Sozialdezernent Reinhold Spaniel lud am Montag in Marxloh zur Roma- Diskussion ein. Untergebracht werden sollen die Flüchtlinge in leerstehenden Häusern und Containern. Matthias Eckert, Leiter der Regenbogenschule, schlug vor, Asylbewerber auf die ganze Stadt zu verteilen.
Duisburg.
Nein, neue Informationen darüber, wann der Roma-Zuzug beginnt und wie vielen Menschen Asyl gewährt wird, habe er nicht. „Es ist aber sicher, dass sie kommen und für einige Monate in zwei Häusern an der Gertrudenstraße untergebracht werden“, sagte Sozialdezernent Reinhold Spaniel, der sich am Montag im Saal des Schützenhofes Marxloh an der Egonstraße den Fragen der Bürger und Mitgliedern des Rundes Tisches stellte.
Angst vor Fremden
Vor allem wolle er den Marxlohern ihre Ängste vor den Fremden nehmen, erklärte Spaniel zu Beginn der Diskussion. Doch die Mehrheit der zahlreichen Gäste wirkte wenig furchtsam. Sie kritisierten viel mehr die Art und Weise, auf die die Armutsflüchtlinge aus Serbien und Mazedonien untergebracht werden sollen, als dass sie sich von ihnen bedroht fühlten.
In einem offenen Brief an den Sozialdezernenten Reinhold Spaniel gibt es aus Wedau bereits Kritik an dem geplanen Aufbau von Wohncontainern für die erwarteten Asylbewerber, die vorübergehend zunächst in Marxloh unterkommen sollen.
So wird bemängelt, dass die Anwohner „diese Information der Presse entnehmen mussten“. Dadurch seien die Bürger im Stadtteil-Wedau verunsichert. Außerdem wird kritisiert, dass gerade das Naherholungsgebiet Sechs-Seen Platte für solch ein Vorhaben genutzt werden soll. Es sei über die Stadtgrenzen von Duisburg bekannt und ziehe viele Menschen aus der Umgebung nach Duisburg, da seien die Wohncontainer „nicht gerade hilfreich“. Duisburg-Wedau mausere sich gerade zu einer begehrten Wohnlage in Duisburg und Umgebung, dies merke man an den Zuzug von jungen Familien. Ferne gebe es in Wedau keinerlei Infrastruktur, wo sich die Bewohner der Container die Dinge des täglichen Bedarfs beschaffen könnten.
Kein Grund zur Sorge
„Es geht nicht darum, dass wir die Menschen nicht wollen“, sagte die Marxloherin Lydia Windrich. „Aber Duisburg hat genug frei stehende Wohnungen. Warum werden die Menschen nicht darauf verteilt? So vermeidet man die Ghetto-Bildung und kann den armen Menschen eine vernünftige Unterkunft bieten“, ergänzte Windrich und erhielt Applaus von vielen Gästen.
Sowohl die leerstehenden Häuser in Marxloh als auch die geplanten Container an der Masurenallee, in denen die Flüchtlinge ab Mitte nächsten Jahres untergebracht werden sollen, hält Windrich für menschenunwürdig.
Bad, Küche und Schlafmöglichkeiten
Spaniel versicherte jedoch, dass in beiden Fällen kein Grund zur Sorge bestehe, dass die Unterkünfte nicht angemessen seien: „Die Häuser an der Gertrudenstraße können wir mit wenig Geld in einen gut bewohnbaren Zustand bringen. Die Container werden ebenfalls sehr gut ausgestattet sein. Bad, Küche und Schlafmöglichkeiten werden von guter Qualität sein“, erklärte Spaniel.
Sie ahnen nicht, liebe Leser, wie viele TV-Boulevard-Formate in den vergangenen Wochen in der Redaktion anklopften. Hinter schleimiger Schmeichelei klang klar durch: Die TV-Leute suchten den tumben Marxloher Wutbürger, der in Sachen Roma kein Blatt vor den Mund nimmt.
Jene Bürger wären dann wie Zirkusaffen auf die Fernsehbühne gezerrt, ihre Ängste im „Asi-TV“ verbraten und entstellt worden. Danke fürs Angebot, liebe „Kollegen“. Beste Grüße nach Köln und München.
Denn in Duisburg haben wir Wille und Wege, konstruktiv mit solchen Situationen umzugehen. Enttäuscht war vom Info-Abend mit Spaniel nur, wer heimlich auf eine Schlammschlacht gehofft hatte. Christian Balke
Familien auf Duisburg verteilen
Matthias Eckhardt, Leiter der Marxloher Regenbogenschule, sieht vor allem für die Kinder der Flüchtlingsfamilien Probleme: „Unsere Schule und auch andere hier haben keine Kapazitäten mehr. Die Familien müssen auf Duisburg verteilt werden.“ Spaniel versicherte, dies in der Stadtverwaltung zu diskutieren.
Einige Gäste machten allerdings deutlich, dass sie es für falsch halten, überhaupt Flüchtlinge aufzunehmen. „Wir können keinen aufnehmen. Wir haben eigene Probleme“, sagte einer der Diskutanten und erntete neben Kopfschütteln vereinzelt auch Zustimmung: „Ich habe Angst, dass sie kriminell sind und ihren Müll liegen lassen, weil sie es nicht anders kennen“, sagte eine Frau.