Veröffentlicht inEssen

Darum bist du anfälliger für Übergewicht, wenn du nördlich der A40 im Ruhrpott wohnst

Darum bist du anfälliger für Übergewicht, wenn du nördlich der A40 im Ruhrpott wohnst

dick-uebergewicht-jeans-hose.jpg
Foto: imago/Science Photo Library
  • 10 von 12 Essener Filialen von McDonald’s und Burger King stehen im Norden
  • Unausgesprochener Grund: Dort wohnt die Klientel der Burgerketten
  • In einkommensschwächeren Gegenden fehlt oft das Bewusstsein für gesunde Ernährung

Essen. 

Zwei Drittel aller Ruhrpott-Filialen von McDonald’s und Burger King stehen nördlich der A40. In Essen sind es sogar zehn von zwölf. Der Fastfood-Riese McDonald’s begründet das mit einer engeren Besiedelung und günstigeren Mieten als im Süden.

Aber ist das die ganze Wahrheit? Was macht den Norden des Reviers so attraktiv für Fastfood-Restaurants und Imbisse?

————————————-

• Mehr Nachrichten aus Essen:

Zweiter Ruhrpott in Südafrika! Diese Revierstädte gibt es nochmal – sogar mit Bergbau-Vergangenheit

Imbiss-Check Ruhrgebiet: So schmeckt’s im Porky-Grill in Essen-Kray

Aldi Nord baut alle Filialen um – mit diesem genialen Trick hält der Discounter jetzt sein Obst und Gemüse frisch

————————————-

Ein nicht ausgesprochener, aber ausgesprochen wichtiger Faktor: In einkommensschwächeren Gegenden ernähren sich deutlich mehr Menschen ungesund. Oder knallhart gesagt: Im nördlichen Ruhrgebiet wohnen viel mehr Übergewichtige als im Süden.

Dr. Susanne Moebus geht sogar noch weiter. Die Expertin für Stadtgesundheit an der Uniklinik Essen sagt im Gespräch mit DER WESTEN: „Du musst kein Geringverdiener sein, sondern nur in einer einkommensschwachen Gegend wohnen, und das Risiko dick zu werden ist deutlich größer.“

>> McDonald’s-Karte: Die Ruhrpott-Filialen im Überblick

Kann man also anhand deiner Postleitzahl sehen, ob du übergewichtig bist? „Natürlich nicht“, sagt Moebus. „Auf einzelne kann das nicht herunter gebrochen werden. Der Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Übergewicht besteht aber weltweit.“

Einen Hauptgrund dafür sieht Moebus in fehlendem Bewusstsein für gesunde Ernährung in der sozial schwächeren Gesellschaft. „Eine gesunde Mahlzeit kostet mehr Zeit und Aufwand oder mehr Geld. Ein Fastfood-Menü auf die Hand für sieben Euro ist die einfachere Variante.“ Aber eben auch die ungesunde.

Jüngere Generationen wachsen mit diesem mangelnden Ernährungsbewusstsein auf, werden so noch anfälliger für Übergewicht und die gesundheitlichen Folgen. „Erklär mal einem Zehnjährigen, warum er sich gesund ernähren soll. Das ist dem piepegal und war es mir in dem Alter auch. Der denkt sich: Was wollen die? Ich bin doch gesund.“

Fastfood-Restaurants und Imbisse eröffnen deshalb genau da, wo sie ihre Klientel vermuten. Oberhausen, die Dortmunder Nordstadt oder Essen-Borbeck bieten also nicht nur eine enger bewohnte Gegend, sondern auch mehr Laufkundschaft für schnelles, fettiges Essen. Mitten in diesem übermäßigen Angebot fällt es dann auch Besserverdienenden schwerer, Nein zu sagen.

In den sozial schwächeren Gegenden mancher Großstädte der USA wurde wegen dieses Phänomens sogar ein Fastfood-Verbot beschlossen. Dort dürfen bestimmte Restaurantketten keine neuen Filialen mehr eröffnen.

„Davon sind wir in Deutschland weit entfernt“, so Moebus, die die Grundidee dieses Verbots aber gar nicht so schlecht findet. „Es gibt tausend Wege, den Menschen eine gesündere Ernährung nahezulegen und zu erleichtern. Alle sind aber schon tausend Mal propagiert worden. Das reicht einfach nicht.“

>> Abnehmen ab 30? Darum fällt es Frauen besonders schwer

Moebus sieht den einzigen Weg darin, die Menschen zu ihrem Glück zu zwingen: „Das Essen muss gesetzlich geändert werden. In Fastfood-Restaurants wie im Supermarkt. Zuckergehalte in Lebensmitteln müssen drastisch reduziert werden, stufenweise muss auch der Salzgehalt in bestimmtem Essen bis zu 100 Prozent nach unten.“ Dagegen wehrt sich die Lebensmittelindustrie mit ihrer einflussreichen Lobby bisher erfolgreich.

+++++++++
Du willst immer wissen, was in Essen los ist? Dann klicke hier und hol dir den kostenlosen Essen-Newsletter von DER WESTEN.