Duisburg.
Wer nachlegt, hat einen Vorteil, weil er schon die Karten der Gegenspieler kennt: Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die CDU für die Oberbürgermeister-Wahl mit einem Top-Blatt kontern kann. Ein möglicher Lieblingskandidat hat das falsche Parteibuch: der Bündnisgrüne Stadtdirektor Peter Greulich.
Bei den CDU-Strategen in der Parteizentrale wittert man leichte Morgenluft, nachdem die Parteienkonkurrenz ihre Kandidaten benannt hat, die sie am 17. Juni ins Rennen um die Rathausmacht schickt. Der Gegenspieler sitzt vor allem bei der SPD, und CDU-Parteichef Thomas Mahlberg hat sich auf den SPD-OB-Kandidaten Sören Link schon eingeschossen: Ein „Parteikader“ sei der 35-Jährige und nicht das, was sich die Duisburger ursprünglich als Wunschkandidaten vorgestellt hätten.
Mahlberg unterstreicht, dass Greulich „große Sympathie“ in den CDU-Reihen genießt, und einen „guten Job“ als Stadtdirektor mache der Bündnisgrüne ebenfalls. Er könnte ein Kandidat eines breiten bürgerlichen Lagers jenseits der SPD sein. Könnte.
„Ich trete doch nicht gegen die eigene Partei an“ Greulich selbst fühlt sich durch die lobenden Worte aus den CDU-Reihen geschmeichelt; er prognostiziert auch eine mögliche breite Unterstützung für ihn im bürgerlichen Lager, stellt aber klar: Gegen seine eigene Partei macht eine Kandidatur keinen Sinn. Nicht gegen die vom Grünen-Vorstand empfohlene Ingrid Fitzek und erst recht nicht als Kandidat der CDU: „Ich trete doch nicht gegen die eigene Partei an“, so Greulich.
Politischer Neuanfang nach der Loveparade So wird Mahlberg eine Kandidatin, einen Kandidaten suchen müssen, der in der anvisierten Stichwahl, wenn keiner der Bewerber am 17. Juni die absolute Mehrheit erreicht, so attraktiv ist, dass er im strukturell eher sozialdemokratisch ausgerichteten Duisburg dem SPD-Konkurrenten über das eigene CDU-Wahllager hinaus Paroli bieten kann. Das kann auch ein Kandidat ohne CDU-Parteibuch und/oder von außen sein, lässt Mahlberg durchblicken. Eine(r) mit Kompetenz und Charisma.
Ein „Pfund “ muss her
Beim Bürgerentscheid am 12. Februar stimmten 129.833 Duisburger mit „Ja“, also für Sauerlands Abwahl. Nur 21.557 Duisburger stimmten für Sauerlands Verbleib im Amt. Die Wahlbeteiligung war mit 41,16 Prozent unerwartet hoch. Am 17. Juni wählen die Duisburger Sauerlands Nachfolger. Zur Wahl stehen 13 Kandidaten (in alphabetischer Reihenfolge): Ingrid Fitzek (Grüne), Rolf Hermann Karling (Einzelbewerber), …
… Rudolf Kley (Bürger Union Duisburg, Freie Wähler NW), Frank Koglin (Einzelbewerber), Barbara Laakmann (Die Linke), Harald Lenders (Einzelbewerber), Benno Lensdorf (CDU), Sören Link (SPD), Sascha Dieter Mistov (Einzelbewerber), Michael Rubinstein (Einzelbewerber), Ahmet Peter Siegel (Einzelberwerber), Jörg Uckermann (pro NRW) und Richard Wittsiepe (Einzelbewerber).
Eine chronologische Übersicht der Kandidaten-Nominierung und der Kandidatensuche der Parteien:
Am 4. Mai tagte im Rathaus der Wahlprüfungsausschuss. Sieben von 20 eingereichten Kandidaturen haben nicht die geforderte Anzahl von 370 Unterstützer-Unterschriften zusammen gebracht. Geschafft haben es diese Bewerber:
Einzelbewerber Sascha Dieter Mistov aus Duisburg-Huckingen. Der 39-Jährige ist ledig, hat eine Tochter und arbeitet als Schmelzer bei den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM).
Der Apotheker Rudolf Kley von der Bürger Union Duisburg stand schon bei der letzten OB-Wahl auf dem Kandidatenzettel. Nun versucht er es noch einmal, den Chefposten im Rathaus zu ergattern.
Der Ärger über die Absage des Traumzeit-Festivals hat Frank Koglin (44) dazu bewogen, für den Duisburger OB-Posten zu kandidieren. Der ehemalige Bankmanager hat heute einen Versandhandel für Audiogeräte und ordnet sich politisch in die „Mitte-links-Richtung“ ein.
Auch die Rechtspopulisten der Partei pro NRW haben einen eigenen Kandidaten aufgestellt: Jörg Uckermann aus Köln.
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Helmut Vossgraf
Die Bürgerinitiative um Theo Steegmann, der harte Kern der ehemaligen Abwahlinitiative, ließ erst die Parteien ihre Kandidaten nominieren. Am 19. April schickte sie dann doch einen eigenen OB-Kandidaten ins Rennen: Dr. Richard Wittsiepe tritt für die „BI Neuanfang Duisburg“ an. Der 54 Jahre alte Wirtschaftsprüfer ist in Duisburg kein Unbekannter. Für Wirbel sorgte er mit seinen Klagen gegen den MSV wegen vermeintlich falscher Bilanzzahlen oder gegen den Parallelkanal. Nach der Loveparade attestierte er der Stadt eine Planungslücke vor der Rampe, jüngst sorgte er mit einem Papier für Zündstoff, das die Bilanzen des FOC-Investor hinterfragt.
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Die Solinger CDU-Ratsfrau Nicole Molinari. Lensdorf aber konnte sie im Parteivorstand nicht durchsetzen. Ihren Solinger Parteifreunden schrieb Molinari, die Duisburger CDU habe den anderen Bewerber ausgewählt, weil der „in größerer Nähe zur CDU Duisburg und zum ehemaligen OB Sauerland steht“.
Eine der Personen, die, so hieß es aus CDU-Kreisen, ebenfalls Ambitionen auf das Amt und gute Chancen auf die Kandidatur haben sollte, war Dirk Buttler. Doch Buttler, der bereits 2009 in Oberhausen als OB und ein Jahr später in Olpe als Landrat kandidiert hatte, winkte ab. „Ich habe keinerlei Gespräche geführt“.
Harald Lenders ist der erste parteilose Kandidat, der offiziell für die Neuwahl des Oberbürgermeisters am 17. Juni ins Rennen geht. Als er den Karton öffnete, mit dem er ins Rathaus marschierte, war die Mitarbeiterin im Wahlamt baff. Er legte 500 Unterschriften vor, die er innerhalb von zwei Wochen gesammelt hatte. Zwar wird der Wahlausschuss erst im Mai endgültig über die Gültigkeit der Bewerbungen entscheiden. Doch mit 500 Unterschriften ist Lenders auf der sicheren Seite, nötig sind 370.
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WAZFotoPool
Stefan Sünwoldt aus Kaltenkirchen bei Hamburg hatte sich selbst als Kandidat ins Gespräch gebracht. Er hatte mit allen Ratsparteien und den Piraten gesprochen. Am Ende aber fand der 51-jährige Verwaltungsjurist wenig Unterstützung für eine Kandidatur. „Man will in Duisburg unter sich blieben, man will die eigenen Klüngel-Kreise nicht von außen stören lassen“, schrieb er in einem Offenen Brief zu seinem Rückzug.
Michael Rubinstein (39), Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Duisburg, Mülheim, Oberhausen, war der erste, der bei der Suche nach einem möglichen parteiübergreifenden Oberbürgermeister-Kandidaten offen seinen Hut in den Ring warf. Jetzt kandidiert er als Parteiloser für das OB-Amt. Die Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg e.V.“ , die Piratenpartei und die FDP unterstützen ihn.
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Jakob Studnar
Die Duisburger SPD nominierte Mitte März den Duisburger Landtagsabgeordneten Sören Link (35) als Kandidaten. Nach seiner Kandidatur erklärten die anderen Parteien im „OB-Wahlbündnis“ das Ziel, einen gemeinsamen Kandidaten zu finden, für gescheitert. Auf DerWesten.de löste Links Nominierung einen regelrechten „Shitstorm“ aus. Das Eigengewächs der SPD sagt im Interview: „Ich traue mir diese Aufgabe zu.“
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Archiv
Die Linke benannte Ratsfrau Barbara Laakmann als eigene Bewerberin für das höchste Amt der Stadt.
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Tanja Pickartz
Die ehemalige Landtagsabgeordnete Ingrid Fitzek (53) soll grüne OB-Kandidatin werden. Von 1995 bis 2000 war sie wissenschaftspolitische Sprecherin ihrer Landtagsfraktion.
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Gerd Wallhorn
Mitte März ist auch Rolf Karling im Kandidaten-Karussell zugestiegen. Der Rheinhauser wurde im November 2010 durch das Ketchup-Attentat auf den damaligen OB Adolf Sauerland bundesweit berühmt. Karling, der parteilos ist, sieht sich als der Vertreter der Armen und Benachteiligten in der Stadt.
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Karling
Ein möglicher Lieblingskandidat der CDU hat das falsche Parteibuch: der Bündnisgrüne Stadtdirektor Peter Greulich.
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Kai Kitschenberg / WAZ FotoPool
CDU-Parteichef Thomas Mahlberg steht für eine Kandidatur derzeit nicht zur Verfügung.
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Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Auch Parteivize Peter Ibe von der CDU in Duisburg hat abgesagt.
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Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool
Erfahrung mit der Politik im Stadtrat hat die CDU-Fraktionschefin Petra Vogt, aber sie will ebenfalls nicht kandidieren, sondern in den Düsseldorfer Landtag gewählt werden.
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Tanja Pickartz / WAZ FotoPool
Kulturdezernent Karl Janssen hält auch Abstand von einer Kandidatur für die CDU.
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Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
Dietmar Vettermann, Ex-Oberbürgermeister von Zwickau und Autor des Buches „Ich lass mich nicht verbiegen – als Christ in der Politik“, hat sich von der dänischen Insel aus, auf der er lebt, bei der Duisburger SPD als OB-Kandidat mit einem Augenzwinkern beworben.
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St. Benno Verlag
Der Name des verwaltungserfahrenen Düsseldorfer Sozialdezernenten Burkhard Hintzsche (46) fiel auf der Suche nach einem Konsenskandidaten immer wieder. Am Ende stand der gebürtige Duisburger nicht zur Verfügung.
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Sergej Lepke
Eine Absage erteilte auch Jugendamtsleiter Thomas Krützberg. Das Rathaus-Eigengewächs Krützberg, der allseits geschätzt ist, will lieber bei seinen Leisten bleiben.
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Friedhelm Geinowski
Wilde Spekulationen wie die Kandidatur von Ex-Minister Wolfgang Tiefensee…
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ddp
Auch der Name der Duisburger Polizeipräsidentin Elke Bartels fiel wohl letztendlich aus reiner Spekulationslust.
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Gerd Wallhorn
Eine weitere auswärtige Phantasterei war der frühere NRW-Bauminister Christoph Zöpel.
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Lutz von Staegmann
Aus den Reihen der SPD wurden gleich mehrere Personen als Kandidaten gehandelt. Einer davon war NRW-Innenminister und Duisburger SPD-Vorsitzender Ralf Jäger.
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Stephan Eickershoff
Und so kam auch zwangsläufig der Name der Landtagsabgeordneten und Regierungspräsidentin in Köln Gisela Walsken ins Spiel.
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Alexandra Umbach
Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas durfte auf der Liste der Genossen, die für das Amt des Oberbürgermeisters in Frage kommen, nicht fehlen.
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Gerd Wallhorn
Ähnlich wie bei Bärbel Bas verhält es sich mit dem SPD-Landtagsabgeordneten und Vorsitzenden des DGB-Niederrhein Rainer Bischof.
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Tanja Pickartz
Wie selbstverständlich wurde auch der Name von Duisburgs ehemaligem Stadtdirektor Jürgen C. Brandt genannt, der bei der Kommunalwahl 2009 gegen Adolf Sauerland antrat.
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Stephan Eickershoff
Der ehemalige Betriebsrat des Rheinhausener Krupp-Werkes Theo Stegmann hätte sicher gute Chancen, als eigener Kandidat für die Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“ aufgestellt zu werden. Das hat der Sprecher der Bürgerinitiative bislang aber ausgeschlossen.
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Gerd Wallhorn
Die Spitzenriege hat abgesagt: Parteichef Mahlberg, sein Vize Peter Ibe, die Fraktionschefin Petra Vogt, auch CDU-Kulturdezernent Karl Janssen. Andere kandidieren schon im Mai für den Landtag. Mit einem reinen Zählkandidat aus den Partei-oder Fraktionsreihen ist der CDU aber auch nicht gedient. Ein „Pfund“ muss her, will die CDU eine ernsthafte Chance haben. „Wir haben noch Zeit, die Gespräche laufen“, zeigt sich Mahlberg bedeckt.
Die Sauerland-Zeit als Belastung bei der OB-Wahl? Der Überraschungssieger von 2004 und 2009 sei allein wegen der Loveparade abgewählt worden, meint Mahlberg und setzt darauf, dass „uns viele Leute auch sagen, dass sich Duisburg unter Sauerland gut entwickelt hat.“
Am Sonntag, 12. Februar 2012, wählte eine klare Mehrheit der Duisburger den Oberbürgermeister Adolf Sauerland aus dem Amt. Sein Abgang gibt Anlass für einen Blick zurück – auf die Amtsvorgänger des CDU-Politikers: …
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Reuters
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzten die amerikanischen Alliierten Heinrich Weitz als Duisburgs ersten Nachkriegs-OB ein. Am 6. Juli 1945 stand er der ersten Sitzung der Duisburger Bürgerschaft vor. Leiter der Verwaltung war Duisburgs OB damals noch nicht. Diese Aufgabe kam bis 1994 dem Oberstadtdirektor zu. Erst mit der damaligen Reform der Gemeindeordnung ging auch die Verwaltungsleitung auf den Oberbürgermeister über, der fortan auch hauptberuflich tätig war.
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Archiv Stadt Duisburg
Der 1890 in Linnich an der Rur, heute Kreis Düren, geborene Heinrich Weitz war vor dem Krieg in Trier hochgeschätzter Oberbürgermeister, bis er von den Nazis seines Amtes enthoben wurde. Während der Kriegsjahre war er in Duisburg als Rechtsanwalt tätig, bevor er zum OB ernannt wurde.
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Archiv Stadt Duisburg
Vor Weitz lag eine erheblich durch den Krieg zerstörte Stadt – und damit die Riesenaufgabe, den Wiederaufbau einzuleiten.
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WAZ-Archiv
Und es brauchte ein Stadtoberhaupt, das mit deutlichen Worten der Nazi-Herrschaft eine Absage erteilt. Am Tag seiner Amtseinführung läutete er mit diesen Worten im goldenen Buch der Stadt ein neues Zeitalter ein: …
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Repro: Andreas Mangen/WAZ-Archiv
„Das so genannte Dritte Reich ist in Schmach und Schande zusammengebrochen. Unfassbares Leid haben die Nationalsozialisten in diese Stadt gebracht.“ Es hielt ihn jedoch nicht sehr lange in Duisburg. Schon nach zwei Jahren als OB wurde er Landesfinanzminister.
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WAZ FotoPool/Friedhelm Geinowski
1947 löste Leo Storm Heinrich Weitz an der Stadtspitze ab. Er sollte allerdings nur 14 Monate im Amt bleiben. Storm war Gründungsmitglied der CDU Duisburg und deren Vorsitzender.
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Archiv Stadt Duisburg
Der Stadt, insbesondere dem Stadtteil Hamborn (hier im Bild), war er allerdings als CDU-Politiker und Bergbau-Gewerkschafter über Jahrzehnte verbunden. Nach Ausscheiden aus dem Amt des Oberbürgermeisters 1948 blieb er weitere 15 Jahre als Bürgermeister an der Seite seines Nachfolgers …
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WAZ-Archiv
… August Seeling (1948 bis 1969). Der Sozialdemokrat prägte Duisburgs Nachkriegsepoche wie kein anderer Oberbürgermeister.
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Repro: Gerd Wallhorn
Er leitete den Wiederaufbau des zerstörten Hafens ein und sorgte damit dafür, dass Duisburg vom Wirtschaftsaufschwung profitieren konnte. Wegen seiner Verdienste für die Stadt …
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Andreas Mangen
… wurde er 1968 durch Ministerpräsident Heinrich Kühn (SPD) mit dem großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik ausgezeichnet.
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Stadtarchiv Duisburg
Wahl um Wahl setzte er sich durch. Hatte die SPD bei der Kommunalwahl vor seinem Amtsantritt noch 40,5 Prozent der Stimmen für sich vereinen können (gegenüber 32,6 Prozent für die CDU), stiegen die Stimmanteile für die SPD über all die Jahre weiter an. 1956, als dieses Foto entstand, erreichte die SPD 55,9 Prozent, 1975 sogar 59,8 Prozent der abgegebenen Stimmen. Insgesamt 21 Jahre lang repräsentierte Seeling Duisburg und wurde auf seine unbürokratische, zupackende Art zum ersten echten Nachkriegs-Stadtvater Duisburgs. So kämpfte er beispielsweise leidenschaftlich für kommunale Selbstverwaltung. Am Herzen …
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WAZ Archiv
… lag Seeling auch die kulturelle Entwicklung der Stadt. 1949 setzte er sich maßgeblich für die Wiedereröffnung des Stadttheaters ein.
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WAZ Archiv
Weiterhin entstanden während seiner Amtszeit die Theatergemeinschaft Deutsche Oper am Rhein sowie das Lehmbruck-Museum. Das Foto zeigt unter anderen August Seeling (rechts) bei der Eröffnung des Museums gemeinsam mit dem berühmten Bildhauer Wilhelm Lehmbruck (2. v.l.).
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WAZ-Archiv
Als Stadtvater begrüßte August Seeling (rechts) so manchen hohen Besuch: etwa Lordmayor Sir Denis L. Daley aus Portsmouth. Links im Bild ist Oberstadtdirektor Gustav Klimpel zu sehen.
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Archiv Stadt Duisburg
Auch die Queen durfte August Seeling in Duisburg willkommen heißen. Im Frühjahr 1965 machte Königin Elisabeth II der Stadt ihre Aufwartung – natürlich nicht ohne sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen.
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Doch als sie zum Schreiben ansetzten wollte, musste sie feststellen, dass ihr Stift nicht schrieb. August Seeling konnte mit einem einfachen Kugelschreiber aushelfen.
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Nach über zwei Dekaden an der Spitze der Stadt entschied Seeling im Jahr 1969, einem jüngerem Kollegen Platz zu machen. Er klebe nicht an seinem Sessel, soll er damals verkündet haben. Duisburgs SPD einigte sich damals auf ihren langjährigen Fraktionsvorsitzenden …
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Andreas Mangen
… Arnold Masselter. Bei der Kommunalwahl hatte die SPD mit 55,1 Prozent der Stimmen erneut die absolute Mehrheit im Rat errungen und machte Masselter zum neuen Stadtoberhaupt. Der SPD-Politiker und langjährige Betriebsratsvorsitzende von Rheinstahl Wanheim gehörte wie sein Vorgänger zu den Männern der ersten Stunde im Duisburger Stadtrat.
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Als er später nach seiner Amtszeit kaufmännischer Direktor des Zoos wurde, musste Masselter viel Kritik einstecken. Die Neugestaltung des Zoos ist maßgeblich sein Werk. Er starb im Alter von nur 62 Jahren nach schwerer Krankheit.
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Archiv Stadt Duisburg
Als Masselter 1974 erklärte, dass er nicht mehr für den Rat der Stadt kandidieren wolle, übernahm der SPD-Fraktionsvorsitzende Ernst Ermert auf Geheiß des Innenministers kommissarisch das Amt des Oberbürgermeisters. Sein Zwischenspiel als Ratskommissar dauerte bis zur Kommunalwahl am 4.Mai 1975.
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Stadt Archiv Duisburg
Nichtsdestotrotz war seine kurze Amtszeit turbulent, fiel sie doch mitten in die Zeit des Umbruchs durch die kommunale Neuordnung von Rheinhausen, Homberg und Walsum. Ein Zeitgenosse notierte damals: „Als Ratskommissar stand er allein als Steuermann auf der Brücke des neuen großen Schiffes Duisburg.“
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Repro: Gerd Wallhorn/WAZ FotoPool
Das nach der Gebietsreform gewachsene Duisburg wählte am 4. Mai 1975 einen neuen Rat und einen neuen Oberbürgermeister. Mit 59,9 Prozent der Stimmen erlangte die SPD 51 Sitze. Nach der Auszählung der Stimmen zur Wahl des neuen OBs war klar: …
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WAZ FotoPool
Jetzt steht Josef Krings an der Stadtspitze.
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Repro: Gerd Wallhorn/WAZ FotoPool
Josef Krings ging als Oberbürgermeister des Strukturwandels in die Stadtgeschichte ein. Hier spricht er im Stahlarbeiterkampf bei einer Großkundgebung am 9. April 1987 mit 25.000 Teilnehmern vor Tor 2 des Krupp-Werkes Rheinhausen.
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Manfred Vollmer
Für das bestimmende Thema seiner Amtszeit – Arbeitsplatzsicherung – ging Josef Krings auf die Straße. Hier bei einer Demonstration in Rheinhausen Ende der 80er Jahre. Möglicherweise war es auch dieses Engagement, das der SPD bei der Kommunalwahl 1989 das bisherige SPD-Spitzenergebnis von 61,9 Prozent der Stimmen bescherte.
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Es war zwar nicht die Queen, wie bei Alt-OB Seeling, aber immerhin Bundespräsident Richard von Weizsäcker, den OB Krings im Wedau-Stadion empfangen konnte. Zu prominenten Gästen in Duisburg in seiner Amtszeit zählte auch …
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NRZ
… der Schauspieler Götz George, der im Tatort den Duisburger Kommissar Horst Schimanski mimt. Wie George ist auch Krings kein Duisburger Original: 1926 wurde er in Düsseldorf geboren. Seit 1951 wohnt er in Duisburg-Duissern.
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Das Amt führte ihn auch weit über die Stadtgrenzen hinaus, etwa in die chinesische Partnerstadt Wuhan. Am 8. Oktober 1982 besiegelten die beiden Oberhäupter der neuen Partnerstädte in Wuhan die Städtefreundschaft.
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2009 würdigte die Stadt Krings außergewöhnliche kommunalpolitische Lebensleistung mit einer Portraitbüste des Bildhauers Kurt Sandweg. Im Mercatorzimmer des Rathauses hat die Büste seither ihren festen Platz neben weiteren herausragenden Oberbürgermeistern wie Carl Lehr (1879 bis 1914), Karl Jarres (1914 bis 1933) und August Seeling (1948 bis 1969).
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Andreas Mangen / waz
Wie wichtig Krings politisches und gesellschaftliches Schaffen für die Stadt war, dokumentiert auch dieser Eintrag ins goldene Buch der Stadt, mit dem Krings der Titel des Duisburger Ehrenbürgers verliehen wurde.
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Repro: Friedhelm Geinowski/ WAZ FotoPool
Viel Rummel zum Jubiläum: Seinen 80. Geburtstag 2006 feierte Alt-Oberbürgermeister Josef Krings, hier mit Gattin Claire, gemeinsam mit 300 geladenen Gästen auf der Nebenbühne des Stadttheaters.
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Stephan Eickershoff/WAZ
Bei dem Festakt überreichte der heutige Oberbürgermeister Adolf Sauerland dem Alt-OB einen Bildband der schönsten Bibliotheken der Welt. Als Sauerland nach der Loveparade zunehmend in der Kritik stand, lobte Krings zwar seinen Nachfolger für das in Duisburg von ihm Erreichte. Das sozialdemokratische Urgestein sagte aber auch: „Einen Neuanfang mit Sauerland kann es nicht geben.“
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Friedhelm Geinowski /NRZ
Sport ist bis ins hohe Alter seine Passion. Schon über 80-jährig führte er 2008 etwa die Ekiden-Staffeln der Schulen beim Rhein-Ruhr-Marathon an.
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Kurz vor seinem 80. Geburtstag posierte Josef Krings für dieses Portrait an der Rheinhauser „Brücke der Solidarität“, Symbol für den Arbeitskampf um den Erhalt der Krupp Hütte. So wie sich Krings damals in die Geschicke der Stadt einmischte, erhebt er auch heute noch als Alt-Oberbürgermeister häufig die Stimme: …
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Andreas Mangen/WAZ
etwa wenn es um die Loveparade-Katastrophe geht. So kritisierte er das Verhalten Adolf Sauerlands nach der Katastrophe scharf („Verantwortung übernimmt man nicht, man hat sie“) und setzt(e) sich im Abwahl-Bündnis für dessen Abwahl ein. Hier sprach Krings bei der Feierstunde zur Übergabe des Loveparade-Mahnmals. Adolf Sauerland kam damals, kurz vor dem ersten Jahrestag der Katastrophe, nicht zur Einweihung.
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Vorgängerin Adolf Sauerlands war Bärbel Zieling, die 1997 die Nachfolge von Josef Krings antrat.
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Die SPD-Politikerin – hier mit Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder im Bild – wurde 1979 erstmals in den Stadtrat gewählt …
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Andreas Mangen/WAZ
… und war bereits seit 1994 an der Seite von Josef Krings als Bürgermeisterin aktiv.
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Michael Sohn
Strahlende Siegerin: 1999 gewann sie die Direktwahl zur Oberbürgermeisterin gegen den von der CDU aufgestellten parteilosen Gernot Born bereits im ersten Wahlgang.
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Andreas Mangen/ WAZ-Archiv
Im Jahr 2004 kandidierte Bärbel Zieling erneut. Dieses Mal …
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… unterlag sie allerdings in der Stichwahl mit weniger als 40 Prozent der Stimmen dem Kandidaten der CDU: Adolf Sauerland.
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Bevor Sauerland den Schritt an die Stadtspitze machte, hatte er schon einige Jahre im Rat der Stadt gesessen. Unter seiner Regie entstand unter anderem das neue Einkaufszentrum Forum Duisburg. Das zuvor von der SPD favorisierte „Multi-Casa“ erblickte dagegen nie das Licht der Welt.
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Als bürgernaher MSV-Fan kämpfte er 2009 erfolgreich um die Wiederwahl zum OB. Mit 44,6 Prozent der Stimmen konnte er sein Amt verteidigen. Bereits im Juli 2005 hatte der CDU-Politiker alle Parteiämter niedergelegt, um gegenüber allen Parteien und Meinungen neutral und offen sein zu können.
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Sauerland war bis zur Loveparade-Katastrophe ein Mann zum Anfassen.
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Udo Milbret/WAZ-FotoPool
Auch für Bilder zum Schmunzeln ist sich Sauerland nicht zu schade, wie hier als Obelix beim Karneval. Seine politischen Gegner…
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NRZ/Paul Schulte
…warfen ihm allerdings vor, zu viel Wert auf das Repräsentieren zu legen. Hier zeigt er sich auf einer Pressekonferenz im Vorfeld der Loveparade unter anderem mit TV-Moderator Oliver Pocher und Loveparade-Geschäftsführer Rainer Schaller.
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ddp
Seit der Katastrophe bei der Loveparade am 24. Juli mit 21 Toten und mehr als 500 Verletzten …
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Reuters
… steht Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) unter schwerem Beschuss. Seine Kritiker werfen ihm unter anderem vor, …
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ddp
… die Loveparade in Duisburg rücksichtslos durchgedrückt zu haben, obwohl sie auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs nicht hätte stattfinden dürfen.
Nicht nur Vertreter anderer Parteien forderten seinen Rücktritt. Aufsehen erregte die Ketchup-Attacke eines aufgebrachten Sauerland Gegners.
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Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Sauerlands hartnäckigste Gegner schlossen sich im Juni 2011 zu einer Bürgerinitiative zur Abwahl des OBs zusammen. Es gelang ihnen, die erforderlichen Unterschriften zur Einleitung des Bürgerbegehrens einzureichen: …
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Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
… Am Sonntag, 12. Februar 2012, waren die Bürger Duisburgs aufgerufen, über Adolf Sauerlands Verbleib im Amt des Oberbürgermeisters abzustimmen. Mit klarer Mehrheit vom 129 833 Stimmen wählten sie ihn ab. 25 Prozent Ja-Stimmen wären für seine Abwahl nötig gewesen. Dieses sogenannte Quorum wurde deutlich überschritten: Während die Wahlbeteiligung insgesamt bei 41,6 Prozent lag, stimmten 35,5 Prozent für Adolf Sauerlands Abwahl. Bei seiner letzten Pressekonferenz im Amt des OBs am Sonntagabend im Rathaus …
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Reuters
… zeigte er sich überrascht von diesem deutlichen Ergebnis. Er sei sich „ziemlich sicher“ gewesen, dass nach den „vielen Erfolgen“ während seiner Amtszeit das Ergebnis anders ausfallen würde. Er räumte ein, dass seine Amtszeit mit der Katastrophe der Loveparade verbunden bleibe. „Damit werde ich leben müssen.“ Er schloss seine kurze Ansprache mit den Worten: „Gott schütze die Stadt Duisburg.“
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