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Flugzeugpanne – Bundespräsident Wulff sitzt in Brasilien fest

Flugzeugpanne – Wulff sitzt in Brasilien fest

Sao Paulo/Essen. 

Die alte „Konrad Adenauer“ streikte. Wegen eines Defekts an dem „Airbus 310“ der Flugbereitschaft, der in Kürze außer Dienst gestellt werden soll, musste am Samstag der Rückflug von Bundespräsident Christian Wulff aus Brasilien verschoben werden. Wulff wollte allerdings auf jeden Fall noch im Laufe des Samstags den Rückflug antreten. Sollte die Maschine der Flugbereitschaft nicht rechtzeitig wieder zur Verfügung stehen, wollte er einen Linienflug nach Deutschland nehmen, wie er vor Journalisten sagte.

Der Bundespräsident muss Montagmorgen wieder in Berlin sein, um den südkoreanische Präsidenten Lee Myung Bak zu empfangen. Lee kommt zum Staatsbesuch und soll um 10.00 Uhr offiziell vom Bundespräsident begrüßt werden. Vor Brasilien hatten Wulff und seine Frau mit einer Wirtschaftsdelegation Mexiko und Costa Rica besucht.

Ventilator defekt

Wie der Chef des Bundespräsidialamts, Lothar Hagebölling in Sao Paulo sagte, ist in der Präsidentenmaschine ein Ventilator defekt, der die Elektronikanlage des Flugzeugs kühlt. „Wir starten morgen, es sei denn, es ergibt sich im Laufe des Tages noch etwas anderes“, eröffnete der Staatssekretär den über 60 verdutzten Delegationsmitgliedern. Das Ersatzteil werde nun aus Deutschland nach Brasilien geflogen. Die Suche nach Ausweichmöglichkeiten lief derweil auf Hochtouren. Möglicherweise gebe es ja in Sao Paulo eine Maschine, „die auf so ein Teil verzichten kann“, nahm Hagebölling die neue Lage mit Humor.

In aller Eile wurde für die Delegation ein Ausflugsprogramm zusammengestellt. In der Hafenstadt Santos war die Besichtigung der alten Kaffeebörse vorgesehen. „Wir fahren mit dem Bus ans Meer“, sagte der Staatssekretär. Das Ehepaar Wulff und einige Begleiter blieben in Sao Paulo, um gegebenenfalls per Linie zu fliegen. Sie begaben sich zunächst auf eine Stadtrundfahrt.

Schon mehrmals Ärger mit alten Airbus-Flugzeugen

Der Pannen-Airbus absolvierte nach Südamerika offenbar eine seiner letzten Reisen. Der Name „Konrad Adenauer“ ist bereits entfernt. Ein moderner Airbus A 340 ist der Flugbereitschaft schon vor einigen Wochen übergeben worden. Er ist ebenfalls auf den gleichen Namen getauft. Die Flugbereitschaft verfügt noch über einen weiteren alten A 310, der ebenfalls durch eine generalüberholte Maschine ersetzt werden soll. Die alten Airbus-Flugzeuge haben deutschen Spitzenpolitikern schon mehrfach Änderungen ihrer Reisepläne aufgezwungen. So musste Wulffs Vorgänger im Amt, Horst Köhler, einmal die Rückreise aus China per Linienflug absolvieren.

Bundespräsident Wulff hatte erst am Freitagabend in Sao Paulo eine Änderung des Flugplans verkündet. Wegen der kurz zuvor bekannt gewordenen Pläne für Massenentlassungen bei ThyssenKrupp wurde ein geplanter Abstecher zu einer brasilianischen Stahlhütte des Konzerns bei Rio de Janeiro gestrichen. Die Delegation sollte daher am Samstag direkt nach Berlin zurückreisen und am Sonntagmorgen ankommen. „Wir bedauern das“, sagte ein Sprecher des Konzerns auf Anfrage der WAZ-Mediengruppe.

Widerstand von Umweltschützern

Kurz zuvor hatte Wulffs Sprecherin beim Abendempfang im Goethe-Institut eine Erklärung des Bundespräsidialamts verteilt. Angesicht der „kurzfristig angekündigten, umfangreichen Umstrukturierungen im ThyssenKrupp-Konzern mit noch nicht absehbaren Auswirkungen“ habe sich der Bundespräsident entschieden, keinen Zwischenstopp in Rio einzulegen.

Unschwer sich vorzustellen, dass das Staatsoberhaupt sauer war. Zum Abschluss seiner einwöchigen Lateinamerika-Reise wollte Wulff dem Essener Konzern zu Hilfe eilen. ThyssenKrupp hat in die Hütte in der Nähe von Rio de Janeiro über fünf Milliarden Euro investiert. Dann regte sich Widerstand von Umweltschützern. Der Bundespräsident sagte seine Hilfe zu, um die Schwierigkeiten zu überwinden. Und dann das.

„Alternativlose Entscheidung“

Beim Tross des Staatsoberhaupts traf die Absage auf Verständnis. Die Entscheidung Wulffs sei „alternativlos“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Hans-Joachim Otto. Auch bei den mitreisenden Managern nur Achselzucken. Was hätte Wulff auch anderes tun sollen, hieß es. Von einer unglücklichen Kommunikationsstrategie war die Rede.

Der Stahlkonzern ThyssenKrupp will sich von 35.000 Beschäftigten trennen. Die traditionsreiche Edelstahlsparte und große Teile des Autozuliefergeschäfts sollen abgespalten oder verkauft werden, wie der hochverschuldete Essener Konzern in der Nacht zum Freitag angekündigt hatte. Jeder fünfte Mitarbeiter des Konzerns wäre davon betroffen. Mit dem radikalen Schnitt will das Unternehmen seinen Schuldenberg abbauen und Spielraum für Wachstum in Schwellenländern gewinnen. (dapd/WE)