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Zwei Pakete in einem Fach: Wie sicher sind Packstationen von DHL?

Zwei Pakete in einem Fach: Wie sicher sind Packstationen von DHL?

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Foto: Funke Foto Services
  • Tausende Postkunden nutzen jeden Tag die Packstationen
  • Aber wie sicher sind die Stationen eigentlich?
  • Unser Reporter konnte einfach ein fremdes Packet entnehmen

Essen. 

Klar, Packstationen sind schon eine praktische Sache. Zweimal auf den Bildschirm gedrückt, schon geht die Klappe auf. Päckchen rein, fertig. Ab nach Haus. Doch was ist eigentlich, wenn mal was schief geht? Sind die Dinger wirklich sicher?

Schederhofstraße, Essen: die Packstation auf dem Aldi Parkplatz. Mit einem Schwung will ich mein Päckchen – Größe Werkzeugkiste – in das gelbe Fach wuchten. Dumm nur: Da liegt bereits ein Paket. Wie kann das denn sein, kratze ich mich ungläubig am Kopf. Schließe das Fach und versuche es erneut. Tippen, scannen. Wieder öffnet sich das gleiche Fach. In meiner Hilflosigkeit will ich meins einfach dazu stellen. Passt aber nicht.

Also ziehe ich das andere Päckchen raus, drehe es. Nun passen beide. Ob das so richtig war? Ich schließe das Fach. Gehe nach Hause. Auf dem Weg frage ich mich zum ersten Mal, ob die Packstationen, die ich wegen ihrer praktischen Einfachheit so liebe, wirklich sicher sind. Und greife zum Telefon.

Einfach dazustellen ist nicht gut

Dieter Pietruck ist Pressesprecher bei der Deutschen Post. Und auch wenn ich es nicht sehen kann, glaube ich zu hören, wie er am anderen Ende der Leitung die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Das Paket einfach dazu gestellt? Uiuiui das war wohl völlig falsch. Immerhin beruhigt er mich: Ankommen wird es auf jeden Fall. Doch was war da eigentlich passiert?

Einen technischen Defekt der Paketstation schließt der Post-Sprecher eigentlich aus. Das würde bei den Packstationen nämlich nur in einem Promillebereich passieren. Wahrscheinlicher sei, dass der Kunde vor mir einfach etwas falsch gemacht hat: Pietruck: „Der Kunde kann ein Paket zur Station geliefert bekommen haben. Das nimmt er aus dem Fach und legt ein neues hin – ohne zu scannen.“ Die Paketbox denke jetzt aber sie sei leer. Und öffnet sich für mich.

Gleiches würde geschehen, wenn der Kunde das Paket aus der Box abholen wollte und die Annahme verweigert hat. „Dann hätte er es aber nicht zurück in die Box stellen, sondern in eine Filiale bringen müssen“, erklärt Pietruck. Dritter Fall: Der Kunde scannt sein Paket und packt es in das Fach. Schließt die Tür und bricht den Vorgang ab. Wieder denkt die Box, sie sei leer.

Was alle Fälle gemein haben: Der vorherige Kunde hätte keinen Versandbeleg für seine Post. Versichert wäre sein Päckchen nicht. Hätte ich mich also einfach daran vergreifen können? Schwer war es. Professionell verpackt ebenfalls – vielleicht war es sogar wertvoll?

„Ein Panzer bekommt die Stationen klein“

„Die Packstationen sind ausreichend gegen Diebstahl gesichert“, sagt Pietruck. Man hätte mich also erwischt. Mit einer Videoüberwachung? Pietruck: „Bitte verstehen sie, dass wir uns nicht zu konkreten Sicherheitseinrichtungen äußern wollen.“

Doch soviel ist ihm dann doch zu entlocken: „Die Packstationen sind ein ganz wichtiger Faktor für die DHL und den Onlinehandel. Wir sind nicht blauäugig und wissen, dass Sicherheit ein wichtiges Thema ist.“ Schließlich würden die großen Versender ansonsten nicht mit der Post zusammen arbeiten. Nur „mit einem Panzer“ bekäme man die Stationen klein.

Per Knopfdruck zur Packstation-Hotline

Doch die Sicherheitsmaßnahmen werden ständig weiter entwickelt. Die erste Packstation im Ruhrgebiet wurde 2001 in Dortmund aufgestellt. Pietruck: „Zwischen dieser und den heutigen Stationen liegen Welten.“

Einen Tipp hat der Postsprecher dann auch noch parat. Sollte an der Packstation mal etwas schief gehen – wie in meinem Fall mit dem Päckchen im Fach, steht an den Stationen eine Hotline-Nummer. Über die hätte mir direkt geholfen werden können.

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