Eher verhalten reagiert die Politik auf die Ankündigung des Möbel-Moguls Krieger, Möbelhaus in Duisburg erst mal nicht zu bauen. Schandfleck bleibt.
Duisburg.
Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Krieger baut sein Möbelhaus auf der Duisburger Freiheit erst später, wobei „später“ ein zeitlich arg dehnbarer Begriff ist: In anderen Städten hat der Berliner Investor Grundstücke über zehn Jahre brach liegen gelassen. Duisburg droht, dass die Güterbahnhofsruinen lange hässliche Visitenkarte an Autobahn und City-Entree bleiben. Die Reaktionen darauf sind höchst unterschiedlich.
Merklich zurückhaltend ist auf Anfrage die Stellungnahme der Stadt: Kein böses Wort, keine grummelnde Ungeduld – sie kann auch herzlich wenig machen, bzw. hatte ihre planerischen Aufgaben erledigt. Krieger ist Herr im Haus und hat als Grundstückseigentümer das Sagen. Und man weiß: Möbelhaus-Mogul Krieger ist kein leichter und umgänglicher Partner. Hintergrund ist eine mehrjährige Verzögerung des Planfeststellungsverfahrens für eine eigene Anschlussstelle an die Autobahn A59 bei der Bezirksregierung in Düsseldorf – eine Voraussetzung für ein „Höffner“-Haus in der Duisburger Stadtmitte. Inzwischen hat’s aus der Landeshauptstadt das lang erwartete Grüne Licht für die Abfahrt gegeben. Doch bei Krieger hat man mittlerweile umgeplant.
Das fast zwei Jahre währende Genehmigungsverfahren bei der Bezirksregierung Düsseldorf wird ihn genervt haben; wohl auch das lange Ringen um die von ihm bezahlte Loveparade-Gedenkstätte auf seinem Grundstück.
Stadt ist jederzeit für Gespräche bereit
Verhalten und maßvoll wohl daher auch die Reaktion von SPD-Fraktionschef Herbert Mettler: „Es ist bedauerlich, dass der Investor sich entschieden hat, zuerst das Möbelhaus in Hannover zu bauen.“ Und der SPD-Politiker schiebt zwecks Gemütspflege hinterher: „Wir würden uns freuen, wenn er diese Entscheidung noch mal überdenken würde. Wir stehen jederzeit für Gespräche bereit.“
Ganz anders die Reaktion von Claudia Leiße, Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen: „Krieger hat in anderen Städten ähnlich gehandelt. Er ist nur auf seinen wirtschaftlichen Erfolg bedacht. Das ist Gutsherrenart.“ Da sein Gelände eingezäunt und gesichert ist, gebe es auch keine Handhabe für die Stadt, zumindest für einen Abriss der Hallen Druck zu machen. „Krieger kann machen, was er will“, sieht Leiße die Ohnmacht der Stadt.
Andere Städte bewilligen schneller
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Enzweiler spricht von einer mehr als „bitteren Entscheidung“, die die Stadt akzeptieren müsse. Die Wirtschaftsförderung und der Oberbürgermeister müssten aber den bestehenden „Kontakt pflegen“, sonst drohe eine jahrelange Hängepartie. Zugleich nimmt der CDU-Politiker aber die Stadt ins Visier: „Sie macht es sich zu einfach, wenn Sie auf die Bezirksregierung verweist.“ Die Wahrnehmung der Investoren sei eine andere: „Sie geraten häufig in ein Kompetenz-Wirrwarr. Bei vielen stellt sich das Gefühl ein, über Monate und Jahre nicht weiterzukommen. Andere Städte machten vor, wie man in wenigen Monaten alle nötigen Bewilligungen zusammenträgt.
„Das ist nicht der Untergang des Abendlandes“, kommentiert der Einzelhandelsexperte und IHK-Geschäftsführer Michael Rüscher die Entscheidung Kriegers, auch wenn die Brache natürlich keinen guten Eindruck macht. Für der IHK ist der Kampf um das Möbelhaus aber längst ausgefochten. Sie war vor allem wegen des innenstadtschädlichen Randsortiments stets gegen das Riesen-Möbelhaus in City-Nähe. Was die IHK aber umtreibt: Solange auf der Duisburger Freiheit wie auch beim Factory Outlet nichts passiert, so lange stockt auch die Entwicklung in der City, bleiben Investitionen aus.