimmung mit der Mitarbeitervertretung setzt die Geschäftsführung auf Strukturveränderungen, um „die augenblickliche wirtschaftliche Krise gemeinsam“ zu bewältigen und entsprechend auf neue Anforderungen des Gesundheitsmarkts zu reagieren. „Wenn die Tarifschere so weiter geht, schaffen wir das nicht in den bisherigen Strukturen.“

Antrag in Freiburg gestellt

Gefordert ist auch die Belegschaft. Wie bereits 2005 soll sie auf das Weihnachtsgeld verzichten. Zusammen mit einer „angemessenen Beteiligung der Mitarbeiter mit festem Jahresgehalt“, rechnet Grunenberg, würde das eine einmalige Ersparnis von 3,6 Mio Euro bringen. „Dieser finanzielle Puffer schafft gute Voraussetzungen zur dauerhaften Krisenbewältigung.“ Bei der so genannten Arbeitsrechtlichen Kommission in Freiburg wurde ein entsprechender Antrag gestellt.

Der Schritt fiele natürlich nicht leicht, sagt Grunenberg. Die Restrukturierung sei aber notwendig, um sich auf die wachsende Konkurrenzsituation einzustellen, dem von der Politik geplanten Bettenabbau zu begegnen und die Arbeitsplätze zu sichern. Gedacht ist unter anderem an die Zusammenlegung von Fachabteilungen, um Leistungen kostendeckender anbieten zu können. Die Businesspläne, die erstellt werden, reichen bis 2022.

Wie Planung und Praxis auseinanderklaffen können, hat sich 2013 für Grunenberg gezeigt: Nach der Grippewelle und Personalausfällen im Spätwinter „kommen wir auf ungefähr 500 Fälle weniger als erwartet. Rechnet man pro Fall mit etwa 3000 Euro, sind das 1,5 Mio Euro.“

Große Restrukturierung im Jahr 2005 

Der Mitarbeitervertretung scheinen „die uns vorgelegten Zahlen plausibel“, sagt Karl-Heinz Laskowskin. Für ihn sei der Geldverzicht akzeptabel, „wenn dadurch die Arbeitsplätze gesichert werden“. Noch sei das Ganze aber ein Vorschlag, „es ist noch nichts entschieden“.

1999 wurden die Katholischen Kliniken Emscher-Lippe (KKEL) durch den Zusammenschluss des St. Josef-Hospitals in Horst, des St. Barbara-Hospitals in Gladbeck, des St. Antonius-Krankenhauses in Bottrop-Kirchhellen und der Häuser St. Hedwig (Hospital und Seniorenzentrum) in Resse gebildet. Seit 2011 sind die Krankenhäuser der GmbH fusioniert. Verbunden war damit eine neue Leitungsstruktur. Seither gibt es übergreifend ein Krankenhausdirektorium und eine Mitarbeitervertretung für alle Häuser.

2005 stand bei den KKEL die erste große Restrukturierung an: damals wurde das St. Hedwig-Hospital geschlossen, dafür das Seniorenzentrum in Resse erweitert. Auch damals leistete die Belegschaft einen finanziellen Beitrag und verzichtete auf Tarifleistungen. Über den neuerlichen Verzicht auf das Weihnachtsgeld wird im Oktober entschieden.

1500 Beschäftigte unter einem Gesellschaftsdach

Derzeit wird – auch mit externen Beratern – ein neues Strukturkonzept zur Neuausrichtung der KKEL erarbeitet, das am 16. Oktober vom Aufsichtsrat und der Gesellschafterversammlung beraten werden soll.

Die Häuser haben rund 1500 Mitarbeiter und 887 Betten. St. Josef hat 282 Betten und rund 331 so genannte „Vollkräfte“, St. Hedwig 63. Auf jede volle Stelle kommen etwa 1,5 Mitarbeiter. Die größtenteils in Horst angesiedelten zentralen Dienste haben 113 Stellen.