„Hier war ich arm aber glücklich“ – Warum Gunter Gabriel das Ruhrgebiet so liebte – und das Ruhrgebiet Gunter Gabriel
Gebürtiger Westfale, Wahl-Hamburger – aber gefühlt Ruhrpott-Kind
Gunter Gabriel passte mit seiner Art und seinen Liedern ins Ruhrgebiet
Die zwei Jahre in Essen waren die schönsten seines Lebens, sagte er
Essen.
Denkt man an Gunter Gabriel, kommt einem sofort sein Hausboot in Hamburg in den Sinn. Der Country-Sänger, der am Donnerstag im Alter von 75 Jahren starb, wuchs im westfälischen Bünde auf. Im Herzen war er aber Hamburger.
Weil Gunter Gabriels Herz groß war, passte aber nicht nur Hamburg hinein. Auch für das Ruhrgebiet hatte der Sänger immer ein besonderes Faible.
In Gunter Gabriel steckt ein Stück Ruhrpott
Gabriel und der Pott – das passte einfach zusammen. Seine Schlager waren oft an die Arbeiter, die Malocher gerichtet. Genau die Menschen, für die das Revier bekannt ist.
Mit „Hey Boss, ich brauch mehr Geld“ sang er den Ruhrpott-Arbeitern aus der Seele. Sie dankten es ihm und feierten ihn bei seinen Auftritten im Revier.
Wie 1987, als er mit tausenden Arbeitern gegen die Schließung des Krupp-Werks in Duisburg-Rheinhausen demonstrierte. Alle schmetterten Gabriels Solidaritäts-Lied „Rheinhausen, du darfst nicht untergehen“, bis es zu einem echten Hit wurde.
Umgedichtet auf „Oh Bochum, du darfst nicht untergehen“ schloss er sich 2008 auch den Demonstrationen gegen die Abwanderung von Nokia Richtung Rumänien an. Er sang nicht nur für die Arbeiter, er setzte sich für sie ein.
„Das war hier die schönste Zeit meines Lebens“
„Hier war ich arm aber glücklich“, sagte Gabriel einmal auf einem Campingplatz am Essener Baldeneysee. Von 1988 bis 1990 hatte er hier in einem Wohnwagen gehaust. Hochverschuldet, ohne richtigen Wohnsitz.
Bei seiner Rückkehr 2012 dachte er nostalgisch an seine Zeit im Pott zurück. „Das war hier die schönste Zeit meines Lebens. Diese Freiheit, das ist ein unvergleichliches Lebensgefühl“, sagte er der „Bild“ und stimmte mit seiner Gitarre ein Lied auf Essen-Werden an.
Gebürtiger Ostwestfale und Wahl-Hamburger – irgendwie steckte doch auch eine ganze Menge Ruhrgebiet in Gunter Gabriel. Nun trauert das Revier – um „einen von uns“.