Rheinhausen.
„Einer von uns“: Bei ihrem Neujahrsempfang machen die Rheinhauser Christdemokraten das alte Wahlkampf-Motto zum Treueschwur auf OB Adolf Sauerland. Am Ende einer übertriebenen Inszenierung entschuldigt sich Sauerland abermals.
Adolf Sauerland lächelt schon von weitem. Als „Hauptgast“ hat die CDU Rheinhausen am Sonntag ihren Oberbürgermeister zum Neujahrsempfang eingeladen. Ihre Gäste stimmt sie bereits auf dem Weg zum Saloon der Sioux-Montana-Ranch auf den Mann im Mittelpunkt ein. Die hölzerne Eingangstür zum Saloon ist flankiert von zwei großen Plakaten mit dem unbekümmerten Lächeln von Sauerland aus dem letzten Wahlkampf. „Einer von uns“ steht in dicken Buchstaben darauf.
Ein Motto, das sich die CDU in Rheinhausen auch nach der Loveparade-Tragödie auf die Fahnen schreibt, das sie geradezu inszeniert. Der Spruch hat nach dem Todesdrama im Tunnel für die Partei und ihre ständig in der Kritik stehende Frontfigur eine neue Bedeutung bekommen. Einer von uns. Daraus machte die CDU am Sonntag einen regelrechten Treueschwur.
„Solange ich Vorsitzender bin, stehen wir fest an deiner Seite“ Im Saloon sitzt Adolf Sauerland am Tag nach seinem Auftritt beim Neujahrsempfang der Stadt Duisburg wie gewohnt in der ersten Reihe, am Ehrentisch. Schon bei seiner Begrüßung brandet der Applaus auf. „Das zeigt, wie willkommen Du bei uns bist“, schmeichelt Klaus Mönnicks, der Vorsitzende des Bezirksverbandes, seinem Ehrengast. Natürlich, es sind die eigenen Leute, die eigene Mannschaft. Aber das war die Menge bei der Personalversammlung im Rathaus auch.
„Einer von uns“: Bei ihrem Neujahrsempfang machen die Rheinhauser Christdemokraten das alte Wahlkampf-Motto zum Treueschwur auf OB Adolf Sauerland. Foto: Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPool
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Im holzvertäfelten Saloon der Westernstadt sitzen nicht nur Parteifreunde. Vorstände von Chören, Kleingärtnern, Vereinen und Initiativen sind unter den rund 130 Gästen. Ihnen will die CDU eine Botschaft mit auf den Weg geben, die wegen der übertriebenen Inszenierung nicht hätte deutlicher sein können. „Solange ich Vorsitzender des Ortsverbandes bin, stehen wir fest an deiner Seite“, sagt Mönnicks in seiner Rede in Richtung Sauerland. „Ich sehe hier nicht zwei Politiker, die sich unterhalten, sondern die Freunde geworden sind. Du hast immer dafür gesorgt, dass Rheinhausen auch Duisburg ist.“
„Es tut mir schrecklich und unendlich leid“ Mit ebenso herzlichen Worten überreichte Ratsfrau Sylvia Linn später ein Gastgeschenk an den OB. Ein Spiel für seine Familie, für seine Kinder, die auch unter der Kritik gelitten hätten und die wegen der Terminflut ohnehin häufig zu kurz kämen. Dazwischen gibt es immer wieder lautstarken Beifall. Viele klatschen so energetisch, als wollten sie damit all die Kritik der letzten Monate, die in dem Saloon gestern Mittag so weit entfernt schien wie Duisburg von den schwarzen Zahlen, abschütteln und übertönen. Der Empfang vor den 130 Gästen ist eine halböffentliche Huldigung an Adolf Sauerland.
Neujahrsempfang DuisburgDer OB selbst schneidet am Ende seiner Rede zur Lage der Stadt nur kurz das Thema an, zu dem er sich eigentlich vorerst gar nicht mehr äußern will. „Es tut mir schrecklich und unendlich leid“, sagt er zu dem „Ereignis, mit dem keiner gerechnet hat und das keiner wollte“. „Und wenn ich mich an der einen oder anderen Stelle nicht so verhalten habe, wie ich es hätte tun sollen, dann entschuldige ich mich dafür bei Ihnen und bitte Sie um Verzeihung.“
129.833 Duisburger stimmten beim Bürgerentscheid für Sauerlands Abwahl als OB, 21.557 dagegen. Die Wahlbeteiligung war mit 41,16 Prozent unerwartet hoch.
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Herbeigeführt hatte die Abstimmung die Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“. Sie sammelte zwischen dem 20. Juni und dem 17. Oktober 2011 insgesamt 79.193 Unterschriften für ein Abwahlverfahren. Die Stadt erkannte 67.329 der Unterschriften als gültig an – das waren weit mehr als zur Einleitung des Abwahlverfahrens nötig (54.885).
Gemeinsam mit Gewerkschaften, Parteien, Kirchen, unabhängigen Gruppen und Einzelpersonen machte die Abwahlinitiative seit der Einleitung des Abwahlverfahrens Abwahlkampf gegen den CDU-Politiker (im Bild eine Sauerland-Karikatur des Designers Martin Tazl).
Seit der Katastrophe bei der Loveparade am 24. Juli mit 21 Toten und mehr als 500 Verletzten stand Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) unter schwerem Beschuss. Nicht nur Vertreter anderer Parteien forderten seinen Rücktritt. Seine Kritiker werfen ihm unter anderem vor, …
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… die Loveparade in Duisburg rücksichtslos durchgedrückt zu haben, obwohl sie auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs nicht hätte stattfinden dürfen.
Sie nehmen ihm auch sein Verhalten in den ersten Tagen und Wochen nach der Katastrophe übel, als er zum Beispiel die Todesfälle zunächst mit „individuellen Schwächen“ einzelner Besucher erklärte und …
… später jede Schuld von sich und der Stadtverwaltung wies.
Der erste Versuch, ihn abzuwählen, scheiterte zwar im September 2011, aber der Zorn auf ihn verrauchte nicht. Bei seinen ersten Ausflügen zurück ins öffentliche Leben wurde der OB am 10. November 2011 von Rolf Karling aus Rheinhausen von oben bis unten …
… mit Ketchup besudelt. Der Ketchup-Attentäter sagte, er habe „Sauerlands Gefühle treffen“ wollen. Unsere Bildergalerie …
… beschreibt Adolf Sauerlands Werdegang (im Bild: am 26. September 2004, am Tag seiner Wahl zum OB) als Politiker bis zum 24. Juli 2010 – und …
… seine Amtszeit nach der Katastrophe bis hin zu …
… seiner Abwahl am 12. Februar 2012.
An der Spitze der Duisburger Stadtverwaltung stand Sauerland ab Oktober 2004.
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Stadt Duisburg, Referat für Komm
Der CDU-Politiker löste Amtsinhaberin Bärbel Zieling (SPD) ab und konnte mehr als 60 Prozent der Wähler von sich überzeugen. Zuvor hatte Sauerland schon im Rat der Stadt Duisburg gesessen.
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Bevor er Oberbürgermeister wurde, arbeitete er als Oberstudienrat am Berufskolleg Uerdingen. Studiert hat er Maschinenbau, Geschichte und Pädagogik an der Universität-Gesamthochschule Duisburg.
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Unter seiner Regie entstand unter anderem das neue Einkaufszentrum Forum Duisburg. Das geplante „Multi Casa“ dagegen erblickte nie das Licht der Welt, weil Sauerland als Verwaltungschef den Bau zwar empfahl, als Mitglied der CDU-Fraktion aber ablehnte.
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Gerne in die Stadt geholt hätte der 55-Jährige die „World Games 2013“. Doch die Haushaltssperre durch den Düsseldorfer Regierungspräsidenten machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Seine Wiederwahl 2009 hat die Absage jedoch nicht beeinträchtigt: …
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Mit 44,6 Prozent der Stimmen konnte er sein Amt verteidigen. Bereits im Juli 2005 hatte der CDU-Politiker alle Parteiämter niedergelegt, um gegenüber allen Parteien und Meinungen neutral und offen sein zu können.
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Sauerland war bis zur Loveparade-Katastrophe ein Mann zum Anfassen. Seine politischen Gegner warfen ihm allerdings vor, zu viel Wert auf das Repräsentieren zu legen: …
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Hier übergibt er Heimatkunde-Bücher an weiterführende Schulen, hier …
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… eröffnet er die Beachvolleyball-Anlage „Beach Arena“ am Toeppersee in Duisburg-Rheinhausen.
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Der brasilianische Hafenminister Pedro Brito (Mitte) zu Besuch in Duisburg. Auf der Karl Jarres besichtigte er den Binnenhafen, begleitet von Oberbürgermeister Adolf Sauerland.
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Auch für Bilder zum Schmunzeln ist sich Sauerland nicht zu schade: Das Foto zeigt ihn beim traditionellen Prinzenfrühstück 2009 im Duisburger Ratssaal. Beim Prinzenfrühstück ein Jahr darauf …
… trat er als Scheich auf. Beim Prinzenfrühstück 2011, im Jahr nach der Loveparade, …
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… verzichtete Sauerland auf seine Büttenrede und ein Kostüm. Dafür erhielt er stehenden Applaus.
März 2010: Ausnahmsweise ohne Helm drehte Sauerland eine kleine Runde auf dem Firmengelände der Stadtwerke Duisburg AG. Anlass war der Besuch von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle zur Ausweitung eines Förderprogramms für Elektromobilität.
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Auch zahlreiche andere Spitzenpolitiker hat Adolf Sauerland schon in Duisburg begrüßt, etwa den ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers …
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… oder den ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler (2.v.l.).
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Die Moschee in Marxloh lag Sauerland von Beginn an am Herzen. Zusammen mit Polizeipräsident Rolf Cebin prägte Sauerland die ersten von 5000 Buttons mit der Aufschrift: Wir in Duisburg friedlich für Toleranz und Menschlichkeit – als Zeichen für friedlichen Protest gegen Rechts.
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Am 6. Dezember 2009 fand die erste Kanzelrede in Duisburg statt. Erster prominenter Redner war – der Oberbürgermeister.
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Seine Sympathie für den MSV Duisburg stellte Sauerland im Kommunalwahlkampf 2009 auch auf Wahlplakaten zur Schau.
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„Ich bin schon so lange MSV-Fan, meine Mitgliedsnummer ist niedriger als die von Walter Hellmich“, erklärte er, als DerWesten nachfragte, ob er auf den Plakaten tatsächlich einen MSV-Schal trage. Hier das „Beweisfoto“.
Im Februar 2009 steckte Sauerland dem damaligen MSV-Boss Walter Hellmich das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse an. Da konnte noch niemand ahnen, wie sehr Sauerland …
… später einmal auch den MSV spalten würde. Zwei Tage nach der Niederlage der Zebras im Pokalfinale gegen Schalke – das Bild zeigt Sauerland beim Empfang der Zebras in Duisburg – wird bekannt: Bei einem Empfang des Vereins mit Ministerpräsidentin Kraft und Innenminister Jäger im Berliner Hotel Ritz-Carlton stand Sauerland, der sich im Foyer des Hotels aufhielt, vor verschlossenen Türen. Er war nicht eingeladen. MSV-Aufsichtsratschef Hans-Werner Tomalak sprach von einem Eklat und entschuldigte sich später bei Sauerland im Namen des Vereins.
Sauerlands Ausschluss vom MSV-Empfang ist einerseits symptomatisch für das Verhältnis der Duisburger zu ihrem ersten Bürger nach der Loveparade. Andererseits löste der OB seit dem 24. Juli 2010 weitaus heftigere Reaktionen aus: Dieses Foto etwa zeigt ihn und Besucher der Unglücksstelle am Tag nach der Katastrophe. Unter Pfiffen und Buh-Rufen verließ Sauerland den Ort der Trauer.
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Nach der Absage der Loveparade in Bochum im Jahr 2009 wollte Duisburg die Loveparade unbedingt l stemmen. Sonst wäre die Loveparade tot gewesen, sagte Sauerland in einem TV-Interview am 24. Juli nur wenige Stunden vor dem Unglück.
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Um 20 Uhr, wenige Stunden nach der tödlichen Massenpanik, sagt Adolf Sauerland auf einer Pressekonferenz mit Innenminister Ralf Jäger (Mitte) und Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe (2. von links), was ihm später als Verhöhnung der Opfer ausgelegt werden wird: Die Ursache für die Katastrophe sieht er schon zu diesem Zeitpunkt nicht im Sicherheitskonzept oder im Handeln der Ordnungskräfte vor Ort. 15 Menschen seien, so Sauerland, offenbar gegen 17.15 Uhr am Tunnel über die Absperrung eine Mauer hoch geklettert und aus vermutlich acht bis neun Metern Höhe abgestürzt. Darauf deuteten laut Sauerland …
… die Berichte der Notärzte von Rückenmarksverletzungen hin: „Alle Sicherheitsvorkehrungen, die notwendig waren, sind von den Ordnungskräften eingeleitet worden. Es ist dafür gesorgt worden, dass nur die Größenordnungen in den Tunnel geleitet wurden, die der Tunnel verkraftet“, erklärte Sauerland. „Aber soweit wir das Szenario kennen, sind die Toten entstanden, weil man Sicherheitsvorkehrungen überklettert hat und dann abgestürzt ist.“ Zu den Todesfällen hätten, so der OB, wohl „individuelle Schwächen“ der Besucher geführt.
Bei einer peinlichen Pressekonferenz am Tag danach gaben sich der Veranstalter und die Stadt zugeknöpft. Am Montag, zwei Tage nach der Katastrophe, sagte Sauerland, er wolle sich der Verantwortung stellen.
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Anfang August wird bekannt, dass Adolf Sauerland über eine Anwaltskanzlei einen Medienberater engagiert hat. SPD, Grüne und Linke kritisieren die Beschäftigung eines hochbezahlten PR-Beraters. Nach Erkenntnissen der SPD-Fraktion liegt das Honorar bei bis zu 2000 Euro am Tag. Nach nur wenigen Tagen beendet PR-Berater Karl-Heinz Steinkühler sein Engagement für die Stadt Duisburg.
Den nächsten Sturm der Entrüstung löst Sauerland nur wenige Tage später aus, als er einräumt, dass im Vorfeld der Loveparade falsche Besucherzahlen genannt wurden. „Wir sind vom Veranstalter aufgefordert worden, die realen Zahlen nicht zu veröffentlichen“, sagt der CDU-Politiker dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Während offiziell von einer Besucherzahl im Millionenbereich in die Rede war, …
… gab es nur eine Genehmigung für 250.000 Technofans. „Mehr ging gar nicht“, wird Sauerland zitiert. Mit den hohen Zahlen habe man nur Marketing betrieben. Sauerland verteidigt zudem erneut die Genehmigungsprozesse für die Großveranstaltung. Drei Wochen nach der Loveparade-Katastrophe spricht der Duisburger CDU-Oberbürgermeister Sauerland im Interview – vor allem über sich selbst:
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Einen Rücktritt lehnt er nach wie vor ab, eine persönliche Schuld sieht er nicht. „Ein Getriebener“, so nennt er sich. Er, der Morddrohungen erhalte und seine Familie in Sicherheit bringen musste.
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Er, der mit aller Kraft an der Aufklärung mitwirken, bis dahin aber im Amt bleiben wolle. Er, der jeden Abend vor dem Einschlafen über seine moralische Verantwortung grüble. Dann kommt das nächste Unheil auf ihn zu:
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In einem TV-Interview sagt Sauerland zwei Tage nach der Veröffentlichung des WAZ-Interviews, er habe die Namen der Loveparade-Opfer nicht gekannt. Doch das Standesamt hatte die Namen für die Sterbeurkunden. Dessen Chef wiederum ist – Adolf Sauerland.
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Heftige Kritik an Lopavent und Adolf Sauerland wird am 2. September im Innenausschuss der Landtags laut. Auch diesmal klingen Sauerlands Bekundungen, wie „entsetzlich alle Duisburger und ich besonders“ unter dem schrecklichen Unglück leiden, wie auswendig gelernt. Er mag es so empfinden, aber die Worte wirken leer – …
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… vor allem deshalb, weil er wie so oft zuvor, sein eigenes Verhalten wie das seiner Verwaltung nicht in Frage stellt. Einzig, dass er dieses Mal von der Verantwortung spricht, die er als Oberbürgermeister der Stadt trage, eben weil es in Duisburg geschah.
Auch die Frage danach, wer die Verantwortung für das Sicherheitskonzept trug, bleibt offen. Die Rechtsanwältin Ute Jasper, die neben Sauerland sitzt, schiebt den Schwarzen Peter der Polizei zu. Für Sicherheit seien die Sicherheitsbehörden zuständig, nicht die Baugenehmigungsbehörde der Stadt.
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Josef Krings, ehemaliger Oberbürgermeister von Duisburg, spricht am 8. September 2010 beim politischen Nachtgebet in Marxloh über sein Verhältnis zu seinem Amtsnachfolger Adolf Sauerland. Krings sieht Adolf Sauerland …
… differenziert, sagt, dass er ihn mag. Sauerland (hier bei der Sportmeisterehrung am 7. September 2010) habe aber eine Geste zur rechten Zeit – wie etwa Willy Brandts Kniefall – verpasst. Nun sei das Elend riesengroß: „Im Rathaus ist die Atmosphäre völlig vergiftet. Das ist inzwischen auch mit einem Rücktritt nicht mehr erledigt.“
Krings über Sauerland (das Foto zeigt beide bei der Grundsteinlegung zur Landmarke „Tiger and Turtle“ am 7. September 2010): „Ich bewundere ihn für das, was er geschafft hat. Und ich bewundere ihn, wie er das Immigrantenproblem angegangen ist.“ Marxloh sei besser aus der Krise gekommen als andere Stadtteile in Duisburg. Der Alt-OB weiß: „Menschen in Führungspositionen werden oft hofiert. Aber hat Sauerland nicht einen Menschen, der ehrlich zu ihm ist? Für mich ist er traumatisiert, braucht Hilfe.“
Sauerland hatte in den ersten Wochen nach der Loveparade alle öffentlichen Termine aus seinem Kalender gestrichen. Erst Ende August folgt er wieder Einladungen, etwa zu Richtfesten oder Firmeneinweihungen.
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Für den Antrag, den Oberbürgermeister nach der Katastrophe mit 21 Toten aus dem Amt wählen zu lassen, stimmten 41 Ratsmitglieder. 28 stimmten mit Nein, Enthaltungen gab es keine. Sauerland selbst war nicht anwesend – wegen Befangenheit.
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Mehr als 10.000 Menschen hatten den Stadtrat mit ihrer Unterschrift aufgefordert, die Abwahl von Sauerland vorzunehmen. Einer davon ist Werner Hüsken (rechts). Das Foto zeigt ihn bei der Übergabe der Unterschriften an Stadtdirektor Peter Greulich am 20. August 2010.
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Vor der außerordentlichen Ratssitzung am 13. September geht es auf dem Burgplatz vor dem Rathaus laut zu. Anhänger von Oberbürgermeister Adolf Sauerland brüllen gegen dessen Gegner an.
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Nach der gescheiterten Abwahl von Adolf Sauerland nimmt die Polizeigewerkschaft ihn gegen Kritik in Schutz. Die „Hetzjagd“ müsse aufhören, appelliert Gewerkschaftschef Rainer Wendt in einem Zeitungsbericht.
Es dürfe in einem Rechtsstaat nicht sein, dass ein Mensch öffentlich vernichtet werde, er seine Familie verstecken müsse und sich massivsten Attacken bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt sehe, sagt Wendt.
Bei einem Moped-Unfall zieht sich Adolf Sauerland Mitte September einen Schlüsselbein-Bruch zu. Er sagt deshalb mehrere Termine ab, etwa die Eröffnung des Weltkindertages. Dass er wenige Stunden nach dem abgesagten Kinder-Termin bei der Vorstellung Norbert Röttgens bei der CDU (ebenfalls am Innenhafen) anwesend war, wird ihm in Internet-Foren vorgeworfen. Das Archivbild zeigt Sauerland im Juli 2008 bei der Firma „Monkey Cars“ in Walsum.
Knapp 100 Tage nach der Katastrophe verbreiten Unbekannte am 30. Oktober eine offiziell wirkende Erklärung, in der Sauerland seinen Rücktritt erklärt. An dem „offenen Brief“ mit OB-Briefkopf und -Unterschrift und einer begleitenden Mitteilung unter dem Absender des städtischen Presseamtes, die der Redaktion von DerWesten gefaxt werden, ist auf den ersten Blick nichts verwunderlich – bis auf den Inhalt. Darin werden dem OB die Worte untergeschoben, er sei sich „keiner Schuld bewusst“, ziehe aber die Konsequenzen „aus dem negativen Klima“ und den Medienberichten nach der Katastrophe.
Der lautstarke Protest, der den Duisburger Oberbürgermeister bei seinen Auftritten nach der Loveparade begleitet, erreicht am 11. November einen Höhepunkt: Bei der Neueröffnung eines Marktplatzes in Duisburg-Rheinhausen geht ein Mann mit einer Ketchup-Flasche auf Sauerland los.
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Der Mann stürmt vor die kleine Bühne und spritzt den OB von oben bis unten mit Tomatensoße voll. Sauerland wischt sich den Ketchup aus dem Gesicht und bleibt noch mehrere Minuten lang mit besudelten Haaren und befleckter Jacke auf der Bühne stehen.
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Der Täter ist Rolf Karling. Karling ist in Duisburg kein Unbekannter. Er ist Vorsitzender eines gemeinnützigen Vereins, der Bedürftige mit Lebensmitteln versorgt und eine Straßenambulanz für Obdachlose betreibt. Er sagt: „Ich wollte dem OB zeigen, dass im Leben etwas passieren kann, womit man nicht rechnet. Ich habe es als die einzige Möglichkeit gesehen, ihn in seinem Gefühl zu treffen.“
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Auch Duisburgs Politiker protestieren gegen Adolf Sauerland: Sie wollen zum Zeichen der Kritik am Verhalten des OB nach der Loveparade der Eröffnung des Dorfplatzes in Bissingheim am 25. November fernbleiben – denn Sauerland hatte seinen Besuch angekündigt.
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25. November: Ein halbes Dutzend Kamerateams kommt zur Einweihung des Dorfplatzes in Duisburg-Bissingheim – weil Adolf Sauerland den Platz einweihte und Rolf Karling zuschaute. Eine erneute Attacke des … „Ketchup-Spritzers“ bekamen sie zwei Wochen nach Karlings Attacke auf Sauerland nicht zu filmen.
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Karling, der Provokateur aus Rheinhausen, ließ sich filmen, mahnte mit seinem bedruckten T-Shirt das Gedenken an die 21 Todesopfer der Loveparade an. Mitglieder einer Bürgerinitiative verwickelten andere Repräsentanten der Stadt in Diskussionen darüber. Aber da ist Sauerland längst wieder verschwunden.
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Am 8. Dezember 2010 wird OB Adolf Sauerland bei der Mitarbeiterversammlung der Stadt Duisburg von seinen eigenen Mitarbeitern ausgepfiffen. Etwa 100 Angestellte verlassen die Mercatorhalle, als er zum Rednerpult tritt.
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Der Personalrat der Stadt Duisburg fordert Sauerland zudem erneut zum Rücktritt auf. Sauerland selbst betont, ihn und die Mitarbeiter der Verwaltung treffe keine Schuld an der Loveparade-Katastrophe.
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Als Sauerland Mitte Dezember verdiente Duisburger Kommunalpolitiker mit den neuen Ehrensiegeln und -wappen auszeichnen will, bleiben 15 SPD-Mitglieder der Feierstunde fern. Sie kritisieren Sauerlands Verhalten nach der Katastrophe. Bereits Anfang November war SPD-Ratsherr Dieter Lieske einer Ehrung für soziales Engagement (im Bild) wegen Sauerland ferngeblieben.
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Im Skandal um den Bau des neuen Landesarchivs im Innenhafen nimmt die Staatsanwaltschaft Wuppertal Adolf Sauerland (2.v. r., beim Spatenstich am 12. April 2010) Mitte Dezember aus der Schusslinie: Sauerland hatte Kölbl & Kruse im Januar 2007 geraten, wegen des Verkaufs städtischer Areale in Duisburg einen Notartermin zu machen. Dennoch ermittelt die Staatsanwaltschaft …
… nicht gegen ihn. Im Raum steht der Verdacht des Geheimnisverrats: Die Essener Investoren von Kölbl & Kruse hatten dem Landesbetrieb Liegenschaften Speicher und Grundstück quasi vor der Nase weggeschnappt. Danach kam es zu einer Zusammenarbeit, bevor das Land wegen explodierender Kosten Speicher und Grundstücke kaufte. Nach Durchsuchungen im Februar 2011 …
18. Dezember: Gegen Adolf Sauerland wird einem Zeitungsbericht zufolge wegen der Katastrophe auf der Loveparade vorerst kein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Sauerland hatte in den vergangenen Monaten jede persönliche und politische Verantwortung von sich gewiesen.
Öffentlich will Adolf Sauerland sich nicht mehr zur Loveparade-Katastrophe äußern. In seinem „Weihnachtsgrußwort“ auf der Website der Stadt bedauert er, „der Situation“ und „den Gefühlen der Geschädigten“ nicht gerecht worden zu sein.
Anfang 2011: Auch knapp sieben Monate nach der Katastrophe kommt Adolf Sauerland nicht aus den bundesweiten Schlagzeilen heraus. In einem Beitrag des ZDF-Magazins „Frontal 21“ spricht Sauerland auch zum Thema Rücktrittsforderungen in die Kamera: „Er (Bundespräsident Christian Wulff, d. Red.) hat mir mehrmals geschrieben, dass er mich persönlich nicht angesprochen hat.“ Doch genau diese Schreiben, …
… auf die der OB anspielt, existieren nicht. Die Pressestelle des Bundespräsidenten erklärt: „Einen solchen Brief hat es nicht gegeben.“ Das Foto zeigt Wulff und Sauerland (links) am 12. September 2010 im Duisburger Landschaftspark. Auf Einladung von Fritz Pleitgen (Mitte) besuchten der Bundespräsident (2.v.r.) und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (rechts) dort die Aufführung der „Sinfonie der Tausend“. Abseits stand Duisburgs OB Adolf Sauerland, neben ihm Gerda Pleitgen.
Bei ihrem Neujahrsempfang machen die Rheinhauser Christdemokraten das alte Wahlkampf-Motto zum Treueschwur auf Adolf Sauerland. Am Ende einer übertriebenen Inszenierung entschuldigt sich dieser abermals. Den Neujahrsempfang der Stadt Duisburg …
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… nutzen Sauerland (hier mit Rolf Milser, ehemaliger Olympiasieger im Gewichtheben) und Ex-MSV-Chef Hellmich, um Aufbruchstimmung zu verbreiten. Hellmich: „Wir müssen wieder zum Alltag übergehen.“ Nach dem Schock wachse wieder ein positiver Blick auf Duisburg, sagt Sauerland und verweist auf die zahlreichen Vorhaben des Jahres von Bahnhofsplatte über Küppersmühle und Königsgalerie.
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Im WAZ-Interview erklärt Sauerland im Januar, dass er Duisburg aus dem Imagedilemma befreien will, aus der Krise führen und an die „erfolgreiche Zeit vor der Loveparade“ anknüpfen will. Zu der Katastrophe, sagt er, wolle er sich erst nach Ende der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen äußern. Die kommen scheinbar voran: …
Am 18. Januar 2011 leitet die Staatsanwaltschaft Duisburg ein Ermittlungsverfahren ein. Gegen 16 Personen besteht ein Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung. Oberbürgermeister Adolf Sauerland (rechts) und Veranstalter Rainer Schaller (Mitte) sind aber nicht unter den Beschuldigten.
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Was haben Ex-Bischof Walter Mixa, der Fußballer Kevin Prince Boateng (der, der Ballack foulte), DSDS-Sternchen Menowin Fröhlich und Duisburgs OB Adolf Sauerland gemeinsam: Sie gehören zu den elf Kandidaten, unter denen in dem Meinungsportal „Deutschland-stimmt-ab“ bis Anfang Februar die „Unperson des Jahres 2010“ gewählt werden konnte. Sauerland kommt auf den ersten Platz mit 32,8 Prozent, gefolgt vom DSDS-Mann (17,8 %) und Walter Mixa (13,2,%).
Den Oberbürgermeister seiner Stadt schätzte Uwe Tegtmeyer lange als Mann der Tat, als einen „Duisburger Jung“, der viel in Bewegung gebracht hat. Und dennoch wagt der Rechtsanwalt einen ungewöhnlichen Schritt: Weil die Staatsanwaltschaft wegen des Loveparade-Unglücks nicht gegen OB Sauerland und Lopavent-Chef Schaller ermittelt, erhebt er im Januar 2011 Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Behörde.
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Von 2004 bis 2012 war Adolf Sauerland Oberbürgermeister in Duisburg. Nach der Loveparade-Katastrophe der CDU-Politiker abgewählt. Eine Chronik.
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Bundesweit verbinden die Menschen „Duisburg“ nicht in erster Linie mit der Loveparade-Katastrophe, …
… Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) allerdings schon. Das ist das Ergebnis einer Studie der Fachhochschule Westküste aus Schleswig-Holstein im Auftrag des Duisburger Stadtmarketings, die Anfang März bekannt wird.
„Unseren Bürgermeister schicken wir ins Sau-, Sau-, Sauerland“, kalauern die Duisburger Polit-Popper von „Die Bandbreite“. Das Video zum Protestsong gegen OB Sauerland drehte die Band am Rosenmontag. Es zeigt Narren als Revolutionäre. Nach der Veröffentlichung erklärt Sänger Marcel „Wojna“ Wojnarowicz, der im Video Sauerland spielt, Mitte April: Sauerland werde „gut bezahlt, dass hier alles richtig läuft. Dann ist etwas unfassbar falsch gelaufen – und er ist seiner Verantwortung nicht gerecht geworden.“
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Am 29. April, beim traditionellen Arbeitnehmerempfang der Stadt Duisburg, spielt OB Sauerland eine Neben- und dennoch die Hauptrolle: Die IG Metall hatte Wochen vor dem Empfang in einem offenen Brief gefordert, …
… Sauerland müsse der Feierstunde fernbleiben. Nach der Loveparade könne die Gewerkschaft ihn nicht mehr als ersten Repräsentanten anerkennen. Das löst Empörung bei CDU-Vertretern und einen verbalen Schlagabtausch in den Tagen vor dem Empfang aus. Sauerland kommt aber zum Empfang ins Rathaus, zahlreiche Gewerkschafter protestierten dagegen – vor dem Rathaus.
Und er spricht doch öffentlich über die Loveparade: In einem Interview mit der „Bild“ sagt Sauerland Ende Mai zur Stimmung gegen ihn: „Es gibt immer noch Unmutsäußerungen, ich will’s nicht beschreien, aber es ist, in Anführungszeichen, normaler geworden.“ Sauerland räumt in dem Interview persönliche Fehler ein: …
Die Kraft fürs Weitermachen ziehe er aus dem Glauben, „dass das, was wir zu verantworten hatten, verantwortbar war, und die Regeln, die wir zu erfüllen hatten, von uns erfüllt wurden.“ Daher stelle er sich auch vor seine Mitarbeiter. „Wir halten dieses gemeinsam aus und gemeinsam durch. Deshalb halte auch ich das durch.“ (Das Foto zeigt ihn bei der Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW in Duisburg.)
Doch der nächste Rückschlag lässt nicht lange auf sich warten: Vertreter der Wohlfahrtsverbände bescheinigen dem Oberbürgermeister Anfang Juni die vollständige Handlungsunfähigkeit der Stadtspitze in Duisburg. Bei einem Treffen wurden sie Zeuge eines heftigen Streits zwischen dem OB und den Beigeordneten Karl Janssen (im Bild bei der Grundsteinlegung für „Tiger and Turtle“ im September 2010), …
… Wolfgang Rabe (hier bei der Pressekonferenz am Tag nach der Loveparade-Katastrophe) und …
… Reinhold Spaniel (hier bei seiner Wiederwahl 2009). Wörtlich schreibt Stefan Kiepe-Fahrenholz, Geschäftsführer der Diakonie, dem OB, dass die bislang in der Öffentlichkeit anzutreffenden Feststellungen von einer „Handlungsunfähigkeit der Stadtspitze und namentlich des Herrn Oberbürgermeisters … am 18. Mai eine vollständige Bestätigung erfahren“ habe. Und weiter: „Unter vergifteten und von Misstrauen geprägten Rahmenbedingungen kann die Gestaltung der „sozialen Stadt“, für die die Wohlfahrtsverbände eine gesetzliche Mitverantwortung tragen, nur zum Scheitern verurteilt sein.“
Am 4. Juni tritt die geänderte Gemeindeordnung in Kraft, die die Abwahl von Stadt-Oberhäuptern ermöglicht. „Duisburg 21“ heißt die Gruppe um Werner Hüsken (rechts), die das Abwahlverfahren koordinieren will und erstmals im Land die von Rot-Rot-Grün in Düsseldorf Mitte Mai beschlossene Möglichkeit der Direktabwahl eines Stadtoberhauptes in die Tat umsetzen will.
52.000 Unterschriften – das sind 15 Prozent der Wahlberechtigten – müssen die Organisatoren binnen vier Monaten sammeln, um das zweite Abwahlverfahren gegen Sauerland (hier beim Antrittsbesuch von Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck am 25. Mai) nach der Loveparade in Gang zu setzen. Dann brauchen die Sauerland-Gegner beim Abwahl-Urnengang 92.000 Stimmen, ein Viertel der Wahlberechtigten.
Initiator Werner Hüsken hatte bereits in den Wochen nach der Katastrophe 10.000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren zur Abwahl des OB gesammelt. Das Vorhaben scheiterte an der erforderlichen Mehrheit des Stadtrates. Hüsken selbst musste am Tag der Loveparade um seinen jüngsten Sohn, der dort seinen Geburtstag feiern wollte, bangen. Ihm ist nichts passiert.
Am Montag, 20. Juni, startet die Initiative ihre Unterschriftensammlung. Der Auftakt ist aus Sicht der Gruppe vielversprechend. Rund 100 Unterschriften in den ersten 15 Minuten – …
… wenn sich das fortsetzen sollte, würde die Initiative „Neuanfang für Duisburg“ keine vier Monate brauchen, um 15 Prozent der Wahlberechtigten zu erreichen. Auf www.neuanfang-fuer-duisburg.de informiert die Gruppe über den Stand der Sammlung. Nach neun Tagen haben bereits mehr als 10.000 Duisburger gegen Sauerland unterschrieben.
„Sie kamen, um zu feiern, und fanden den Tod“. Das steht auf einer Glastafel des Loveparade-Mahnmals über den Namen der 21 Todesopfer. Am 26. Juni weiht die Initiative Spendentrauermarsch an der Ostseite des Unglückstunnels die zehn Tonnen schwere Skulptur des Duisburger Künstlers Gerhard Losemann ein. 500 Menschen sind gekommen, OB Adolf Sauerland …
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… gehört nicht zu ihnen. Während Alt-OB Josef Krings (links) und Hermann Kewes von der Initiative zur Einweihung sprechen, verleiht Sauerland in der Oper Preise an junge Musiker. Dort erklärte er in seiner Rede, …
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… dass es nun wohl wieder einen „medialen Aufschlag“ geben werde, weil er nicht „an der Parallelveranstaltung“ teilnehmen könne. Die Worte Loveparade oder Mahnmal nahm er dabei nicht in den Mund. „Aber ich kann mich ja nicht klonen und an zwei Terminen gleichzeitig teilnehmen“, so Sauerland.
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Den Duisburger Bürgern gab stattdessen Josef Krings eine Stimme: „Unsere Stadt muss ihr Selbstbewusstsein zurückfinden.“ Der Alt-OB appellierte an alle Entscheidungsträger der Stadt, dass sie künftig noch gewissenhafter prüfen, ob sie ihre Entscheidungen auch verantworten können.
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Zeit.de veröffentlicht am 6. Juli Zitate aus einem Interview der Journalistin Eva Müller mit Adolf Sauerland. Müller hatte das Interview einige Zeit zuvor für die WDR-Dokumentation „Die letzte Loveparade“ geführt. Für das Zeit-Magazin, das am 7. Juli erscheint, schreibt sie einen Gastbeitrag und zitiert Sauerland. Der räumt Fehler im Umgang mit den Angehörigen der Opfer ein: …
„Die Übernahme moralischer Verantwortung, sich bei den Angehörigen der Opfer zu entschuldigen“, das hätte von ihm kommen müssen, so Sauerland. In der Folge melden bundesweit Medien, Sauerland habe sich nun, beinahe ein Jahr nach der Loveparade, endlich bei den Opfern entschuldigt. Zwei Tage nach der Veröffentlichung des Interviews kommentiert ein Vertreter der Hinterbliebenen und Opfer die Aussagen des Oberbürgermeisters.
Jürgen Hagemann vom Verein „Massenpanik Selbsthilfe“ sagt zur vermeintlichen Entschuldigung: „Von vielen Betroffenen werden Sauerlands Aussagen als geheuchelt empfunden.“ Noch dazu habe Sauerland nicht die Entschuldigung ausgesprochen, auf die Angehörige der 21 Todesopfer und viele der mehr als 500 Verletzten bis heute warten: „Er hat sich lediglich dafür entschuldigt, sich nicht entschuldigt zu haben.“
Bereits einen Tag nach dem Medienrummel um seine Worte im WDR-Film kündigt Sauerland eine Erklärung zur Frage seiner Verantwortung an. Die folgt am 11. Juli. Der OB nutzt die letzte Sitzung des Stadtrates für seine Stellungnahme. Das Foto zeigt ihn im Paternoster des Rathauses kurz vor seinem Auftritt, den …
… im Saal etwa 15 Kamerateams und 50 Journalisten erwarten.
Vor Eintritt in die Tagesordnung sollen sich alle Anwesenden erheben. Sauerland beginnt, mit zittriger Stimme: „Dies ist die letzte Sitzung vor dem Jahrestag der Loveparade. 21 junge Menschen fanden den Tod in einer beispiellosen Tragödie. …
… Ungezählte wurden verletzt und leiden zum Teil noch heute unter den Folgen“, sagt Sauerland. Auch noch nach einem Jahr schmerze die Erinnerung sehr, die Wunden seien noch längst nicht verheilt. Dann geht er zum Rednerpult und liest die Erklärung ab, auf die alle gewartet haben: …
„Als Oberbürgermeister dieser Stadt trage ich die moralische Verantwortung für dieses Ereignis. Es ist mir ein persönliches Bedürfnis, mich an dieser Stelle bei allen Hinterbliebenen und Geschädigten zu entschuldigen.“
Länger als die eigentliche Entschuldigung dauern seine Dankesworte: „Ich danke allen, die im Jahr nach der Loveparade-Tragödie Opfer und Angehörige begleitet und Betroffene gestärkt haben. …
… Ich danke allen, die als Polizeibeamte oder in Ordnungs-, Sicherheits- und Hilfsdiensten ihr Bestes gegeben haben und das Erlebte nicht vergessen können. Ich danke allen, die sich für einen würdigen Umgang mit der Erinnerung engagieren und allen, die das Geschehene verstehen wollen und Gerechtigkeit suchen. Ich danke allen, die mithelfen, dass unsere Stadt wieder nach vorne blicken kann.“
Im Anschluss kommentiert er Medienberichte vom Tage über Ermittlungsergebnisse: Er kritisiert, dass in den Berichten Namen genannt wurden. Nach wie vor gelte die Unschuldsvermutung für alle Beschuldigten: „Ich stelle mich an dieser Stelle ausdrücklich vor die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Die heute wieder zitierten ersten Ermittlungserkenntnisse der Staatsanwaltschaft nehmen keine gerichtliche Bewertung vorweg.“
In den Tagen vor und nach dem ersten Jahrestag der Loveparade taucht der OB ab. Einen Neuanfang mit Sauerland, sagt Duisburgs Alt-OB in einem Interview, könne es nicht geben. Der 86-jährige Ehrenbürger erklärt: „Mein Eindruck ist, er ist traumatisiert und hat seine Kraft verloren. Dass er aus Mitleid toleriert wird, das kann nicht gut sein für jemanden, der sich auf der politischen Bühne bewegt. Wenn er schon überlegt, ob er einen Termin wahrnehmen kann oder ein Veranstalter damit hadert, ihn einzuladen, dann ist er nicht mehr haltbar.“
Seinen ersten Großauftritt nach der Loveparade absolvierte Adolf Sauerland am26. August 2011: Der OB eröffnet die Beecker Kirmes mit dem Fassanstich. In der ersten Reihe stehen auch Sauerland-Gegner, die bei seiner nur wenige Sekunden dauernden Ansprache buhen und pfeifen. Einige Besucher jubeln, als der OB dann ankündigt, der MSV solle im nächsten Spiel drei Punkte holen. Zwei Wochen nach …
… dem Auftritt erklärt Sauerland sein Trauerjahr nach der Loveparade in einem WAZ-Interview für beendet. Er wolle seine repräsentativen Aufgaben wieder wie vor der Katastrophe wahrnehmen und politisch wieder offensiver agieren. Zum umstrittenen Beschwerdebrief seines Stadtdirektors Greulich an die Staatskanzlei – die Stadt hatte die Loveparade-Gedenkfeier des Landes nicht genehmigen wollen – sagt er: „Jeder, der Verwaltungshandeln kennt, weiß, dass der Stadtdirektor richtig gehandelt hat.“
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Anfang September 2011 fliegen die Kosten für das von der Stadtspitze in Auftrag gegebene Loveparade-Gutachten nach einer Buchungspanne auf: Die Stadt hat der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek 420.260,15 Euro für die von Kritikern als Gefälligkeitsgutachten kritisierte Expertise gezahlt. Nachträglich war damit die Zustimmung des Stadtrates für das Gutachten erforderlich, das Sauerland eigenmächtig in Auftrag gegeben hatte.
SPD, Linke und FDP bezweifeln, dass der Dringlichkeitsbeschluss zu der Umbuchung nur eine Formalie war, mit der sie genau deshalb nicht befasst wurden. Der Vorwurf des SPD-Fraktions-Vize Jürgen C. Brandt: Die Verwaltung habe die Kosten durch „buchungstechnische Manipulationen“ verstecken wollen. Sauerland versichert: „Die Verwaltung hat nichts zu verbergen.“ Auf Nachfrage der SPD erklärt die Bezirksregierung, die Kosten für das Gutachtens seien aus Sicht der Kommunalaufsicht „nicht zu beanstanden“.
Im September 2011 gerät Sauerland zudem wegen zweier Personalien ins Gerede: Er stellt seinen Fahrer als Controller im eigenen Dezernat ein. Der Chaffeur übernimmt eine frei gewordene Stelle im gehobenen Dienst – auch weil diese wegen einer von der Bezirksregierung geforderten Sperre für ein Jahr nicht wiederbesetzt werden könne, so OB-Sprecher Sosic. Nach NRZ-Informationen soll die Stelle nicht wie üblich ausgeschrieben worden sein. Von Kämmerer Peter Langner ließ Sauerland im Falle der wegen ihrer Einkaufstour mit städtischer Kreditkarte suspendierten Leiterin des Zentraleinkaufs (ESD) ausrichten, …
Das sind seit Juni 2011 Adolf Sauerlands hartnäckigste Gegner: die Sprecher und Initiatoren der Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“, Harald Jochums, Werner Hüsken und Theo Steegmann (von links). Die Initiative sammelt vom 20. Juni an Unterschriften für einen Bürgerentscheid zur Abwahl des OB. Den ermöglicht die vom Landtag im Mai 2011 beschlossene Novellierung der Gemeindeordnung.
Am 17. Oktober dann übergibt die Initiative dem Stadtrat nach eigener Zählung 79.193 Unterschriften. Bei Bekanntgabe der Zahl jubeln die Sauerland-Gegner, viele Journalisten und Politiker sind dann doch überrascht, wie viele Duisburger gegen ihren OB unterschrieben haben sollen.
Die Unterschriften-Listen füllen 17 Ordner. Zur Einleitung des Abwahlverfahrens sind in Duisburg 54.885 gültige Unterschriften notwendig. Mitarbeiter der Stadtverwaltung beginnen sofort mit der Überprüfung der Unterschriften. Als die Kamerateams und Journalisten den Ratssaal verlassen haben, kommt der Oberbürgermeister herein, …
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… um zur Tagesordnung überzugehen und die Ratssitzung zu leiten. Als er auf dem Podium Platz nimmt, hält es Bürger Franz Möhring nicht auf seinem Platz. Auf seinem Weg hinaus aus dem Saal fällt er dem Stadtoberhaupt mit Aufregung und Zorn in der Stimme ins Wort: „Treten Sie zurück, Herr Sauerland!“ Als dieser ihn zur Ordnung ruft, brüllt der alte Mann zum Abschied über das diffuse Unbehagen im Saal hinweg: „Sie spielen hier doch Normalität nur vor.“
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Knapp einen Monat später, am 14. November, wird bekannt: Das notwendige Quorum für eine Zulässigkeit des Bürgerbegehrens wurde nach der Prüfung der Unterschriften durch die Stadt erreicht. Und zwar mehr als deutlich: Die Stadtverwaltung erkannte 67.329 Unterschriften als gültig an. Allein 4790 Unterschriften wurden nach den Kriterien der Behörde ungültig, weil die Unterzeichner ihre Hausnummer nicht angegeben hatten.
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Am 24. November ist es beschlossene Sache: Auf einer Sondersitzung erkennt der Stadtrat den Bürgerantrag einstimmig als zulässig an. Auch beim (Ab-)Wahltermin herrscht trotz Parteiengezänks in den Tagen zuvor Einigkeit: Am 12. Februar 2012 dürfen die Duisburger entscheiden, ob Adolf Sauerland im Amt bleiben darf oder nicht. Der Oberbürgermeister ist abgewählt, …
„Obwohl schon vor der Kommunalwahl 2009 auch mit Verunglimpfungen und Gerüchten Stimmung gegen mich gemacht wurde, haben die Wählerinnen und Wähler meine geleistete Arbeit als Oberbürgermeister gewürdigt und mich mit einem weiteren Mandat beauftragt. Ich habe das Wählervotum angenommen und mich verpflichtet, mein Amt bis 2015 weiterhin zum Wohle der Stadt auszuüben.“
Noch vor der offiziellen Einleitung des Abwahlverfahrens läuten Sauerland und die CDU den (Ab-)Wahlkampf ein: Vor der CDU-Mittelstandsvereinigung geht der umstrittene OB in die Offensive. Er warnt vor der Rückkehr „zu alten sozialistischen Zeiten“ im Falle seiner Abwahl. Den Medien wirft er eine Kampagne und „Scheiß-Journalismus“ vor.
Die CDU Duisburg entscheidet sich für einen Lagerwahlkampf, wirkt aber unschlüssig, wie sie nun mit der eigentlichen Abstimmung am 12. Februar umgehen soll: Einige Funktionäre wollen ihren Mitgliedern empfehlen, nicht an der Abstimmung teilzunehmen. Später wird der Kreisverband doch Wahlkampf-Flyer drucken. Selbst Adolf Sauerland wird sich dem Wahlboykott widersetzen.
Beim Kreisparteitag am 12. Dezember stärkt die CDU Adolf Sauerland den Rücken, muss sicher auch mit Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wuppertal beschäftigen: Die ermittelt im Zusammenhang mit dem Eurogate-Projekt im Innenhafen gegen OB Sauerland. Duisburgs Oberbürgermeister steht unter dem Verdacht der Vorteilsnahme.
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Am 16. Dezember wenden sich mehr als 100 Erstunterzeichner eines Wahlaufrufes an die Duisburger, darunter prominente Vertreter aus Gewerkschaften und Parteien. Auch Alt-Oberbürgermeister Josef Krings engagiert sich für das Abwahl-Bündnis und einen Neuanfang in Duisburg.
Am 14. Januar startet das Abwahlbündnis um die Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“ (hier: Theo Steegmann) den Abwahlkampf gegen Adolf Sauerland. Vier Wochen lang will die Initiative in der City informieren.
Am 12. Januar geben die ersten Duisburger ihre Stimme ab: Sie können in sieben Bezirksämtern und im Wahlamt die Briefwahl beantragen – und vor Ort direkt im Anschluss wählen. Wer Sauerlands Abwahl ablehnt, muss auf dem Stimmzettel „Nein“ ankreuzen, …
… wer sie befürwortet, muss „Ja“ ankreuzen. Am Rande des Neujahrsempfanges der Stadt Duisburg Mitte Januar erklärt Adolf Sauerland, er werde an der Abstimmung teilnehmen, bei der es um sein Verbleiben oder vorzeitiges Entfernen aus dem Amt des OB geht: …
Er will seinen Sohn zur Stimmabgabe begleiten, der mit 16 Jahren erstmals wahlberechtigt sei und da er von der „ganzen Sache dermaßen die Schnauze voll“ habe. Er werde also in Walsum seinen Sohn bei der Wahl begleiten und vermutlich dann auch selber abstimmen.
Ende Januar, Anfang Februar wird der Ton im Abwahlwahlkampf rauer: Adolf Sauerland bezeichnet den Abwahl-Entscheid als „SPD-Wahlkampf“. Im Duisburger Westen bauen Unbekannte mehrere hundert Plakate ab, die zur Teilnahme am Entscheid am 12. Februar aufrufen. Der Designer Martin Tazl ärgert sich über Sauerland und …
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… bewirbt den Abwahltermin 12. Februar mit Comic-Zeichnungen. Tazl veröffentlicht Zeichnungen, Comicstrips, ein Malbuch und ein Computerspiel mit und über den „kleinen Bürgermeister“.
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Martin Tazl
Beim traditionellen Neujahrsempfang in der DiTiB Merkez-Moschee in Marxloh sagt Adolf Sauerland: „Ich bin überhaupt nicht in Wahlkampfstimmung. Es hat bisher keinen Wahlkampf meinerseits gegeben und das wird es auch in den nächsten Wochen nicht mehr.“ Wenige Tage später aber geht eine Website online, die CDU lässt Flyer drucken und verteilen. Darin rechtfertigt der OB erneut sein Verhalten nach der Loveparade und die Sicherheitsvorkehrungen der Stadt.
Ende Januar ruft Sauerland in den deutschen Ausgaben der türkischen Zeitungen die türkischen Migranten dazu auf, beim Bürgerentscheid mit „Nein“ – also gegen seine Abwahl – zu stimmen. Die „Hürriyet“ titelt: „Sein Schicksal ist an die türkischen Wähler gebunden.“ Türkischstämmige Verfechter eines Neuanfangs widersprechen dem Eindruck, Duisburgs Migranten stünden geschlossen hinter Sauerland. Es mache sie wütend, dass der OB versuche, Türkischstämmige über türkische Medien zu vereinnahmen.
Kurz vor dem Abstimmung um seine Abwahl hat sich OB Adolf Sauerland einen grippalen Infekt eingefangen. So ist noch nicht sicher, ob er am Sonntagabend ins Rathaus kommen kann. Er will am Sonntag spazieren gehen, sich das MSV-Spiel im Fernsehen anschauen – und abwarten. Einen Tag vor dem Bürgerentscheid kündigt er an, nach Bekanntgabe des Ergebnisses im Rathaus Stellung zu beziehen.
Am Sonntagnachmittag bricht er Richtung Walsumer Brauhaus auf, um von dort die Verkündung des Abstimmungsergebnisses gemeinsam mit Parteifreunden zu verfolgen.
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Vor dem Rathaus machten ab dem Nachmittag Sauerland-Gegner Stimmung.
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… auf den Weg ins Rathaus. Dort will er seine letzte Stellungnahme als Duisburger …
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… Oberbürgermeister abgeben und das deutliche Abstimmungsergebnis …
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„Ich bedaure sehr, dass es bei dieser Abstimmung zu so einem Ergebnis gekommen ist. Ich war mir ziemlich sicher, dass bei den vielen Erfolgen, die wir in den letzten acht Jahren hier in Duisburg erzielt haben, das Abstimmungsergebnis anders sein wird. Zu mir und meiner Amtszeit gehören viele, viele positive Ereignisse, aber …
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… eben auch die Loveparade. Damit werde ich, damit wird meine Amtszeit und damit wird die Stadt leben müssen. Ich war gerne Oberbürgermeister dieser Stadt. Ich habe dieses Amt mit Herzblut und Leidenschaft ausgeführt.
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Ich möchte mich an dieser Stelle ganz besonders bei meinen loyalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken (. . . ) und hoffe, dass nach dieser Abstimmung, nach der Neuwahl einer neues Oberbürgermeisters in dieser Stadt, die politischen Parteien die Kraft haben, aufeinander zuzugehen, um für diese Stadt eine gute, eine aussichtsreiche Zukunft zu gestalten.
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Herzlichen Dank Ihnen allen. Gott schütze die Stadt Duisburg.“
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Drei Tage später, mit der Feststellung des Abstimmungsergebnisses im Wahlausschuss am 15. Februar, scheidet Adolf Sauerland aus dem Amt.
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Nach seiner Abwahl kassiert er noch drei Jahre lang ein Ruhegehalt von mindestens rund 8.700 Euro pro Monat. Laut Besoldungstabelle bezog er als B11-Beamter ein Grundgehalt von 11.500 Euro plus Zulagen im Monat.
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Seit 2015 erhält der frühere Lehrer monatliche Bezüge entsprechend seiner Pensionsansprüche – als Beamter auf Lebenszeit 8268 Euro. Wäre Sauerland zurückgetreten, hätte er zumindest den Anspruch auf Übergangsgeld und Ruhegehalt verloren.
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