Schwelm.
Beim ersten Schnitt in die Haut, die das Kniegelenk umschließt, verlässt die erste Besucherin das Forum im Helios-Klinikum Schwelm. Drei Sitze weitert schlägt eine Frau die Hände vor das Gesicht, der Besucher neben ihr verzieht keine Miene, auch dann nicht, als Operateur Dieter Nachtigall, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, die Kniescheibe freilegt und das Surren einer Art Bohrmaschine für den menschlichen Knochen ertönt. Bereits zum vierten Mal überträgt das Klinikum bei einem ihrer Aktionstage live aus dem OP-Saal – und ist stolz auf den technischen Aufwand, der auch diesmal viele Besucher in das Forum lockt.
Operation nicht in jedem Fall nötig
Bis zu 1000 Besucher verzeichnete das Helios beim letzten Aktionstag zum Thema Herzgesundheit im vergangenen Jahr. Maren Giese, Pressesprecherin für die Häuser in Schwelm, in Hagen-Ambrock und Hattingen Holthausen, ist zuversichtlich, dass es auch an diesem Tag wieder mehrere Hundert Besucher werden.
Gemeinsam mit dem Sanitätshaus Böge, mit dem Rehazentrum Medifit und den Selbsthilfegruppen der Deutschen Rheuma-Liga Schwelm und der Osteoporose- Gruppe Gevelsberg hat das Helios-Klinikum ein Paket geschnürt, um Menschen, die Gelenkbeschwerden an Hüfte, Knie oder Schulter haben, zu informieren. Der Weg zur Linderung muss nicht unbedingt über eine Operation führen. 400.000 Endoprothesen werden in Deutschland laut Helios jährlich eingesetzt, 250 davon in der Schwelmer Klinik am Martfeld.
Mehr präventive Maßnahmen wünscht sich Frank Jordan, einer der Geschäftsführer des Sanitätshauses Böge, und verweist auf den Schwelmer Patienten, der mit zwei Knieorthesen auf dem Jakobsweg pilgert. Wie eine Art feste Bandage umschließt die Orthese dabei das Knie und Teile des Ober- und Unterschenkels. Stabilisierend, entlastend, aber auch korrigierend kann und soll die Orthese wirken.
Assistenzarzt Dr. Daniel Schwefel berät unterdessen direkt im Eingangsbereich. Auf dem Tisch vor ihm liegen Modelle künstlicher Gelenke. Eine der am häufigsten gestellten Fragen an diesem Tag, „Wann ist eine Operation sinnvoll?“, macht Schwefel vom Grad des Schmerzes abhängig und sagt: „Eine OP ist für uns der letzte Schritt.“ Altersabhängig seien die Beschwerden an Knie, Hüfte oder Schulter aber nicht. Die durch einen Unfall geschädigte 30-Jährige sei ebenso betroffen wie der 75-jährige Patient mit der Diagnose Arthrose, die Sportlerin oder der körperlich schwerarbeitende Handwerker. Beide, Orthopädiemeister Jordan und Chirurg Schwefel, werben für den frühzeitigen Gang zum Fachmann.
Für Ernst August Schier hatte der Orthopäde in der letzten Sprechstunde die Empfehlung: „Lassen Sie sich operieren.“ Deshalb ist der 69 Jahre alte Mann zum Aktionstag gekommen. Wird er sich nun hier behandeln lassen? „Mal sehen“, sagt Schier, „nett waren sie.“ Trotzdem will sich der passionierte Rennradfahrer auch noch in weiteren Kliniken beraten lassen.