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BP klagt nach Ölpest auf 40 Milliarden Dollar Schadensersatz

BP klagt auf 40 Milliarden Dollar Schadensersatz

BP will die Kosten nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko abwälzen. Der Ölkonzern BP hat seine an der Unglücksbohrung beteiligten Geschäftspartner auf Schadenersatz verklagt.

New York. 

BP will auf den gigantischen Kosten durch die Ölpest im Golf von Mexiko nicht alleine sitzenbleiben. Genau ein Jahr nach der Explosion der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ vor der Südküste der USA verklagte der britische Ölkonzern den Betreiber der Anlage, die Schweizer Transocean, und den Zementhersteller Halliburton auf jeweils mehr als 40 Milliarden Dollar Schadensersatz.

BP wirft den Unternehmen vor, zumindest mit schuld zu sein an der Umweltkatastrophe, bei der fast fünf Millionen Barrel Öl unkontrolliert ins Meer schossen und Strände von vier Bundesstaaten auf mehreren hundert Kilometer verschmutzt wurden.

Beschuldigte weisen Vorwürfe zurück

BP wirft Transocean Fahrlässigkeit vor. Die Ölplattform sei nicht seetauglich gewesen, jede einzelne Sicherheitsvorrichtung auf der Bohrinsel habe am 20. April 2010 versagt. Halliburton habe wissentlich wichtige Informationen verschwiegen, die das Desaster hätten verhindern können, hieß es in den am Mittwoch in den USA eingereichten Klagen. Von Halliburton stammt der Zement, der bei den Versuchen zur Abdichtung des Ölbrunnens zum Einsatz kam.

Transocean wies die Vorwürfe als „fadenscheinig und unverschämt“ zurück. Es handle sich um einen verzweifelten Versuch des britischen Konzerns, der Verantwortung für die Verschmutzung und die entstandenen Kosten zu entgehen. BP nannte in der Klage gegen Halliburton keinen konkreten Streitwert, erklärte aber, die Erstattung der gesamten Kosten zu fordern, die durch die Ölpest entstanden seien. Diese hat das Unternehmen auf bislang 42 Milliarden Dollar beziffert. Hinzu kämen Zinsen, Gerichtskosten und Bußgelder.

Wenig Erfolgschancen

Am Mittwoch lief die Frist für Klagen im Zusammenhang mit der Katastrophe ab. Entsprechend leiteten die Briten auch rechtliche Schritte gegen ihren Geschäftspartner Cameron International ein. Sie begründen dies damit, dass ein Absperrventil der Firma zur Verhinderung eines Ölaustritts nicht funktioniert habe.

Experten räumen BP wenig Erfolgschancen ein. Sie rechnen mit außergerichtlichen Einigungen. Die Aktien des Unternehmens, das in Folge der Ölpest etwa 70 Milliarden Dollar an Marktwert verloren hatte und am kommenden Mittwoch seine Quartalsbilanz vorlegt, tendierten am Donnerstag 0,5 Prozent im Plus. BP hat im vergangenen Jahr wegen der Katastrophe einen Milliardenverlust gemacht, schüttete im vierten Quartal aber dennoch eine Dividende aus.

Entschädigungsfonds

BP hat wiederholt versucht, die Schuld an der Katastrophe auf andere Unternehmen abzuwälzen. Die US-Regierung tadelte in einem Untersuchungsbericht zwar auch BPs Geschäftspartner, sieht die Hauptlast aber bei den Briten. Am Jahrestag des Unglücks bekräftigte Präsident Barack Obama, BP und andere Beteiligte weiter zur Verantwortung zu ziehen „für den Schaden, den sie angerichtet und die schmerzhaften Verluste, die sie verursacht haben“.

Im vergangenen Sommer legte BP einen 20 Milliarden Dollar schweren Entschädigungsfonds auf. Dieser soll Geschädigten zugutekommen, darunter Krabbenfischer. Ziel ist es, dadurch Klagen abzuwenden. Viele Unternehmen verzichteten dennoch nicht darauf, gegen die Briten rechtzeitig vor Ablauf der Klagefrist rechtliche Schritte einzuleiten. So habe zum Beispiel auch Halliburton Klage eingereicht, teilte BP am Donnerstag mit.

Die Ölpest im Golf von Mexiko zählt zu den größten Umweltkatastrophen aller Zeiten. Bei der Explosion der Plattform starben elf Menschen. Gut drei Monate Tage gelang es den Einsatzkräften trotz eines Großaufgebots von fast 50.000 Arbeitern und 7000 Schiffen zum Höhepunkt der Katastrophe nicht, den Ölfluss zu stoppen. Zwar kehrt inzwischen bei vielen Fischern und Hotelbetreibern nach und nach wieder der Alltag ein. Doch niemand kann sicher sagen, was die langfristigen Folgen für das komplexe Ökosystem sein werden. „Noch immer wird Öl an unseren Stränden und den Inseln angeschwemmt“, sagte Craig Moore, Kapitän eines Charterboots in Mississippi. „Aber jetzt, wo die Medien weg sind, ist von dem BP-Aufwand nichts mehr zu sehen – und von unserer Lebensgrundlage auch nicht.“ (rtr)