Das Ruhrgebiet und Düsseldorf buhlen um den Sitz der neuen Konzernsparte „Infrastruktur und Städte“, die die Siemens AG gründen will. In der Unternehmenszentrale sollen bis zu 2000 Menschen arbeiten.
Essen.
Der Wettbewerb um den Sitz der neuen Siemens-Zukunftssparte „Infrastruktur und Städte“ ist eröffnet. Das Ruhrgebiet buhlt um die geplante Zentrale, in der 2000 Menschen arbeiten sollen. IG Metall und Stadt Düsseldorf bringen Benrath ins Spiel.
NRW macht sich Hoffnung, nachdem Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser in einem Interview die Diskussion eröffnet hatte: „Die einzige Megacity, die wir in Deutschland haben, ist eigentlich die Region Rhein-Ruhr. Man könnte auch argumentieren, dass wir deshalb dahin gehen sollten.“ Eine Entscheidung über die Ansiedlung soll spätestens im Oktober fallen. Im Gespräch sind aber auch Berlin, München, London und Shanghai.
Schon im Februar hatte sich der Bayer Kaeser bei der Eröffnung der neuen NRW-Siemens-Zentrale in Düsseldorf wohlwollend über das Potenzial der Region an Rhein und Ruhr geäußert. Der Top-Manager soll auch den NRW-Bezirksleiter der IG Metall, Oliver Burkhard, sehr schätzen. Gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf und der dortigen IHK macht sich Burkhard für Düsseldorf-Benrath als Sitz für die neue
Siemens-Zukunftssparte stark. Dort läuft die Edelstahl-Produktion von Thyssen-Krupp Nirosta in einigen Jahren schrittweise aus, weil sich der Konzern auf den Standort Krefeld konzentriert. Dieser Zeitung sagte Burkhard: „NRW mit der großen Kompetenz seiner Fachleute kann Siemens ein exzellentes Angebot machen.“
Zukunftsmarkt vor der Haustür
Aber auch das Ruhrgebiet steht in den Startlöchern. Thomas Westphal, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Metropole Ruhr GmbH, sieht im Wandel von Urbanität, den Siemens mit seiner neuen Sparte aufgreifen will, einen Zukunftsmarkt. „Und dieser Zukunftsmarkt liegt genau vor unserer Haustür“, verweist Westphal auf das Projekt Innovation City von Initiativkreis Ruhr und Landesregierung. In Bottrop soll eine Klimastadt entstehen, in der neueste Energiespartechniken realisiert und grüne Unternehmen angesiedelt werden sollen.
„Es gibt eine sehr enge Verbindung zu Siemens, auch was die Begleitung des Projektes Innovation City angeht. Wir tun alles, was wir können, damit sich Siemens hier heimisch fühlt“, so Initiativkreis-Koordinator Thomas Hüser.
Nicht zu viel Euphorie
Heute und morgen sitzen die Revier-Wirtschaftsförderer zusammen. Sie wollen dabei auch eine gemeinsame Vorgehensweise verabreden, um Siemens Standort-Angebote zu machen. Westphal: „Wir bauen einen Gesprächsfaden mit Siemens auf.“ NRW-Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger hat bereits Kontakt zu Siemens aufgenommen.
Der Siemens-Gesamtbetriebsrat warnt indes davor, dass der Konzern die neue Sparte im Ausland ansiedelt. Pietro Bazzoli, Betriebsratschef im Mülheimer Turbinen- und Generatoren-Werk mit fast 5000 Beschäftigten: „Wir sollten den Siemens-Vorstand nicht mit zu viel Euphorie aus NRW verschrecken.“