Duisburg.
Der Vorwurf wiegt schwer: Nicolae P. (23) aus Mülheim soll am 29. April 2018 seine acht Monate alte Tochter getötet haben. Die Anklage am Landgericht Duisburg lautet auf Totschlag.
Duisburg: Acht Monate altes Baby getötet – Angeklagter schweigt zu Prozessbeginn
Die Staatsanwaltschaft wirft dem gebürtigen Rumänen vor, den Kopf des Babys gegen einen festen Gegenstand geschlagen zu haben und so seinen Tod billigend in Kauf genommen zu haben. Durch den Schlag kam es zu schweren Kopfverletzungen, an denen das Kind einen Tag später im Essener Klinikum starb.
Der 23-jährige Angeklagte wollte sich vor dem Landgericht in Duisburg zunächst nicht zur Sache einlassen. Einzig darüber, wie er nach Deutschland gekommen ist, berichtete er. 2013 sei er ins Ruhrgebiet gekommen, einige Jahre später lernte er über Facebook seine einstige Lebensgefährtin Esmeralda V. (18) kennen. Zunächst lebte das Paar, das noch ein älteren Sohn hat, in Bochum, später in Herne, Gelsenkirchen und Mülheim.
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Die Mutter der kleinen Jasmina war als Zeugin geladen, erschien jedoch zunächst nicht. Sie musste von der Kripo vorgeführt werden.
Das einstige Paar würdigte sich im Gerichtssaal keines Blickes. „Am Anfang war alles gut und schön“, sagt die 18-Jährige mit leiser Stimme über ihre Beziehung mit dem Angeklagten. Sie sei ihm nach Deutschland gefolgt, ohne ihn zu kennen. Ihr Schwager habe die beiden einander vorgestellt, als sie noch minderjährig war.
Nach dem Nicolae P. für ein Jahr wegen erwerbsmäßigen Diebstahls im Gefängnis saß, habe er sich verändert, berichtet die 18-Jährige im Gerichtssaal.
Beziehung zu anderem Mann sorgt für Ärger
Er habe mit Fäusten und Füßen auf sie eingeprügelt, sie hätten sich täglich gestritten. „Er hat mich geschlagen, ohne das ich etwas getan habe“, erzählt sie gefasst. Grund soll eine Beziehung zu einem anderen Mann gewesen sein, während er im Knast gesessen hatte. „Er dachte, die Tochter wäre nicht seine“, so die Kindesmutter. Auf Nachfrage der Richterin, ob er denn der Vater sei, gesteht sie: „Ich glaube nicht…“
Nachdem der Angeklagte im Dezember 2017 wieder aus dem Gefängnis kam, habe er täglich Drogen konsumiert: Gras und Ectasy. „Ich blieb bei ihm wegen der Kinder“, sagte Esmeralda V.
Wie starb Jasmina?
Sie sei einige Tage vor dem Tod einkaufen gewesen, so Esmeralda V. Nicolae P. habe auf die Tochter aufgepasst. Als die Mutter zurückkam, durfte sie die Kleine nicht sehen. „Ich wollte ins Zimmer zu ihr. Er hat es mir nicht erlaubt.“ Nach einiger Zeit gelang es ihr, das Baby zu sehen. Beim Anziehen stellte sie dann fest, dass das Kind blau am Ohr war. „Er sagte: ‚Ich habe ihr nichts getan.‘
Angeklagter verweigert Arztbesuch: „Doktor wird Fragen stellen“
Später gestand er ihr gegenüber, dass er das Kind auf die Fliesen habe fallen lassen. Zunächst soll es dem Baby laut Aussage der Mutter aber noch gut gegangen sein. Erst später sei der Kopf des Babys dicker geworden. Sie habe zum Arzt gehen wollen, doch das habe ihr Freund verboten. „Der Doktor wird Fragen stellen“, befürchtete er.
Bereits zwei oder drei Tage nach dem Vorfall sei sie abends zu Bett gegangen – gemeinsam mit dem größeren Baby. Er habe auf dem Balkon noch Marihuana geraucht. Als sie schon eingeschlafen sei, sei er in ihr Zimmer gestürmt gekommen, habe ihr das Baby in die Hand gedrückt und geschrien: „Ich weiß nicht, was mit ihr ist.“ Das Kind habe nicht mehr geatmet und einen geschwollenen Kopf gehabt.
Erst dann ging der Vater mit dem Kind ins Krankenhaus. Seine Freundin blieb eingesperrt zurück. Einige Stunden später kehrte er zurück. Mit der Polizei und der Nachricht: „Die Tochter ist tot!“
Mutter: „Wenn er das Kind fallen gelassen hätte, wäre es nicht gestorben“
Esmeralda V. stand zunächst selbst unter Verdacht etwas mit dem Tod des Kindes zu tun zu haben. Doch die Ermittlungen ergaben keine Hinweise darauf.
Nicolae P. soll ihr anschließend gedroht haben, sie zu töten, wenn Sie der Polizei die Wahrheit sagen würde. Doch als sie erfuhr, dass ihr Baby durch einen Schlag gestorben ist, beschloss sie, auszusagen. Denn sie glaubt nicht, dass ihm das Kind wie behauptet heruntergefallen sei. „Wenn er das Kind fallen gelassen hätte, wäre es nicht gestorben“, ist sie überzeugt.
Vorwurf gegen Mutter bestätigt sich nicht
Da die Mutter zum Tatzeitpunkt in Betreuung des Jugendamtes Gelsenkirchen war, stand auch das Jugendamt in der Kritik. Doch wie „Radio Emscher Lippe“ berichtete, sollen keine Hinweise auf Versäumnisse des Gelsenkirchener Jugendamtes vorliegen.
Aufregung hatte es nach dem Tod des Kindes gegeben, weil sich das Mülheimer Krankenhaus zunächst geweigert hatte, die Krankenakte des Babys herauszurücken. Erst als die Polizei mit einem richterlichen Beschluss anrückte, gaben sie den Beamten Akteneinsicht.
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Am kommenden Freitag will sich auch der Angeklagte erklären. Ein Urteil wird für 10. April erwartet.