„Junge Frauen sind heute sehr offen“ – Wer immer noch in Sex-Shops geht. Und warum.
Im Internet ist Sex anonym, schnell und billig
Wer trotzdem noch in den Sexshop geht – und warum
Essen.
Sex im Internet ist schnell und billig. Pornos, Toys, Chats – alles da, alles anonym. Wer geht da noch in den Sexshop? Und warum? Das weiß Willi Geier (50). Er arbeitet seit 14 Jahren in Sexshops und ist Filialleiter von Life Erotica am Salzmarkt in Essen.
Zunächst mal: Es besuchen nur noch halb so viele Menschen den Laden wie vor zehn Jahren. Das bringt Sexshops überall ganz schön ins Straucheln. Aber noch kommen Kunden. Sie suchen Beratung. Und den „Kick“.
Willi Geier unterscheidet zwischen drei Gruppen:
1. Die jungen Unerschrockenen
Eine 18-Jährige hat einen abgefahrenen neuen Vibrator. Jetzt wollen ihre Freundinnen den auch. Sie kommen in Grüppchen, fragen gezielt nach dem Spielzeug, begutachten es, kichern.
Diese Szene hat Willi Geier schon oft gesehen. „Junge Frauen sind heute sehr offen.“ Wenn sie noch unentschieden sind, nehmen sie gern bunte, günstige Sextoys. Die sind dann eher abstrakt: Rosa Raupe schlägt perfekte Peniskopie.
„Jüngere wissen genau, was sie wollen“, sagt Geier. „Sie bringen Fachwissen mit und wollen viel ausprobieren.“ Vom Penisring bis zu Bondage ist alles dabei. Auch die Pornokabinen und das Pärchen-Sexkino im Keller testen sie. Gangbang nicht ausgeschlossen.
Manchmal ist Geier richtig schockiert. „Die jungen Leute sind so abgeklärt, so satt. Sie haben alles schon in Internet-Pornos gesehen.“ Und trotzdem wüssten sie vieles nicht. „Mit Peitschen oder Fesseln kannst du dich richtig verletzen“, sagt Geier.
Er rät: Lieber vorher nachfragen, als nachts in die Notaufnahme zu tingeln.
2. Die Älteren auf der Suche nach Abenteuer
Wer kein Digital Native ist, fürchtet sich oft davor, mit Sex im Netz abgezockt zu werden. Deshalb kommen Ältere ins Life Erotica. Besonders süß findet Willi Geier Paare, die ihr Sexleben wieder aufregend machen wollen – aber nicht wissen, wie. „Da ist Fingerspitzengefühl gefragt.“
Ab etwa 40 suchen Leute im Sexshop nach Abenteuer. Männer kaufen ihren Frauen Schulmädchenkostüme. Frauen probieren künstliche Zungen aus. Und: In dem Alter gehen sie besonders oft ins Sexkino.
Ältere Kunden sind auch die letzten, die noch Pornos im Life Erotica kaufen. Im Vergleich zu 2006 sei der Umsatz um 80 Prozent eingebrochen, sagt Geier. „Wenn der Druck zu groß ist, setzt sich ein 20-Jähriger vor den PC, macht den Porno an und los geht’s.“
Ü-40er nehmen sich Zeit. Sie wollen Storys, Porno-Stars und Spielfilmlänge.
3. Die Unsicheren
Sie trauen sich nicht, Kondome bei dm aufs Kassenband zu legen. Sie waren schwer krank und brauchen Rat, um sich an Sex wieder ranzutasten. Sie wollen die 28 Vibrationsstufen des Sextoys vorher ausprobieren, bevor sie ihn kaufen.
Sie alle nimmt Geier an die Hand, berät sie – oder zieht sich zurück. Das ist ganz wichtig in seinem Job.
In Ruhe zu shoppen macht im Sexshop schließlich Spaß. Es gibt viel zu sehen.
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