Verschobene Eröffnungstermine, langer Umbau und Geldmangel: Das Kulturzentrum Dortmunder „U“ kämpft mit Problemen. Bei der Jahresbilanz wurde deutlich, dass sich das auch auf die Besucherzahlen niederschlägt – von nationaler Anerkennung ist der U-Turm weit entfernt.
Dortmunds teuerster Leuchtturm tut sich schwer im Ringen um überregionale Strahlkraft. Zu lange gärte es umbautechnisch in der alten Brauerbrache. Auch der erhoffte Knalleffekt im Kulturhauptstadtjahr 2010 verpuffte im Gerangel um immer wieder verschobene Eröffnungstermine des Kreativzentrums. Der ganz große Wurf scheitert ohnehin an mangelnder Finanzausstattung.
Die Besatzung des „U“ bemüht sich unterdessen nach Kräften, den multiplen Kunst-, Kultur-, Bildungs- und Erlebnistanker an der Rheinischen Straße weiter auf Kurs zu bringen. Jetzt zogen sämtliche „U“-Akteure Bilanz und wagten einen Blick über den Horizont.
120.000 Besucher im Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich und zusätzlich weitere 105.000 in der U-Gastronomie: Auf insgesamt 225.000 Besucher soll es der Turm in 2012 gebracht haben – Doppelzählungen seien herausgerechnet, versicherte man. Laut Kurt Eichler, dem Leiter der städtischen Kulturbetriebe und U-Gesamtverantwortlichen, hat der Besucherstrom somit um rund 16.000 gegenüber 2011 zugelegt. Immerhin eine leichte Steigerung, wenn auch von einer Trendwende angesichts der erstmals in 2012 voll geöffneten Etage „Kulturelle Bildung“ nicht die Rede sein kann. 200.000 Besucher – das schafft die Top-Ausstellung „Farbenrausch“ im Essener Folkwangmuseum innerhalb weniger Monate – auch ohne die Gastronomiezahlen draufzusatteln.
Mittel und Sponsoren fehlen Für eine Top-Schau aber, die nur das Ostwallmuseum bewerkstelligen könnte, fehlen Mittel und Sponsoren. Selbst die geplante Ausstellung mit 300 Zeichnungen und Fotografien aus dem reichen Bestand der Sammlung Deutsche Bank (Start: 20. April) ist noch nicht ausfinanziert.
Mit einem mickrigen Ausstellungsetat von unter 100.000 Euro kann das Museums ohne fremde Hilfe ohnehin nur das Nötigste machen. Der gesamte Turm-Betrieb muss mit 5,8 Mio Euro jährlich auskommen, zuzüglich fallen noch Kreditleistungen für den durch die bekannte Kostenexplosion erschütterten Umbau in Höhe von 3,8 Mio Euro im Jahr an. Zum Vergleich: Das vom Profil verwandte ZKM in Karlsruhe bekommt von seinen Geldgebern pro Jahr allein 15 Mio Euro Betriebskostenzuschuss.
Das Dortmunder U ist eines der markantesten Wahrzeichen der Stadt. Das Gebäude der ehemaligen Unionbrauerei…
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Franz Luthe
…wurde in den Jahren 1926-27 als erstes „Hochhaus“ Dortmunds errichtet, damals noch ohne das markante U. Heute…
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Franz Luthe
…beherbergt der U-Turm die Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die zuvor im Museum Ostwall zu sehen war. Zudem ist dort an der Fassade die Animation „Fliegende Bilder“ von Adolf Winkelmann zu sehen.
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Ralf Rottmann
Florianturm und Westfalenpark gehören untrennbar zusammen. Das Dortmunder Wahrzeichen und der umliegende Park…
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Franz Luthe
…wurden im Rahmen der ersten dortigen Bundesgartenschau 1959 errichtet. Seitdem fanden dort…
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WR
…noch zwei weitere Bundesgartenschauen statt, 1969 und 1991. Im oberen Bereich des Turmes ist heute…
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Franz Luthe
…ein Restaurant untergebracht. Die Bungee-Anlage wurde hingegen nach einem Todesfall im Jahr 2003 stillgelegt und 2008 abgebaut. Der Rest des Parks…
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WR
…wird oft für Kulturaktionen genutzt. So findet dort zum Beispiel jährlich…
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Ralf Rottmann
…das Juicy Beats-Festival statt, eine große Open-Air-Party für elektronische Musik, bei dem unter anderen schon Bonaparte und Deichkind auftraten.
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Knut Vahlensieck
Dass die Zeche Zollern trotz ihrer Vergangenheit als Steinkohlebergwerk auch heute noch ästhetisch gefällt, liegt an ihrer Geschichte. Die Anlage…
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ddp
…wurde als Musterzeche für die Gelsenkirchener Bergwerke AG (GBAG) angelegt. Heute gehört sie – wie das Dortmunder U und der Florianturm – zur Route der Industriekultur und beinhaltet eine Ausstellung zum Thema Bergbau. Zudem…
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Ralf Rottmann
…gibt es hier Veranstaltungen wie den „Geierabend“ des Theaters Fletch Bizzel, eine jährlich stattfindende Parodie auf die Prunksitzungen des rheinischen Karnevals.
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Franz Luthe
Wer „Signal-Iduna-Park“ sagt, ist bei echten BVB-Fans direkt unten durch. Trotz offizieller Umbenennung kennt der Dortmunder nur das Westfalenstadion. Das Gebäude…
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Hans Blossey
…darf sich mit dem Titel „größtes Fußballstadion Deutschlands“ schmücken. Es wurde seit seiner Errichtung im Jahr 1974 mehrfach umgebaut. So wurden zum Beispiel…
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Hans Blossey
…die Tribünen erweitert. Die Südtribüne, traditionell Stammtribüne der BVB-Fans, fasst seitdem knapp 25.000 Zuschauer und ist damit die größte Stehplatztribüne Europas. Der BVB…
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Imago Sport
…hat in der Saison 2011/12 den europäischen Zuschauerrekord für eine einzelne Liga-Spielzeit erneut gebrochen – mit einer Stadionauslastung von 99,75 Prozent. Direkt nebenan…
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Stefan Reinke
…liegt das Stadion Rote Erde, das seit 1937 bis zur Errichtung des Westfalenstadions die Heimat des BVB war.
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Hans Blossey
Westfalenpark, Westfalenstadion – was fehlt? Genau, die Westfalenhalle an der B1, nur wenige Meter vom Stadion entfernt. Diese steht…
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WR
…mittlerweile schon über 60 Jahre (hier ein Bild vom Richtfest der Betonbauer am 7. Februar 1951). In der Anfangszeit nannten die Dortmunder sie liebevoll-respektlos „Käseglocke“. Seit damals…
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Archiv Westfalenhallen
…füllen Messen, Konzerte und Sportveranstaltungen die Zuschauerränge. Der Boxer Henry Maske sorgte beispielsweise in seiner Glanzzeit viermal zwischen 1994 und 1996 für eine volle Westfalenhalle. Auch der BVB…
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Archiv Westfalenhallen
…nutzte die Westfalenhalle bereits mehrfach für Aktionärsversammlungen. Das traditionsreiche Sechs-Tage-Rennen per Fahrrad wurde hingegen 2009 eingestellt. Dafür…
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WR
…wirbt nun die Continentale mit einem C auf der anderen Seite des U (ja, auch die Westfalenhalle hat eines). Eine Neuerung, die nicht jedem gefällt.
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WAZ FotoPool
Der Rombergpark im Dortmunder Süden ist beliebt bei Joggern. Ursprünglich wurde er von der Familie von Romberg als Landschaftspark rund um ihr Wasserschloss angelegt. Doch heute…
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Franz Luthe
…sind vom einstigen Anwesen nur noch das Torhaus (im Bild) und ein Eiskeller geblieben, die üblichen Gebäude fielen den Bombenangriffen im Weltkrieg zum Opfer. Im ganzen Park verteilt sind heute hingegen…
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Jochen Linz
…Statuen des Dortmunder Bildhauers Bernd Moenikes, welche durch ihre Interaktivität und Begehbarkeit sinnliche Erfahrungen bieten sollen. Sinnlich…
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Ralf Rottmann
…geht es auch auf der Brücke über den Teich des Parks zu: Liebende haben dort ihre Namen auf sogenannten „Liebesschlössern“ verewigt.
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Knut Vahlensieck
Direkt neben dem Rombergpark können Besucher im Dortmunder Zoo den einzigen in einem Tierpark lebenden Albino-Seebär der Welt bestaunen. Zu den insgesamt 1840 hier gehaltenen Tieren zählen zudem auch…
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Franz Luthe
…Humboldt-Pinguine, die seltenen Riesenotter und eine große Auswahl an Wildkatzen. Darüber hinaus leben hier viele Tiere in ungewöhnlichen Kombinationen zusammen, zum Beispiel Tapire und…
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Ralf Rottmann
…Orang Utans. Ebenfalls ungewöhnlich ist das Gehege für ein Phantasietier: Aufmerksame Zoobesucher können viel über den Lebensraum der Steinlaus erfahren. Ein kleines Denkmal für Loriot.
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Ralf Rottmann
In Dortmunds Innenstadt finden Interessierte die Reinoldikirche, ein weiteres Wahrzeichen der Stadt. Sie ist nach dem Stadtpatron Reinoldus benannt, wurde nach der Reformation aber evangelisch. Die heutige Kirche ist nicht…
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WR
…der älteste Sakralbau an dieser Stelle. Schon im 9. Jahrhundert soll hier eine Kirche gestanden haben, vermuten Archäologen. Das Retabel des Hochaltars wurde hingegen erst 1420 errichtet. Das Gotteshaus wurde…
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MSG
…immer wieder durch Kriege und Katastrophen zerstört. Unser Bild zeigt die Bombenschäden aus der Zeit des zweiten Weltkrieges: Nach einem Großangriff am 6. Oktober 1944 standen nur noch die Seitenmauern.
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Stadtarchiv
Unweit der Reinoldikirche beginnt das Brückstraßenviertel, bekannt für das Nachtleben und internationale Imbissbuden. Das Viertel galt bis zu Beginn der…
…1990er Jahre als ziemlich heruntergekommen, wurde zum Treffpunkt der Drogen- und Rotlichszene. Doch die Stadt Dortmund startete ein Projekt zur Aufwertung des Viertels. Zur Verbesserung der Zustände trug…
…auch der Bau des Konzerthauses Dortmund im Viertel bei. Gemeinsam mit dem Orchesterzentrum NRW und der hierher umgezogenen Volkshochschule bildet es eine Kulturmeile auf der Brückstraße.
„Goldenes Wunder“ wird das Retabel der Petrikirche an der Kampstraße genannt. Das sakrale Kunstwerk wurde erst vor kurzen aufwendig restauriert. Vollständig geöffnet werden seine Flügel…
…von Erntedank bis zur Karwoche sowie von Ostern bis Pfingsten. Auf dem 1521 in Antwerpen gefertigten Retabel ist das Leben Jesu in vergoldeten Bildern dargestellt. Die Petrikirche selbst…
…ist eine evangelische Hallenkirche im hochgotischen Stil. Neubauten vor dem Gotteshaus sorgten Anfang 2013 für Kritik: Sie würden das Stadtbild mit der Kirche stören.
Auf dem Gelände der Hohensyburg an der Stadtgrenze zu Hagen kommen viele Sehenswürdigkeiten zusammen. Die bekannteste ist wohl das weithin sichtbare Kaiser-Wilhelm-Denkmal, welches mit dem Baujahr 1902 allerdings…
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Katrin Figge
…im Vergleich zur eigentlichen Burg mit dem Baujahr ca. 700 n. Chr. ein regelrechter Neubau ist. Im Inneren der Burg findet man heute ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen der Weltkriege. Im Hintergrund ist der Vincketurm (1857) zu sehen. Man muss allerdings…
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Katrin Figge
…gar nicht so hoch klettern, um die tolle Aussicht über die Nachbarstadt Hagen und den Hengsteysee zu genießen. Ein Blick aus der Ruine reicht vollkommen. Der Weg zur Stadtgrenze…
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Katrin Figge
…führt entweder den bewaldeten Berg hinunter oder mit dem Auto über Dortmunds bekannteste Serpentinen. Auf der anderen Seite des Berges findet sich…
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Hans Blossey
…unter anderem die Naturbühne Hohensyburg, ein Freilufttheater, in dem bis zu 800 Zuschauer Platz finden. Amateurschauspieler führen hier vor allem Kinderstücke auf. Näher an den Ruinen gelegen (und definitiv nicht für Kinder geeignet)…
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WR
…ist die Spielbank Hohensyburg, wo Besucher ihr Glück beim Blackjack, Poker, American Roulette, Roulette und an Automaten versuchen können.
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Franz Luthe
Hätte man den Arbeitern im Hochofenwerk Phoenix West erzählt, dass an ihrem Arbeitsplatz dereinst Kulturveranstaltungen stattfinden würden, hätten diese wohl ungläubig gelächelt. Denn…
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WR
…das Gelände des Hörder Bergwerks- und Hütten-Verein war lange Zeit einer der wichtigsten Dortmunder Standorte der Montanindustrie – Industrie, die sich mit Bergbau und der Weiterverarbeitung der Rohstoffe beschäftigt. Doch heute…
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WR
…finden dort regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt, wie hier, bei der ExtraSchicht 2005 – der Nacht der Industriekultur. Die Arbeiter auf Phoenix-Ost hingegen würden heute nasse Füße kriegen, denn…
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Alexander Voelkel
…dort erstreckt sich heute der künstlich angelegte Phoenixsee. Dieser bietet nicht nur den Bewohnern von Hörde gepflegte Erholung am kühlen Nass. Wohlgemerkt, AM kühlen Nass, denn…
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Hans Blossey
…Schwimmen ist im See verboten. Segeln hingegen ist erlaubt – der See soll schließlich zahlungskräftige Anwohner anlocken.
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Franz Luthe
Direkt am See liegt auch die Hörder Burg, ehemals das Wasserschloss der Familie Hörde. Ohnehin ist Dortmund ein Paradies für Schlossliebhaber. Da gibt es…
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WR/Franz Luthe
…das Haus Dellwig in Lütgendortmund, das einst von Ritter Hermann von Dellwig gegründet wurde, später von der Gelsenkirchener Bergwerks AG gekauft wurde und heute der Stadt Dortmund gehört. Ebenfalls schön liegt…
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WR/Franz Luthe
…Haus Bodelschwingh im gleichnamigen Stadtteil. Selbiger Stadtteil ist aus der Ansiedlung um das Schloss heraus entstanden. Das Schloss verdankt Dortmund der Familie Bodelschwingh, ebenso wie…
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WR/Franz Luthe
…Schloss Westhusen im angrenzenden Stadtteil Westerfilde. Heute ist im Schloss Westhusen eine Seniorenresidenz untergebracht. In einem ganz anderen Stil…
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WR/Franz Luthe
…ist dagegen Haus Wenge in Lanstrop gehalten, das einzige Dortmunder erhaltene Adelshaus des 16. Jahrhunderts mit gotischen Formen. Teile des Hauses sind sogar noch älter – sie stammen aus dem 13. Jahrhundert. Weniger erhalten…
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WR/Franz Luthe
…ist hingegen von Haus Rodenberg: Nur die Wirtschaftsgebäude der Vorburg stehen noch. Sie beinhalten Seminarräume der Volkshochschule, Gastronomie und ein Puppentheater.
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WR/Franz Luthe
Das Lanstroper Ei ist nicht etwa ein typisches Dortmunder Gericht (wer ein solches sucht, wird beim Pfefferpotthast fündig), sondern ein markanter Wasserspeicher im Dortmunder Nordosten. Der Bau…
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Jochen Linz
…wurde 1905 fertig gestellt, um die umliegenden Zechen zu versorgen. Doch schon seit 1981 wurde das Gebäude nicht mehr genutzt. Heute…
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Helmuth Vossgraff
…ist der Wasserturm ein beliebter Schauplatz für Ruhrgebietskrimis – und interessant für alle, die die ländlichere Seite von Dortmund kennenlernen wollen.
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Klaus Pollkläsener
Der Anspruch nationaler oder gar internationaler Ausstrahlung ist so kaum zu verwirklichen. Dafür ist das „U“ einfach zu unterfinanziert. Sparen heißt das Gebot der Stunde. Auch die Verantwortlichen sehen das wohl so: Auf eine Wiederbesetzung der vakanten Intendantenstelle wird man vorerst verzichten. Eine künstlerische Gesamtleitung – das ergab gestern eine spontane Nachfrage unserer Zeitung – scheint ohnehin niemand zu vermissen.