Die Königsgalerie galt als Hoffnungsträger für den Einzelhandel in Duisburg jenseits der Hauptlaufmeile Königstraße in der Fußgängerzone. Doch die Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Nun machen sich auf dem angrenzenden Sonnenwall Leerstände und Billig-Läden breit.
Duisburg.
3580 Menschen strömen in Spitzenzeiten pro Stunde über Duisburgs Königstraße. Das ergab die Passantenfrequenzzählung der Immobilienfirma Jones Lang LaSalle am 29. März dieses Jahres. Auch wenn Duisburgs Haupteinkaufsstraße gerade mal Platz 90 im bundesweiten Vergleich belegt, kann der Sonnenwall von solchen Zahlen nur träumen.
Als Heils- und Frequenzbringer für die Einkaufsstraße mit den vielen inhabergeführten Läden wurde einst die Königsgalerie gepriesen. Doch stellte sich dies als Trugschluss heraus. Dem Sonnenwall hat das nur kurzfristig genutzt. Heute spitzt sich die Situation auf dieser früher so beliebten Straße der Fußgängerzone sichtbar zu. Leerstand breitet sich aus und zwischen die inhabergeführten Geschäfte quetschen sich zunehmend Schnell-Imbisse, Ein-Euro-Läden und An- und Verkaufsstellen für Gold.
IHK sieht keine Notlage
„Zwischen Königsgalerie und dem Friedrich-Wilhelm-Platz haben wir derzeit den höchsten Leerstand auf dem Sonnenwall. Das ist eine ganz gefährliche Geschichte“, urteilt Boris Roskothen, Inhaber des gleichnamigen Spielzeugladens, der zu den ältesten Einzelhandelsgeschäften in Duisburg zählt. Der Einzelhandel erlebe durch die Internet-Konkurrenz einen der größten Umbrüche überhaupt, sagt Roskothen. Dennoch kreidet er der Politik eine Mitschuld an: „Wie ehedem Multi Casa ist das FOC heute der Hauptbremsklotz, der Immobilienbesitzer und Händler davon abhält zu investieren.“ Es gebe keine klare Linie von Seiten der Politik, kritisiert Rokothen: „Wir hatten mal von Norman Foster einen Masterplan für die Innenstadt, der immer mehr aufgeweicht wird. Der ganzheitliche Ansatz fehlt. “
Ganz so dramatisch wie Boris Roskothen sieht Michael Rüscher, Geschäftsbereichsleiter Handel bei der Niederrheinischen IHK, die Situation auf dem Sonnenwall nicht. „Wir haben generell beim Handel größere Probleme in den sogenannten 1B-Lagen. Aber ich sehe jetzt nicht, dass der Sonnenwall kippt.“ Aber man müsse sich um diese Standorte kümmern, die vom Wandel im Handel heftiger getroffen würden.
„Man muss sehen, dass man selbst was macht“
Nachdem 2012 der Versuch gescheitert ist, für das Wallquartier eine Interessen- und Standortgemeinschaft zu gründen, für deren Arbeit die Stadt eine Zwangsabgabe von den Hausbesitzern hätte einfordern können, setzt Rüscher nun auf das „Integrierte Handlungskonzept Innenstadt“ der Stadt. Dazu gehört ein Altstadt-Manager, den Rüscher zum Ende 2014 erwartet und von dem er sich auch positive Effekte für den Sonnenwall verspricht: „Abschreiben sollten wir den Sonnenwall nicht. Noch seh’ ich die Straße als Handelsstandort, auch weil die baulichen Strukturen kleine Läden zulassen.“
Abhaken will Roskothen den Sonnenwall auch nicht. Ebenso wenig wie Axel Schwarz-Scholten, Eigentümer einer größeren Immobilie in der Straße. Doch auf städtische Hilfe setzen beide nicht mehr: „Man muss sehen, dass man selbst was macht, vor der eigenen Haustür.“